Kleinstpackungen - etwa von Kosmetika - waren früher «Gratis-Probiererli» zu Werbezwecken. Zum Sammelobjekt mauserten sie sich mit den «Mania»-Aktionen der Migros. Schärfere Sicherheitsbestimmungen an Flughäfen haben die «Minis» endgültig zu einer festen Grösse im Detailhandel mutieren lassen.

Die diesjährigen Sommerferien sind gerade erst vorbei. Am Flughafen Zürich sind in den vergangenen Wochen jeden Tag zwischen 400 und 700 Kilogramm an Gels, Sprays, Cremes und vor allem Getränkeflaschen beschlagnahmt worden, wie Sonja Zöchling Stucki, Sprecherin des Flughafens Zürich, auf Anfrage vorrechnet.

Der Grund dafür ist das seit November 2006 geltende Verbot für Flugpassagiere, Behälter mit Flüssigkeiten von über 100 Millilitern im Handgepäck mitzuführen. Erlassen wurde es, nachdem drei islamistische Terroristen versucht hatten, Sprengstoff in Getränkeflaschen an Bord von Transatlantikflügen zu schmuggeln.

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Abfallberg wird kleiner

In den Anfangsjahren habe man Reisenden in der Hauptreisezeit bei Sicherheitskontrollen täglich noch zwischen 800 Kilogramm und über einer Tonne an zu grossen Behältnissen abnehmen müssen. «Es ist viel Kommunikationsarbeit nötig gewesen, um die Abfallmenge auf das heutige Niveau zu reduzieren», bilanziert die Flughafen-Sprecherin.

In den letzten fünf Jahren sei die konfiszierte Menge pro Passagier von 20 auf rund 14 Gramm gesunken. «Berücksichtigt man den starken Anstieg der Passagierzahlen in den letzten zehn Jahren, stellen wir einen grossen Rückgang der beschlagnahmten Produkte fest», sagt Zöchling Stucki.

Dass die Aufklärungsarbeit des Flughafens Zürich immer noch an ihre Grenzen stösst, belegen jährliche Entsorgungskosten von aktuell knapp 40'000 Franken für die von Passagieren zurückgelassenen Waren.

Konsumentinnen und Konsumenten haben aber sehr wohl ihre Lehren gezogen. Gerade aufgrund der strengeren Sicherheitsbestimmungen in der Aviatik greifen sie vermehrt beim Einkauf zu Kleinstpackungen.

Handgepäck-taugliche Packungen

Deren Nachfrage ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, wie Migros und Coop bestätigen. Umsatzzahlen werden nicht preisgegeben. Auch die beträchtlichen Preisunterschiede der «Minis» je nach Anbieter kommentieren die Grossverteiler nicht.

Kleinstpackungen seien in erster Linie ideal für Kurzferien. Auch in der Freizeit und beim Sport seien sie aufgrund ihrer Grösse und ihres Gewichts praktische Begleiter, heisst es etwa bei Coop.

Die höheren Verkaufspreise von Minibehältern im Vergleich zu Normal- oder Grosspackungen begründen die Grossverteiler mit höheren Einkaufspreisen. Verpackungs- und Herstellungskosten sind im Vergleich zu normalen Produkten überproportional hoch.

Ökologisch sinnvoll

Kleinstpackungen können ökologisch sinnvoll sein. «Ein weggeworfenes Produkt ist für die Umwelt um ein Mehrfaches schädlicher als die zusätzliche Verpackung», stellt Migros-Sprecherin Christine Gaillet fest. Die Verpackung trage in der Regel weniger als 4 Prozent zur Umweltbelastung eines Artikels bei. Am stärksten würden Rohstoffgewinnung und Herstellung die Umwelt schädigen.

Als sinnvolle, aber auch aufwändigere Alternative zu Minipackungen sind im Handel leere Fläschchen und Behälter zum selber Abfüllen erhältlich. Die Nachfrage nach diesen ist laut Migros seit längerer Zeit konstant mit saisonalen Spitzen in den Sommermonaten. Von einer vergleichsweise geringen Nachfrage, spricht man bei Coop.

Leere Plastikflaschen gehören nicht ins PET-Recycling. Sie werden seit Jahren in den Filialen der Grossverteiler separat gesammelt und recycliert. Aus alten Flaschen entstehen dann unter anderem Kunststoffrohre oder Kabelummantelungen.

(sda/ccr)