Nun ist es offiziell: Drei grosse Krankenkassen schliessen sich zu einem neuen Verband namens Curafutura zusammen. Santésuisse, der bisherige Meinungsführer, verliert mit den beiden Krankenkassen CSS und Helsana zwei bedeutende Mitglieder per Ende Jahr.

Damit gibt es neben Santésuisse und der Allianz Schweizerischer Krankenversicherer (ASK) bald einen weiteren Verband, der die Interessen der Krankenkassen vertritt. Der neue Player, der rund 3 Millionen Versicherte vertreten wird, möchte vor allem eines: Führung übernehmen in der blockierten Gesundheitspolitik.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Das Wichtigste, was wir vermitteln wollen, ist Vertrauen», sagte der designierte curafutura-Präsident, der Tessiner Arzt und FDP-Nationalrat Ignazio Cassis, am Freitag vor den Medien in Bern. Die Bevölkerung müsse wieder Vertrauen ins Gesundheitssystem gewinnen. Auch das Image der Kassen müsse verbessert werden. «Diese werden heute oft und nicht immer unbegründet als teuflisch angesehen.»

Eine gemeinsame Meinung

Um bestehende Blockaden zu lösen und die Reformen im Gesundheitswesen voranzubringen, setzt Cassis «auf gemeinsame Werte und ein Wort». Mit der CSS und Helsana - den Nummern 1 und 3 der Branche - sowie der Sanitas, die bereits vor zwei Jahren aus der santésuisse ausgetreten ist, soll im neuen Verband «der innovativen Krankenversicherer» künftig in wichtigen Systemfragen eine klare Meinung herrschen.

Es solle ein neuer, starker Akteur entstehen, der in den bevorstehenden Auseinandersetzungen wie bei der Einheitskasse geeint auftrete, sagte Cassis. Curafutura werde sich als «strategisch-politischer Verband» zudem für ein hochqualitatives und zugleich bezahlbares Gesundheitswesen einsetzen.

Den Posten des Direktors wird Reto Dietschi einnehmen. Dietschi übte dieses Amt bisher bei der ASK aus. Dem Vorstand gehören weiter die Verwaltungsratspräsidenten und CEO von CSS, Sanitas und Helsana an.

Keine Doppelmitgliedschaften

Entscheidend für den Verband sei, dass keine Doppelmitgliedschaften mehr möglich sind, wie Helsana-Verwaltungsratspräsident Thomas D. Szucs sagte. «Unser Ziel ist mehr Klarheit für alle.» Die Kassen müssen sich also entscheiden, ob sie bei santésuisse bleiben oder zum neuen Verband wechseln wollen.

Der neue Verband versucht, weitere Kassen als Mitglieder zu gewinnen. Gespräche mit anderen Kassen hätten bereits stattgefunden, sagte Cassis. Dabei stehe es grundsätzlich allen Krankenkassen offen, sich im neuen Verband zu engagieren.

Einziges Aufnahmekriterium seien gemeinsame Werte. Laut Cassis setzt sich der Verband für ein liberales Gesundheitssystem ein. «Neue Lösungen und verbesserte Angebote können nur in einem nicht zu stark regulierten Markt entstehen.»

Santésuisse besorgt

Der Krankenkassenverband santésuisse zeigte sich besorgt über die Gründung einer neuen Konkurrenzorganisation. «Die neue Situation wird kaum dazu führen, dass die Branche in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird», sagte Präsident Christoffel Brändli.

«Wir sind als Branche gefordert, uns konstruktiv, geschlossen und klar in die politische Meinungsbildung einzubringen», sagte Brändli vor den Medien in Bern. Dies sei mehr denn je nötig, wenn es um die laufende Gesundheitsdiskussion in der Schweiz gehe. Brändli erwähnte beispielsweise die Debatten um die Einheitskasse, die Rückerstattung zu viel bezahlter Prämien oder den Risikoausgleich.

Trotz allem wird santésuisse laut Brändli der führende Branchenverband bleiben. Über 80 Prozent der Versicherer mit rund 60 Prozent der Versicherten stünden nach wie vor zum Verband. Darunter ist die Groupe Mutuel. Auch wenn verbandsintern kontrovers über den Risikoausgleich diskutiert worden sei, stehe er hinter santésuisse, sagte CEO Thomas J. Grichting.

Einnahmeausfall «nicht existenzgefährdend»

Die neue Situation wird sich indes in der Kasse von santésuisse bemerkbar machen: Der Austritt von CSS und Helsana hat einen Einnahmeausfall von über 4 Millionen Franken zur Folge.

Die Ertragsleistung nimmt somit von 13 Millionen auf 9 Millionen Franken ab. Dies sei viel, aber nicht existenzgefährdend, sagte Boesch. Präsident Brändli ergänzte, dass santésuisse finanziell gut da stehe. «Wir können auch eine Durststrecke von über einem Jahr verkraften.»

Die Spaltung von santésuisse zeichnete sich seit Jahren ab, weil es zwischen den gut 60 im Verband zusammengeschlossenen Kassen oft Interessenskonflikte gegeben hatte. Zuletzt verstärkten sich die Spannungen bei der Frage des Risikoausgleichs. Während die nun in curafutura vertretenen Kassen für eine Verfeinerung des Risikoausgleichs sind, wehrt sich zum Beispiel die Groupe Mutuel dagegen.

(chb/sda)