Schweizer Banken eröffnen im Rahmen der Internationalisierung weltweit neue Aussenstandorte. Zum einen erhoffen sich die Banken den Zugang zu Neukundenvermögen in stark wachsenden Wirtschaftsräumen wie z.B. Asien, zum anderen bieten weltweit geschickt positionierte Standorte den Kunden die Möglichkeit, rund um den Globus aus einer Hand kompetent bedient zu werden und gleichzeitig steuertechnische Vorteile zu nutzen.

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Bei der Internationalisierung und beim Aufbau neuer Aussenstandorte stellen sich Fragen der Organisation bezüglich Effizienz und Optimierung – die Antwort wird mit dem Schlagwort «zentrale Kompetenzzentren» gegeben.

Einheitliche Prozesse und IT-Systeme geben der Bank die gewünschte Flexibilität, einzelne Teile der globalen Wertschöpfungskette gezielt zu zentralisieren und so an Effizienz zu gewinnen und Kosten zu sparen. Das Potenzial der Zentralisierung ist gross – seitens der Operations können Backoffices regional oder global konsolidiert werden genauso wie im IT-Umfeld ein zentrales IT-Kompetenzcenter aufgebaut werden kann.

Viele Gründe

In der Industrie sind zentrale Kompetenzzentren schon seit längerem verbreitet. Auch hier waren es der hohe Kostendruck und die wachsende Komplexität, welche viele Unternehmen dazu veranlasst haben, spezialisierte Funktionen weltweit oder zumindest regional zu zentralisieren. Inzwischen ist dieser Trend auch im Bankensektor zu spüren. Gründe dafür gibt es viele. Zum einen spielt die Reduktion von Stückkosten dank der Nutzung von Skaleneffekten eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ein zentrales Kompetenzzentrum kann aber auch die Servicequalität und Nachhaltigkeit fördern, denn es wird zur Wissensdrehscheibe, da Fachexperten an einem Ort vereint sind. Die Zentralisierung von Expertenwissen an einem Ort besagt jedoch nicht, dass alle für diesen Bereich anfallenden Arbeiten ausgeführt werden. Rein «ausführende» Tätigkeiten können von einem Kompetenzzentrum auch wieder ausgelagert oder von aussen zugekauft werden (Stichwort Sourcing) – entscheidend ist, die Expertise bleibt zentral.

Prinzipiell eignet sich der Aufbau zentraler Kompetenzzentren im Banking für Bereiche, bei denen kein direkter Kundenkontakt besteht. Ein kritischer Aspekt – insbesondere bei international agierenden Finanzdienstleistern – ist jedoch der Faktor Zeit. Sind kurze Antwortzeiten in einem Tätigkeitsbereich von Bedeutung, stellt sich schnell die Frage der Zeitzonenproblematik: Wird der Trading Desk z.B. zentralisiert, dann können Trades einer Zeitverzögerung unterliegen oder aber der internationale Desk deckt die Zeitzonen der Tochtergesellschaften ab, was zu (in diesem Sektor) unpopulärer Schichtarbeit führt.

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen eignen sich vor allem Geschäftsbereiche wie IT und Backoffice für eine internationale oder regionale Zentralisierung. Diese haben keinen Kundenkontakt und sind nur partiell zeitkritisch.

Global vereinheitlichen

Im Rahmen ihrer mittelfristigen IT-Strategie hat sich Bank Sarasin entschieden, ihr zentrales IT-Kompetenzzentrum in Basel weiter auszubauen und die IT-Landschaft global zu vereinheitlichen. Ein grosser Schritt wurde schon im letzten Jahr getan. Seit Anfang 2007 setzt die Bank bei ihrer Tochtergesellschaft in Guernsey dasselbe Kernbankensystem (Avaloq) ein wie im Mutterhaus. Bei der Avaloq-Einführung stand auch die Zentralisierung und Vereinheitlichung der Prozesse im Fokus, ohne jedoch lokale Gegebenheiten zu vernachlässigen. Um dieses Ziel sicher und in kurzer Zeit zu erreichen, wurde das System nicht den bestehenden Prozessen der Bank Sarasin Guernsey angeglichen, sondern auf der Basis der Arbeitsabläufe des Mutterhauses aufgebaut. Die Prozesse des Mutterhauses wurden allerdings mit lokalen Bankmitarbeitern geprüft und – wo notwendig – an die lokalen Gegebenheiten angepasst.

Die Avaloq-Einführung konnte innerhalb von knapp fünf Monaten realisiert werden – eine aussergewöhnlich kurze Zeit für die Einführung eines Kernbankensystems; die Überführung des Projektes in den täglichen Betrieb verlief zudem reibungslos. Die Erfolgsfaktoren dieser Einführung sind eindeutig auf das zentrale IT-Kompetenzzentrum der Bank zurückzuführen. Ihre Erfahrung erlaubte es den Businessanalysten, das Fachkonzept für das System innerhalb kurzer Zeit zu erstellen und dabei die lokalen Bankmitarbeiter auch noch abzuholen. Ihr Wissen machte es möglich, dass die Spezifikation sehr entwicklernahe verfasst wurde, was den IT-Spezialisten wiederum erlaubte, die Anforderungen schnell und auftragsgerecht umzusetzen. Betrieben wird des Systems durch das Rechenzentrum der Bank Sarasin in Basel. Seine erfahrenen Mitarbeiter gewährleisteten vom ersten Tag an einen reibungslosen Betrieb.

Das ganze Projekt hat eindrücklich gezeigt, dass ein zentrales IT-Kompetenzzentrum effiziente und erfolgreiche Projekte sowohl bei der Einführung als auch im laufenden Betrieb ermöglicht.

Zentralisierung

Die Einführung des Kernbankensystems bei der Tochtergesellschaft in Guernsey durch das zentrale Kompetenzzentrum in der Schweiz war nur ein erster Schritt. Für die Zukunft plant die Bank Sarasin, weitere Tochtergesellschaften der Gruppe in das zentrale IT-Kompetenzzentrum der Schweiz zu integrieren. Auch beim Aufbau der neuen Joint-Venture-Bank für Anlage- und Vorsorgekunden zusammen mit der AIG Privat Bank wird die Synergie eines zentralen IT-Kompetenzzentrums genutzt. Die durch das Joint Venture entstandene heterogene IT-Landschaft der neuen Bank wird bei Sarasin zentralisiert und in die bestehende IT-Strategie integriert. Auch dieser Schritt wird dem zentralen IT-Kompetenzzentrum weitere Bedeutung verleihen.

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Sandra Daub, TBD, Manager Solution Providers, Dübendorf; Georges Roten, Head of Information Technology, Bank Sarasin & Cie AG, Basel.