Hand aufs Herz: Können Sie sicher sein, dass für die Schoggihasen, die Sie in den nächsten Tagen für Ihre Kinder und Enkel im Garten verstecken werden, keine Kinder auf afrikanischen Kakaoplantagen schuften mussten und dass kein Regenwald abgeholzt wurde? Wohl kaum und das kann man Ihnen auch nur bedingt übel nehmen. Als Konsumentin und Konsument in der Schweiz ist es schwer, sich ein Bild von den Bedingungen zu machen, unter denen Kakao 4000 Kilometer entfernt in Afrika angebaut wird.

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Gleichwohl gibt es schon ein paar Dinge, die man als Schokoladengeniesserin oder -geniesser hierzulande im Auge behalten kann. Wer beim Tiefpreis-Discounter zum billigsten Me-Too-Produkt greift, der geht ein grösseres Risiko ein, dass Menschenrechtsverletzungen und abgeholzte Tropenwälder und übermässiger Pestizideinsatz bei der Produktion im Spiel waren. Teurer ist zwar keine Garantie für Umwelt- und Sozialverträglichkeit, aber ein Indikator ist der Preis eben doch. «Geiz ist geil» schafft Stress in der Lieferkette. Dass er irgendwann auch bei den Kakaobauern und -bäuerinnen in der Elfenbeinküste und in Ghana ankommt, ist unvermeidlich. 

Labels wie Fairtrade und Utz sind ein Fortschritt. Aber sie haben die Lieferketten nicht immer so gut im Griff, wie sie vorgeben. So tun auch sie sich schwer, dem eigenen Anspruch, für existenzsichernde Einkommen zu sorgen, gerecht zu werden, ohne die der Kampf gegen die Kinderarbeit ohnehin nicht gewonnen werden kann.

Ein Label ist deshalb noch lange keine Garantie für eine saubere Lieferkette.

Bei der Kinderarbeit gibt es keinen «easy fix»

Das trifft auch für die Leckereien zu, mit denen uns Schokoladengiganten wie Nestlé, Lindt & Sprüngli und Frey in diesen Tagen beim Grossverteiler überschütten. Der Hersteller von Nesquik, Kitkat und Cailler vom Genfersee bezieht erst gut die Hälfte seines Kakaos aus Quellen, bei denen er einigermassen sicher sein kann, dass sie sauber sind.

Die Maîtres Chocolatiers von Lindt & Sprüngli verfolgen beim Sourcing des Kakaos für die legendären Osterhasen eine «Bean to Bar»-Strategie; das heisst, sie verwenden eine Menge Energie und Geld darauf, Armut und Abholzung aus ihren Lieferketten rauszuhalten. Doch an der Kinderarbeit beisst man sich selbst in Kilchberg immer wieder die Zähne aus.

Für die Kinderarbeit gibt es keinen «easy fix». Das habe ich bei meiner Reise zu den Kakaobauern und -bäuerinnen an die Elfenbeinküste gelernt. Das Problem ist hochkomplex, da kommt ein ganzes Paket an Schwierigkeiten zusammen: fehlende staatliche Strukturen, überholte Traditionen, fatale Abhängigkeiten und die Ausbeutung durch skrupellose Abnehmer. Gleichzeitig ist der Kakaoanbau ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, an dem die Existenz von Millionen Familien hängt.

Gut deshalb, dass es Giganten wie Nestlé inzwischen Ernst machen mit der Bekämpfung dieser verheerenden Menschenrechtsverletzung. Denn glücklicherweise gilt auch bei diesem Thema: «Big Company, Big Impact». Ist ja schön, wenn hypersensibilisierte Bobo-Konsumentinnen und -Konsumenten im High-End-Bioladen in Berlin Kreuzberg direkt importierte Schokolade aus Peru oder Ghana für 8 Euro pro Tafel kaufen. Aber für das Gros der Kakaobauern und -bäuerinnen und ihre Kids in der Elfenbeinküste ist entscheidend, dass Big Animals wie Nestlé, Cargill und Mars auf den Zug aufspringen.