Von der Vorderseite der blassgrünen Banknote grüsst der amerikanische Staatsgründer. Mit Puder im Haar und hochgeschlossener Halsbinde blickt schon George W., der Prototyp, nicht frei von Skepsis in diese Welt. Zwei neben das historische Konterfei von Präsident George Washington gesetzte Unterschriften – eine davon vom jeweiligen amtierenden Schatzmeister – sollen die Gültigkeit des universal verbreiteten Scheins garantieren: ONE DOLLAR.

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Doch wie viel ist er wert? Kann man dem Eid der Notenbanker in einer Phase globaler Zerrüttung noch trauen? Mutmassungen über mögliche Giftgasangriffe muslimischer Extremisten, den angeblichen Aufenthaltsort des Leibhaftigen und die Höhe des Cholesterinspiegels im Weissen Haus bestimmen die Tagesform des Greenback und machen ihn zum Spielball der Psychologie. Von kurzfristigen Fieberschüben abgesehen, bleibt die US-Valuta aber eine Geisel amerikanischer Verschwendungsmanie. Die Frage im Zentrum: Welchen Gegenwert – im Austausch zu Euro, Franken oder Yen – kann die US-Notenbank dem Besitzer des Papiers langfristig garantieren?

Links oben steht es fein säuberlich aufgedruckt: DIESE NOTE IST EIN GESETZLICHES ZAHLUNGSMITTEL FÜR SÄMTLICHE SCHULDEN, ÖFFENTLICHE UND PRIVATE. Da die Vereinigten Staaten notorisch über ihre Verhältnisse leben, beläuft sich die kumulierte Staatsschuld gegenwärtig auf 6500 Milliarden Dollar. Und im Ausland leiht sich die «lonely super power» locker weitere 400 Milliarden pro Jahr. Mit anderen Worten greifen ausländische Investoren der amerikanischen Wirtschaft tagein, tagaus mit weit über einer Milliarde Dollar unter die Arme.

Solange die USA ihr gigantisches Defizit nicht korrigieren, weiss niemand, welches der richtige Dollarkurs ist. Nur so viel steht fest: In Kombination mit der nervösen Ausweitung der Dollar-Geldmenge bildet die Agonie der Amerikaner in der Verschuldungsfrage ein sicheres Rezept für eine weltwirtschaftliche Katastrophe.

Noch wird das verfängliche Wort von der «neuen Wirtschaftsordnung» eher verhalten ausgesprochen. Dabei liegt es vielen längst auf der Zunge, dass der US-Dollar als hegemoniale Reservewährung und vermeintlicher Stabilitätsgarant endlich entmachtet gehört. Das Bedürfnis, festgefahrene Denkschienen zu verlassen und – gerade auch in Währungsfragen – neue Ansätze und Modelle zu erproben, ist angesichts der prekären Lage im Mittleren Osten spürbar wie schon lange nicht mehr. Denn solange der Greenback die alles dominierende Weltwährung bleibt, finanzieren alle übrigen Staaten – ob sie es wollen oder nicht – den Kreuzzug der Bush-Regierung notgedrungen kräftig mit.

Auf der Rückseite des Dollarscheins sind eine Reihe verfänglicher Symbole versammelt. Über einer abgeflachten Pyramide erstrahlt hier etwa in einer Aureole von Licht das göttliche Auge: Sinnbild der Vorherrschaft des Geistigen vor dem Materiellen. Unter einem Davidstern breitet daneben der amerikanische Adler seine Schwingen aus. Den Kopf nach rechts gewandt – zur Seite des Friedens –, hält das kraftstrotzende Tier in seiner rechten Kralle einen Olivenzweig mit dreizehn Blättern und dreizehn Oliven. Die Linke hält derweil ein Bündel mit dreizehn Pfeilen fest umschlossen – eine Anspielung auf den Freiheitskampf der ursprünglich dreizehn Kolonien in Übersee. Wenn das kein Glück bringt!

Ach ja, und in der Mitte – leicht erhöht – findet sich auch noch der Bescheidenheit signalisierende Schriftzug: IN GOD WE TRUST.