Die Frage sei erlaubt: Was hat ein Kristall mit moderner Hightech zu tun? Die Kistler-Gruppe hat die perfekte Antwort darauf. Das Winterthurer KMU ist weltweit die einzige Firma, die hochsensible Sensoren auf Quarzbasis herstellt. Mit Hilfe des piezoelektrischen Effekts können die Kistler-Sensoren kleinste Druck-, Kraft- oder Beschleunigungsunterschiede erfassen, an Messgeräte weiterleiten und auswerten. Dabei offeriert Kistler ihren Kunden sowohl eine Palette von einzelnen Sensoren wie auch ganze Systeme zur Erfassung und Auswertung von Daten an verschiedenen Messpunkten. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen: Kistler liefert der Autoindustrie wassergekühlte Sensoren, welche die Druckverhältnisse in den laufenden Motoren messen. Ziel sind unter anderem die Optimierung des Wirkungsgrades der Motoren sowie die Verringerung des Benzinverbrauchs und der Abgasemissionen. Der kleinste der in diesem Bereich angewendeten Drucksensoren hat einen Durchmesser von einem Millimeter – eine Miniaturisierung, die nur Schweizer Präzisionstechnologie zustande bringt.
Kistler ist weltweit der führende Anbieter in der Sensorik, in seinen Werkhallen werden jährlich mehrere zehntausend Hochleistungssensoren hergestellt. Kistler-Produkte finden bei Crashtests Anwendung. Für die Prüfung von Fahrzeugreifen oder bei Sicherheitstests einer Karosserie werden sie gebraucht. Aber auch in der Metallbearbeitung und bei Montageprozessen sorgen sie für gleichbleibende Qualität. Typisch ist der Einsatz in Spritzgussmaschinen, mit denen Kunststoffkomponenten wie Handy-Gehäuse oder Staubsaugerdüsen produziert werden. Durch die Messung des Werkzeug-Innendrucks können fehlerhafte Produkte rechtzeitig erkannt und ausgesondert werden. Die Nullfehlerproduktion ist damit in Griffweite.
Dass Kistler global agiert, ist eine Selbstverständlichkeit. Über 250 Mitarbeiter sind im Vertrieb tätig, in Europa, Nordamerika, Asien – und bald auch in Südamerika. In China hat die Firma vier und in Indien drei Niederlassungen, die Verkaufs- und Servicedienste anbieten. «Wir sind extrem international», sagt Firmenchef Rolf Sonderegger, «und wir sind dort, wo die Autoindustrie ist.» Rund 70 Prozent der Sensoren und Systeme setzt die Firma in der Autoindustrie und bei deren Zulieferern ab. Der Rest der Produktion geht an Kunden in der Metallbearbeitung, in der Kunststoffindustrie, der Medizinaltechnologie und in weiteren kleineren Bereichen.
Kistler beschäftigt insgesamt 840 Mitarbeiter und produziert ausser in Winterthur an drei weiteren Standorten, zwei davon in Deutschland und einer in den USA. In Winterthur werden mit 400 Mitarbeitern 65 Prozent des weltweiten Umsatzes erarbeitet, wovon 96 Prozent im Export erzielt werden. «Wir haben eine sehr hohe Fertigungstiefe», sagt Rolf Sonderegger, «wir kaufen nur die Metalle für die Sensorgehäuse, einen Teil der Kristalle und die Elektronik zu.» Zur Produktion hochwertiger Kristalle verfügt das Unternehmen über eine eigene Kristallzuchtanlage.
Gegründet wurde die Firma Mitte der fünfziger Jahre durch Walter P. Kistler und Hans Conrad Sonderegger, den Vater des jetzigen Firmenchefs. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte in Sachen Sensorik. In den fünfziger Jahren entstanden die ersten Miniatur-Quarz-Drucksensoren. «Daraus hat sich», sagt Sonderegger, «der Standard in der piezoelektrischen Druckmesstechnik entwickelt.» In den siebziger Jahren entstand die erste biomechanische Messplattform, welche die Kräfte beim Gehen misst. So sind Anomalien im Gangbild des Menschen erkennbar, die dem Auge verborgen bleiben. In den achtziger Jahren brillierte Kistler mit einer neuen Druckmesstechnik im Kunststoff-Spritzguss, und in den Neunzigern führte die Firma die Weight-in-Motion-Sensoren ein, welche die dynamische Messung der Radlastverteilung bei schweren Lastwagen ermöglichen.
Innovation gehört zur Grundphilosophie der Firma Kistler. Zehn Prozent des Umsatzes von 175 Millionen Franken gehen in Forschung und Entwicklung. «Als Marktführer müssen wir immer einen Schritt voraus sein, müssen den Trend setzen», sagt Sonderegger. Was dem Unternehmen in den letzten Jahren nicht sonderlich schwer gefallen ist. Jahr für Jahr ist die Firma gewachsen, letztes Jahr um neun Prozent. Selbst in der Rezession ist der Umsatz nie zurückgegangen. Nach der Neuorganisation im Jahr 2001 hat die Firmenleitung das Ziel formuliert, eine jährliche Wachstumsrate von sechs Prozent zu erreichen. Dieser Benchmark wurde weit übertroffen. «Wir wollen über eine lange Zeitspanne kontinuierlich zulegen», sagt der Chef.
Dazu passt eine Personalpolitik, die den Mitarbeiter ins Zentrum stellt. Im ganzen Betrieb sei ein derart spezielles Wissen vorhanden, dass jede Kündigung einen grossen Verlust darstelle. Kistler zahlt darum allen Mitarbeitern eine Erfolgsprämie. Der Chef verlangt aber auch eine hohe Leistungsbereitschaft beim Personal. Das Rezept scheint zu stimmen. Die Fluktuationsrate liegt gerade mal bei vier Prozent pro Jahr.
Kistler Group
Firmenname: Kistler Instrumente AG
Hauptsitz: Winterthur
Umsatz: 175 Millionen Franken
Mitarbeiter: 840, davon 400 in der Schweiz
Produktionsstandorte: Schweiz, Deutschland, USA
Produkte: Sensoren