Klaus-Michael Kühne, Verwaltungsratsmitglied und Mehrheitsaktionär von Kühne + Nagel, findet klare Worte, wenn es um Putins Krieg in der Ukraine geht: «Wir müssen diesem Kriegstreiber noch stärker die Stirn bieten», so der Logistikunternehmer.
Es sei erstaunlich, wie stark die Wirtschaft immer wieder Einfluss auf die Politik nehme und die Politik vor unpopulären Entscheidungen zurückschrecke: «Dieser Opportunismus gefällt mir nicht», sagt Kühne in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Gezerre um Waffenlieferung in die Ukraine ist beschämend
Einem grausamen «Feind, den man nicht der Kneifzange anfassen sollte», Unsummen für sein Gas zu überweisen, sei unverständlich. Allgemein habe die deutsche Regierung zu schwach und unzureichend auf Russlands Krieg reagiert, findet Kühne, der selbst in der Schweiz lebt. Das Gezerre um die Waffenlieferung in die Ukraine sei beschämend.
Das Problem seien die Gegensätze der Ampelkoalition: «Vielleicht findet man immer wieder faule Kompromisse und wurstelt sich so bis zu den nächsten Wahlen durch», so Kühne. Doch so eine Regierung habe Deutschland nicht verdient.
«Wir müssen eben eine Rezession in Kauf nehmen»
Dass bei einem sofortigen Gas-Lieferstopp viele Länder Westeuropas in eine Energiekrise stürzen könnten, sieht Kühne gelassen: Deutschland könne Energieengpässe in den Griff bekommen. Der Unternehmer gesteht aber ein, dass man den Gürtel natürlich enger schnallen müsse.
Auch müssten Industriezweige, die stark von Gas abhängig sind, gewisse Einschränkungen hinnehmen. «Aber dann müssen wir eben die Zähne zusammenbeissen und eine Rezession in Kauf nehmen. Ich glaube fest an die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft», so Kühne.
Doch auch die Schweizer Politik kritisiert der Unternehmer: Die SVP agiere rein national orientiert und wolle immer alles anders machen als die restliche westliche Welt. Das sei eine bedauerliche Erscheinung. Die Schweiz liege im Herzen Europas und sollte an der europäischen Politik so weit wie möglich teilnehmen, fordert Kühne.
Geschäfte mit China sind ein enormer Widerspruch
Während der Multimilliardär das Verhalten gegenüber Russland scharf verurteilt, geht er bei Geschäften mit China eher milde ins Gericht. Man habe kein gutes Gefühl dabei, sagt Kühne auf die Frage, ob westliche Unternehmen Geschäfte mit China machen sollten, wenn das Land Menschenrechte zunehmend mit Füssen trete.
Es überwiege der Pragmatismus bei diesen Geschäften, verteidigt Kühne. Damit müsse man leben: «Aber es ist ein enormer Widerspruch und ein ethisches Problem sondergleichen.»
Die Abhängigkeit von China sei gewaltig. Ein isolierter Handel sei sehr gefährlich für die Weltwirtschaft. Darum sei die Situation in Taiwan brenzlig. Weil die Chinesen sehr pragmatisch seien, hofft Kühne, dass sie vor einem Überfall auf Taiwan zurückschrecken. «Aber ausschliessen kann man das nicht, wie wir auch im Fall Putin gesehen haben.»
(bsc)
1 Kommentar
Lieber Herr Barmettler
Wollte eigentlich ein Abo der Handelszeitung bestellen, doch Ihre Kommentare stören mich, da diese nicht zu Ende gedacht sind. Beispiel: was hat das mit Prinzipeintreue zu tun, wenn ein deutscher Unternehmer wie Herr Kühne die Schweiz nützt um steueroptimiert sein Unternehmen zu führen, aber nicht Schweizer werden will, sich aber trotzdem an der Politik der SVP stört? Was man zu allerletzt Herrn Christoph Blocher vorwerfen kann, ist dass er oder seine Partei keine Prinzipien hat. Die SVP ist die einzige Partei mit klarer Kante und die einzige Partei, welche sich um die Nautralität unseres Landes kümmert.
Leider ist das was ich in der HZ lese mehrheitlich auch nur Mainstream.
MFG
C.Blöchlinger