In Montana USA liegen grosse Kohlereserven brach. Der Ausbeutung des schwarzen Rohstoffs in der «Signal Peak Mine» standen lange verschiedene Hindernisse im Weg, doch 2008 wurden sich die Parteien einig.
Boich Companies und First Energy übernahmen von den früheren Mehrheitseigentümern um den Investmendfonds Airlie Group zwischen 2008 und 2009 die Mine und fördern über die Firma Signal Peak Energy LLC die Kohle zu tage. Das vermutete Kohlevorkommen in der Mine liegt bei 380 Millionen Tonnen, der Wert der Mine wird auf über 1,5 Milliarden Dollar geschätzt.
Absatzmärkte in Asien gesucht
Timothy Legge, Verwaltungsratspräsident des Genfer Ablegers von Gunvor, war hoch erfreut. Denn es handelte sich nach eigenen Angaben um das erste Kohle-Investment Gunvors in den USA. Die Kohleproduktion werde massiv gesteigert, zudem sei deren Qualität besonders gut geeignet für die Verwendung in Stromgeneratoren, liess der Brite verlauten.
Auf Seiten der Boich-Gruppe verkündete deren Chef Wayne Boich Jr., Gunvor bringe das lang ersehnte Asien-Geschäft mit: «Einer der Hauptvorteile der Gunvor Gruppe ist, dass sie unserem Geschäft dank ihrer Rohstoffhändler-Verbindungen die Märkte Japans, Chinas, Koreas und Chiles öffnet.»
Eine klassische Win-Win-Situation also? Offenbar nicht, entnimmt man einem pendenten Gerichtsverfahren in den USA.
Zwischengeschaltete Firma
Gar keine Freude am Geschäft hatte der Investmentfonds der Airlie Group, die ehemalige Besitzerin der Mine. Grund dafür ist der Deal, wie der Investmentfonds bisher an der Mine verdiente. Denn der Fonds erhält dank einem Lizenzabkommen Gebühren für geförderte Kohle, welche die Minenbetreiberin Signal Peak auf Basis des Bruttoverkaufspreises über die First Energy Generation Corp (FEG) verkauft.
Dieser Preis war für die Airlie Group solange in Ordnung, wie Gunvor noch nicht im Spiel war - immerhin erzielten die Investoren damit nach Jahren erstmals regelmässiges Einkommen für dieses Investment.
Seit der Gunvor-Beteiligung aber ist Feuer im Dach. Denn FEG verkauft die Kohle nach dem Kauf von Signal Peak für ein offenbar weit besseres Angebot an den Rohstoffhändler weiter.
Investmentfonds: «Keine Marktpreise»
Die Airlie Group behauptet nun, dass sie keine marktgerechten Preise erhalte. Am 14. Februar 2012 schrieb deren Chef Andy Dwyer in einer E-Mail: «Wir hatten bisher immer eine gute Geschäftsbeziehung, doch seit ungefähr drei Monaten wollte ich eine Erklärung zur Gunvor/FirstEnergy/Signal-Peak-Energy-Transaktion, aber wir wurden hingehalten. Wir sind der Meinung, dass dieser Geschäftsabschluss nicht auf Basis von Marktpreisen erfolgte, er der Bergbaufirma keinen Anreiz gibt, einen angemessenen Gegenwert für die Kohle zu generieren und uns damit schwer schadet.»
Dwyer äusserte in diesem Zusammenhang auch die Vermutung, dass bei der Festlegung der Vertragskonditionen bewusst darauf geachtet wurde, den Gewinnanteil der Airlie Group und indirekt auch die steuerlichen Folgen möglichst tief zu halten.
Zu guter Letzt verlangte Dwyer auch eine Rechnungsprüfung des Bergbauunternehmens Signal Peak. Er machte klar, dass der Investmentfonds zwar eine gütliche Einigung vorziehe, er jedoch beabsichtige, seine Anwälte einzuschalten.
Diese E-Mail an die Adresse seiner Geschäftspartner Boich und First Energy blieb nicht ohne Folgen. Sie schalteten über ihre Minenbetreiberin Signal Peak die Richter ein, um die Verträge zu bewerten.
Darauf reagierte die Airlie Group mit einer Gegenklage. Davon betroffen sind unter anderem Gunvors Ableger in Zypern (Gunvor Group Ltd) und in Delaware/USA (Gunvor-Tochter Pinesdale LLC).
Parteien halten sich bedeckt
Gunvor wollte «als Minderheitsteilhaber» gegenüber «Handelszeitung Online» keinen Kommentar zum laufenden Verfahren geben. Auch bei der Airlie Group gibt es zum Gerichtsverfahren kein Statement, liess deren CEO Andy Dwyer die Redaktion wissen.
Anfang Juni verkündete der Rohstoffhändler Gunvor, man habe BNP Paribas und die Raiffeisen Bank International für eine 250-Millionen-Akquisitionsfazilität mandatiert, mit der die Drittelsbeteiligung am Signal-Peak-Energy-Geschäft realisiert werden soll. Am 23. Mai 2012, dem gleichen Tag, als Gunvor die Klage durch den Investmentfonds Airlie Group zugestellt erhielt, fand sich ein Konsortium von diversen Finanzinstituten für die Beteiligung bereit. Darunter befinden sich Credit Suisse, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, Banque Cantonale Vaudoise und die VTB Bank (Austria).