Von einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen bei den Reisebüros war die Rede, als Swiss bekannt gab, die Ticket-Kommission auf den 1. Januar 2005 zu streichen. Sogar vom Sterben einer Vielzahl kleiner Reisebüros wurde gewarnt. Diese Ängste sind Schnee von gestern. Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reisebüro-Verbands: «Unter dem Strich ist die 0%-Regelung für das den Reisebüros verbliebene Fluggeschäft ein finanzieller Erfolg.»

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Zwar könne nach den ersten Monaten erst ein Zwischenfazit gezogen werden, so Kunz, «dieses ist aber durchs Band positiv». Kleine wie grosse Reisebüros hätten sich trotz der veränderten Marktlage erfolgreich mit dem neuen Kommissionierungsmodell behaupten können.

Die Umsätze mit den billigen Flügen brechen weg

Dies, obwohl im unteren Preissegment also Flüge bis 200 Fr. die Umsätze regelrecht weggebrochen sind. Einzelne, vor allem kleinere Reisebüros berichten denn auch von bis zu 50% weniger Einzelflugbuchungen als noch vor einem Jahr.

Die Mehrheit der Reisebüros dagegen konnte die Kundinnen und Kunden offenbar erfolgreich vom neuen System überzeugen. «Bisher erzielten wir ein finanzielles Plus», sagt Peter Spring, CEO von Hotelplan Schweiz. Um Bilanz zu ziehen, müssten aber noch die nächsten Monate abgewartet werden. Fallen diese ähnlich aus wie das 1. Quartal 2005 hat die neue Kommissions-Regelung den Reisebüros deutlich mehr geholfen als geschadet.

Auch bei der Fluggesellschaft Swiss sind die Rückmeldungen auf die Umstellung positiv: «Aus der Branche heisst es, dass sich die Einführung der Servicegebühren für viele Reisebüros positiv entwickelt hat», sagt Swiss-Sprecher Dominik Werner.

Eine neue Kompensation für die gestrichene Kommission

Die überwiegend positiven Reaktionen der Reisebüros erstaunen, schlägt die neue Servicegebühr für die Kunden in der Regel doch mit 90 Fr. für einen Europaflug und mit 140 Fr. für einen Interkontinentalflug zu Buche. Damit kompensieren die Reisebüros den Verlust der 7%igen Kommission der Swiss. Die Fluggesellschaft selbst kassiert ebenfalls eine Servicegebühr: 50 Fr. für Europaflüge, 80 Fr. für Langstreckenflüge und 25 Fr. für Internetbuchungen. Von einer Gebühr ausgenommen sind Web-Specials und die niedrigsten Buchungsklassen im Internet für Europadestinationen.

Eine Bereinigung im grossen Stil wird wohl ausbleiben

Unter den heutigen Vorzeichen wird die neue Gebührenpolitik der Fluggesellschaften kaum zum Verschwinden einer grossen Zahl von Reisebüros führen. Walter Kunz: «Die 0%-Kommissionierung alleine wird keine eklatante Konsolidierung in der Reisebranche auslösen.» Nur im Zusammenhang mit einer anhaltenden Buchungsflaute wäre ein solches Szenario überhaupt denkbar.

Damit wird die Schweiz den fragwürdigen Titel als das Land mit der grössten Reisebürodichte in Europa wohl noch einige Zeit behalten.