Glencore machte heute eine überraschende Ankündigung: Der Zuger Bergbaukonzern friert seine Produktion von Kohle ein. Glencore möchte den Entscheid als Beitrag gegen die Klimaerwärmung verstanden wissen. Lob ist allerdings nicht angebracht. Denn ausgerechnet Glencore hat in den letzten beiden Jahren massiv in Kohle investiert. Der Zuger Konzern hat Unternehmen übernommen und so die Produktion des Rohstoffs hochgefahren. Will uns da jemand verkohlen? Glencore erinnert an ein Geburtstagskind, dass die Hälfte des Kuchens isst - und dann erklärt, keinen Hunger mehr zu haben.

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Andere Bergbaukonzerne – etwa Rio Tinto – stiegen ganz aus dem Geschäft mit dem dreckigen Energieträger aus. Glencore stoppt die Investitionen in Kohle auf sanften Druck seiner Investoren – und weil sich der Entscheid rechnet.

Glasenberg ist kein Klimaschützer

Der Konzern hat so viele Kohlegruben gekauft, dass es vermutlich nicht viel Sinn ergibt, die Produktion in nächster Zeit zu steigern. Und dann hat auch Glencore erkannt, dass Kohle langfristig durch sauberere Energieträger verdrängt wird. Glencore-Chef Ivan Glasenberg ist kein Klimaschützer, sondern ein knallhart rechnender Businessman.

Nun ist es einfach, Glencore für seine Kohleproduktion zu kritisieren. Milliarden von Menschen in Entwicklungsländern benötigen Strom, um den Herd zu heizen oder das Zimmer zu beleuchten. Und der günstigste Energieträger in vielen Schwellenländern ist weiterhin Kohle. Weltweit entstehen laufend neue Kohlekraftwerke. Auf dieses Problem müssen wir als Weltgemeinschaft eine Lösung finden, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Mit Kohle lässt sich noch auf absehbare Zeit viel Kohle machen.

Ein Signal, dass Hoffnung weckt

Glencores Kohleabbau zeigt uns lediglich unsere widersprüchliche Klimapolitik auf. Wir wollen das Weltklima retten – und verbrauchen mit unseren Autos, Häusern, Handys und Ferienreisen doch immer mehr Energie, die nicht viel kosten darf.

Von einem börsengehandelten Konzern wie Glencore kann man ein stärkeres Engagement für den Klimaschutz erwarten. Aus diesem Grund weckt der Entscheid aber auch Hoffnung. Glencores halbherziges Bekenntnis zum Klimaschutz zeigt auf, dass kein Grosskonzern sich der Diskussion mehr entziehen kann, wie wir den Klimawandel stoppen.