Die Schnellstrasse führt direkt zum Taleingang, wo sich eine einzigartige Kulisse öffnet. Unten schäumt die Birs in ihrem breiten Bett, oben leuchten zwischen stämmigen Tannen die hellen Kalkfelsen der Jura-Ausläufer im diffusen Licht der Wintersonne. Wir sind in Duggingen, Baselland. In dieser filigranen Landschaft steht eine Fabrik, die schwere Maschinen baut – ganz schwere: Die Haeusler AG produziert Biegemaschinen für dickwandige Stahlbleche und ist darin weltmeisterlich.

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Die grösste Maschine aus den Fabrikhallen der Haeusler, eine Vierwalzenpresse, steht in der Dillingerhütte in Deutschland, die heute zum indischen Mittal-Konzern gehört. Sie ist über acht Meter hoch und ebenso breit, 1000 Tonnen schwer und als einzige imstande, Stahlplatten von 4,3 Metern Breite und 240 Millimetern Dicke kalt zu verformen. Im heissen Modus, bei 1000 Grad Celsius, schafft sie gar 400 Millimeter Dicke. Aussergewöhnliches ist die Spezialität der Firma. «Wir bearbeiten derzeit vier Aufträge zum Bau von Schiffsplatten-Biegemaschinen, drei aus China und einen aus Vietnam», sagt Firmenchef Jörg Haeusler. Die vier Maschinen sind auf eine Länge von 21 Metern und 40 Millimeter Dicke ausgelegt.

Was die spanlose Verformung betrifft, ist Haeusler einzigartig. Sie produziert in Duggingen Rollenbiegemaschinen mit drei oder vier Rollen, mit denen sie 60 bis 70 Prozent des Weltmarkts abdeckt. Ein zweites Standbein sind die Profilbiegemaschinen, die Stahlträger (U-Eisen, T- und Doppel-T-Träger) sowie Rohre für vielfältige Anwendungen verformen. Der dritte Bereich umfasst die Montage und Schweissanlagen. Das Unternehmen ist stark kundenorientiert. «Wir erfüllen fast jeden individuellen Wunsch unserer Kunden», sagt Jörg Haeusler. Die Kundschaft schätzt die Stabilität und die Langlebigkeit der Haeusler-Produkte. Neun von zehn der seit 1950 gebauten Maschinen sind noch immer in Betrieb. Sie werden unter anderem im Flugzeug- und Schiffsbau eingesetzt, für den Bau von Erdöl- und Gaspipelines oder auch in der Stromindustrie, beispielsweise für den Bau der Druckrohre von Wasserkraftwerken.

«Wir wollen vermehrt ganze Anlagen bauen», sagt der Firmenchef. Dass Haeusler auch dieses Geschäft erfolgreich anzupacken weiss, hat das Unternehmen schon vielfach bewiesen. Seit 1990 hat die Firma 20 Aufträge abgewickelt oder ist noch daran, diese fertig zu stellen. Es sind komplette Anlagen zur Herstellung von Grossrohren für den Pipelinebau, inklusive sämtlicher Prozesse vom Biegeprozess über das Schweissen der Rohre, das Kalibrieren bis zu den diversen Prüfverfahren. «20 Bearbeitungsstationen sind erforderlich, bis das Pipelinerohr im Rohzustand fertig ist», sagt Jörg Haeusler.

Die Anlagen kosten 50 bis 60 Millionen Franken, produziert werden heute 18 Rohre pro Stunde – gegenüber 6 Rohren vor einigen Jahren. Installiert sind sie schon in Korea, Ägypten, Indien und Iran.

Die Firma, die sich erst vor kurzem aus Steuer- und Risikogründen eine Holdingstruktur verpasst hat, setzt mit derzeit 170 Mitarbeitern rund 90 Millionen Franken pro Jahr um. «Wir befinden uns in einer Phase stürmischen Wachstums», sagt der Firmenchef. Das Unternehmen lege jährlich im Durchschnitt um 20 Prozent zu. Der Bestellungseingang beläuft sich heuer auf 300 Millionen Franken, und die Produktion ist bis Ende 2009 zu 90 Prozent ausgelastet. «Wir müssen immer mehr von unserer Fertigung an Unterlieferanten auslagern», sagt Jörg Haeusler, «aber auch diese sind weitgehend ausgelastet.» 2007 stellte er 15 neue Mitarbeiter ein, und 20 bis 25 wurden zugemietet. Die Produktionshallen und die Büroräume stossen an ihre Kapazitätsgrenzen, ein Ausbau ist geplant.

So gut wie derzeit war die Firma nicht immer aufgestellt. «In den achtziger Jahren war gar nichts los», erinnert sich Haeusler. Sinke der Ölpreis unter 25 Dollar pro Barrel, herrsche Flaute. Doch seit 1998 verdient die Erdölindustrie viel Geld. Generell verleiht die Energieknappheit der Branche Schub. Nicht nur der Pipelinebau boomt – auch die Raffinerien investieren kräftig, der Schiffsbau hat enormen Aufwind. Dazu kommt der Nachholbedarf in der Strombranche. Flächendeckend werden Windparks hochgezogen. Bei den thermischen Kraftwerken ist Erneuerungsbedarf gegeben, dazu gilt es, den CO2-Ausstoss zu verringern und die Energieeffizienz zu steigern.

Der Boom dürfte noch eine Weile anhalten und Haeusler weitere Aufträge bescheren. Die Firma exportiert praktisch 100 Prozent ihrer Produkte ins Ausland. Fabriziert wird am Hauptsitz in Duggingen und im deutschen Rheinfelden, wo die kleineren Maschinen hergestellt werden.

Forschung und Entwicklung im traditionellen Sinn betreibt die Firma nicht. «Wir entwickeln unsere Anlagen massgeschneidert für die Kunden weiter», sagt Jörg Haeusler zum Thema F&E. Immerhin arbeiten in der Engineering-Abteilung 30 Spezialisten – ein bedeutender Anteil bei einem Gesamtbestand von 170 Mitarbeitern. Selbstverständlich arbeiten auch die Familienmitglieder mit. Bruder Christian Haeusler ist für das Aftersale verantwortlich und Schwester Elisabeth Neumann für die Finanzen – ein echtes Schweizer Familien-KMU.

Haeusler

Firmenname: Haeusler AG
Sitz: Duggingen BL
Umsatz: 90 Millionen Franken
Angestellte: 170
Produktionsstandorte: Schweiz, Deutschland
Exporte aus der Schweiz: 100 Prozent
Produkte: Maschinen und Anlagen für spanlose Umformung