Ja», sagt Hans Jordi, «der Preis hat uns sehr geholfen.» Jordi hat für seine Firma Hoffmann Neopac im letzten Jahr den Unternehmerpreis Espace Mittelland des Swiss Venture Club gewonnen. Für die Thuner Verpackungsfirma hatte dies mehrere direkte Auswirkungen: «Erstens waren die Mitarbeiter stolz, ein Motivationsschub ging durch die Firma.» Zweitens sei die Fluktuation zurückgegangen, die Identifikation habe zugenommen. «Und drittens», dies betont Jordi ganz speziell, «half uns der Preis bei der Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern.»

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Der Randlage im Berner Oberland zum Trotz: Hoffmann Neopac ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie viele Schweizer KMU schreiben. Ihre Kennzeichen sind schnelles Wachstum, hohe Innovationskraft wie auch eine starke Profitabilität in einem internationalen Umfeld. Und in ihren Nischen sind sie oft Weltmarktführer. «Wir sind zwar in einem Massengeschäft tätig», sagt Jordi, «aber wir konzentrieren uns auf ganz spezielle Produkte, die wir gemeinsam mit den Kunden entwickeln.» Hoffmann Neopac stellt am Hauptsitz in Thun Metalldosen für die Tabak- und Süsswarenindustrie her. Qualitativ gehören die Dosen zum Feinsten, was der Markt hergibt. In Oberdiessbach, dem Einfallstor zum Emmental, produziert das Unternehmen – zum Teil unter Reinraumbedingungen – Tuben für Pharmaprodukte, Zahnpasta und Kosmetika. Hoffmann Neopac ist in Europa Marktführer bei den Zigarillo-Dosen und mit 80 Prozent Marktanteil gar weltweiter Leader bei den Kleintuben für Augensalben. Zu den prominenten Kunden gehören Nestlé, Ricola, Camel, Philip Morris, Novartis, Colgate oder Estée Lauder.

Im reinen Massengeschäft ist Hoffmann Neopac nur im Ausland tätig. Dazu hat sie im ungarischen Debrecen die Tubenfirma Tu-Plast übernommen, die vor allem osteuropäische Kosmetikfirmen beliefert. Insgesamt setzte das Unternehmen 2007 mit rund 600 Mitarbeitern 160 Millionen Franken um – ein Plus von 15 Prozent. 2006 ist die Firma gar um 18 Prozent gewachsen. Im Jahr 2000 stand der Umsatz noch bei 91 Millionen Franken. 80 Prozent der Ware gehen ins Ausland, in die EU, nach Skandinavien, in die USA und nach Fernost.

Entstanden ist die Firma 1890 in Thun, wo sie Patronen-Ladestreifen aus Karton und Metall für das neue Infanteriegewehr der Schweizer Armee herstellte. Später kam die Produktion von Konservendosen dazu, deren Nachfrage gerade in den Nachkriegsjahren exponentiell zunahm. 1954 begann Neopac mit der Produktion von Tuben. 1998 kam es zum Zusammenschluss zwischen Hoffmann (Dosen) und Neopac (Tuben). Doch die Firma vermochte ihre anhaltende Ertragsschwäche nicht zu überwinden. 2001 übernahm Hans Jordi das Ruder und richtete die Firma neu aus. Unrentable Produkte wurden aus dem Sortiment gekippt, eine strikte Kundenorientierung verordnet.

«Wir haben unser Businessmodell konsequent durchgezogen», sagt Jordi. Jedes Werk muss die Produktivität jährlich um drei bis fünf Prozent erhöhen. «Das ist ein absolutes Muss», sagt er. In Oberdiessbach liess Jordi letztes Jahr ein neues Betriebsgebäude hochziehen – in der Rekordzeit von zehn Monaten. Dort wurden für die Produktion der Elmex-, Meridol- oder Voltaren-Tuben die weltweit schnellsten Anlagen installiert. Pro Minute produzieren diese 250 Tuben, die aus mehreren Schichten bestehen, oder 80 Millionen pro Anlage und Jahr. Insgesamt stellt das Unternehmen fast 400 Millionen Tuben und 200 Millionen Dosen her. Die Investition ins neue Produktionsgebäude und in neue Anlagen – deutlich über 30 Millionen Franken – wurde aus selbst verdientem Geld finanziert. Dies gilt seit 2000 generell für die Finanzierungspolitik der Firma.

«Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Innovation», sagt Jordi. Jedes Jahr bringt die Konstruktionsabteilung bei den Dosen eine Neuentwicklung auf den Markt. Bei den Kosmetika sind es zwei Neueinführungen. Im Pharmageschäft fertigt die Firma nur Tuben, die auf einen spezifischen Kunden zugeschnitten sind. Die Prototypen der Dosen werden aus Kostengründen ausschliesslich in China gefertigt, ebenso die Erstserien. In der Schweiz wird erst produziert, wenn eine Dose marktreif ist. «Erst wenn der Kunde im Markt Erfolg hat, rechtfertigt sich die Produktion auf unseren Hochleistungsmaschinen», erklärt Jordi dieses Vorgehen. Allein das Werkzeug für die Herstellung einer Dose koste eine halbe Million Franken.

Im letzten Jahr hat die Firma 50 neue Mitarbeiter eingestellt. «Wir haben Überhitzungserscheinungen», konstatiert Hans Jordi. Die Konjunktur laufe hervorragend. Trotz sprudelnden Gewinnen hält die Firma, die einer Gruppe von fünf Familien gehört, eisern daran fest, dass 80 Prozent der jährlichen Gewinnverbesserung reinvestiert werden und je 10 Prozent an die Aktionäre und die Mitarbeiter gehen. «Wir müssen den Menschen in den Mittelpunkt stellen», sagt Jordi, «er ist unser grösstes Asset.» Dies ist keine leere Floskel. Mit den Mitarbeitern werden jährliche Zielvereinbarungsgespräche geführt, und sie haben einen garantierten Anspruch auf drei Tage Weiterbildung pro Jahr. Dabei werde nicht nur Fachspezifisches, sondern auch Teamarbeit und Sozialkompetenz geschult.

Hoffmann Neopac

Firmenname: Hoffmann Neopac AG
Sitz: Thun
Umsatz: 160 Millionen Franken
Angestellte: 600
Produktionsstandorte: Schweiz, Ungarn
Exporte aus der Schweiz: 80 Prozent
Produkte: Verpackungsmaterial (Tuben und Dosen)