Tommy Maranges ist ein junger Amerikaner, der vor vier Jahren sein Studium an einem erzkatholischen Institut in der amerikanischen Provinz beendet hat. Tommy Maranges ist aber auch der Erfinder eines Brettspiels, das in kürzester Zeit mehr als eine Million Dollar gesammelt hat. Der Name des Spiels: «Secret Hitler».

Dabei handelt es sich um ein Rollenspiel. Die Spieler sind aber keine Werwölfe in einem Fantasialand, sondern mimen Liberale, Faschisten und Hitler zum Ende der Weimarer Republik. Per Zufall bekommt jeder verdeckt seine Rolle zugeteilt und dann beginnen Betrug, Lügen und Manipulation. Die Liberalen wollen die Welt retten, die Faschisten sie zugrunde richten und einer ist der «Geheime Hitler», der an die Macht will.

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Vom Erfolg überrascht

35'000 Personen haben Maranges’ Idee auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter unterstützt. Das ursprüngliche Finanzierungsziel von 25'000 Dollar hat der Jungunternehmer bereits am ersten Tag doppelt erreicht. Und das Geld floss weiter. Am Ende der Kickstarter-Kampagne kratzte Maranges ganze 1'479'047 Dollar zusammen.

Der Erfolg hat Maranges überrascht, wie er im Interview mit «Business Insider Deutschland» sagt. «Wir haben damit gerechnet, dass das Spiel gut laufen würde», erklärt er. «Aber wir haben nicht erwartet, dass wir schon am ersten Tag das Funding-Ziel erreichen würden.» Wegweisend sei gewesen, dass eine «Print-and-Play-Version» online zum Download verfügbar gewesen sei. So konnten die Leute das Spiel ausprobieren – und anschliessend eine veredelte Version bestellen.

Probe-Version online

«Secret Hitler» sei eine Hommage an sogenannte «Social Deduction Games», erklärt der Spiele-Erfinder die Idee hinter der erfolgreichen Kickstarter-Kampagne. Er habe zusammen mit seinen Freunden und Miterfindern lange an einem Spiel getüftelt. «Doch erst, als wir erwägten, die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu thematisieren, passte auf einmal alles zusammen – bei den Ereignissen vor Hitlers Machtergreifung gab es so viel Verrat und Opportunismus. Ich muss nicht erwähnen, was für ein schrecklicher Opportunist er war, etwa wie er den Reichstagsbrand für seine Zwecke nutzte», sagt Maranges.

Es gebe zahlreiche Spiele, die sich um Hitlers Regime drehen würden, ergänzt Maranges. Aber normalerweise würden diese vor allem die militärische Seite beleuchten. «Bei Social-Deduction-Spielen geht es darum, dass gut koordinierte Minderheiten es schaffen, die Mehrheit dazu zu verführen, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. Wir sollten uns nicht nur auf die militärischen Aspekte beschränken, wir können aus dieser Zeitperiode sehr viel mehr lernen», sagt der erfolgreiche Erfinder.

Keine moralischen Bedenken

Moralische Bedenken wegen des Spiels hatte Maranges nie ernsthaft. Er habe das Setting nicht gewählt, um zu schockieren.

«Spiele können Menschen ihre Schwächen bewusst machen», sagt Maranges. «Wir denken, dass unser Spiel Leuten klar macht, dass sie nicht davor gefeit sind, manipuliert zu werden. Und das Thema erinnert daran, dass so eine Manipulation katastrophale Folgen haben kann.»