Guy Lachappelle tritt auf Ende Juli als Präsident von Raiffeisen zurück. Das erklärte er am Donnerstagabend an einer Medienkonferenz in Basel, nachdem die Bank den Rücktritt zuvor in einer Mitteilung angekündigt hatte.
Formeller Grund dafür ist eine Strafanzeige, die in Basel gegen Lachappelle eingereicht wurde und die auf seine Zeit als Chef der Basler Kantonalbank vor 2018 zurück geht.
Wie er selber in einem langen Statement erzählte, hatte Lachappelle damals einer Frau, mit der er eine Affäre hatte, vertrauliche Dokumente über eine Reorganisation bei der BKB zukommen lassen. Die Beziehung zwischen den beiden hielt jedoch nicht lange, wie Lachappelle ausführte. Nun war es offenbar sie, die ihn in Basel anzeigte.
«Ich habe in meiner Verliebtheit einen riesengrossen Fehler gemacht», sagt Lachappelle. «Ich wollte sie unterstützen, weil sie an dem Thema interessiert war. Es war unklug von mir, ein solches Dokument herauszugeben.»
«Mein Verhalten lässt sich unter dem Gesichtspunkt der Integrität nicht entschulden. Dazu stehe ich.»
«Ich gehe davon aus, dass mein Verhalten nicht strafrechtlich relevant war», sagte ein den Tränen nahestehender Lachappelle vor den Medien in Basel. «Aber mein Verhalten lässt sich unter dem Gesichtspunkt der Integrität nicht entschulden. Dazu stehe ich.» Er schäme sich für diese «unglaubliche Unachtsamkeit.»
Rücktritt auch von den neuen Mandaten bei UKBB und der Idée Cooperative
Der Raiffeisen-Präsident kündigt an, auch von anderen Ämtern zurückzutreten. So wurde erst vor kurzem angekündigt, dass er das Präsidium der Genossenschaft Idée Cooperative übernehmen wolle und Verwaltungsrat des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB) werden sollte.
Das UKBB spielt offenbar auch eine Rolle im Streit zwischen Lachappelle und dieser Frau. Diese habe ihm vorgeworfen, sie mit der Annahme des Amts zu stalken, da sie selbst im Gesundheitswesen tätig sei. Lachappelle stellt dies in Abrede. Er und seine Frau seien seit zwanzig Jahren im Gesundheitswesen tätig und hätten immer wieder Mandate in der Branche gehabt.
Lachappelle stehe Raiffeisen noch bis Ende Juli uneingeschränkt zur Verfügung, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen, schreibt Raiffeisen. Die Amtsgeschäfte übernehme per sofort Vizepräsident Pascal Gantenbein, der das Präsidium ad interim bis zur nächsten Generalversammlung führen wird.
«Das Wort Entschuldigung ist schnell gesagt, aber das reicht in diesem speziellen Fall nicht», konstatiert Lachappelle vor den Medien. «Ich entschuldige mich dennoch aufrichtig.» Ganz besonderes gelte dies seiner Familie und seiner Frau. «Sie ist und bleibt mein Fels in der Brandung.»
«Viele Initiativen auf den Weg gebracht»
Lachappelle übernahm das Präsidium 2018 als in der Raiffeisen-Affäre um den früheren Bank-Chef Pierin Vincenz unbeschriebenes Blatt – mit dem Auftrag, wieder Ruhe in die Genossenschaftsbank zu bringen. Der Basler folgte damals auf Johannes Rüegg-Stürm beziehungsweise auf Pascal Gantenbein, der den Verwaltungsrat bereits nach Rüeggs Abgang interimistisch geführt hatte.
Im Communiqué der Bankengruppe würdigt der Verwaltungsrat, dass Raiffeisen in Lachappelles Amtszeit «den Austausch mit den Eignern institutionalisiert, zusammen mit den Raiffeisenbanken die Gruppenstrategie erarbeitet und im Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz verabschiedet sowie viele Initiativen daraus auf den Weg gebracht» habe.
1982-1988 Universität Basel, Studium der Rechtswissenschaften, lic. iur.
1990-1994 A&U Kaderberatung, Basel: Unternehmensberater
1991-1993 HWV, Olten: Nachdiplomstudium Personalwesen
1994-1999 Credit Suisse, Basel: diverse Funktionen
1999-2006 Bank Cial/CIC, Basel: Zuletzt Leiter Risk Management
2006-2010 Bank Coop (heute Cler): Zuletzt Leiter Kredit
2002-2004 Universität St. Gallen, Executive MBA
2010-2018 Basler Kantonalbank, Basel: Zuletzt CEO (ab 2013)
2018 bis heute Raiffeisen Schweiz, St. Gallen: Verwaltungsratspräsident
2018 bis 2021 Schweiz. Bankiervereinigung, Basel: Verwaltungsrat
2021 bis heute Idée Cooperative, Bern: Präsident
2021 bis heute Universitäts-Kinderspital beider Basel, Basel: Verwaltungsrat
2 Kommentare
Das kommt davon wenn MANN das Hirn in der Hose hat!
Einmal mehr stolpert ein Top-Manager über eine dumme Affäre und eine noch dümmere Handlung ...