Als die Credit Suisse im Spätsommer 2019 ankündigte, eine «Digitalbank» zu lancieren, sorgte das in der Bankenszene für ordentlich Aufmerksamkeit, galt die Grossbank doch als wenig dynamischer Dampfer. Nun wurde das neue Angebot freigeschaltet; seine Konditionen sind seit etwa einem Monat bekannt.
Gerade eine neue Bank hat die CS nicht gebaut. Doch das neue Konto namens CSX kommt mit einer aufgehübschten App und Konditionen daher, die man sonst eher von Startup-Banken kennt. Wer es ganz schlank will, zahlt nichts mehr für Kontoführung inklusive Debitkarte. Das kennt man von Neobanken wie Neon oder Revolut oder vom Digital-Angebot Zak der Bank Cler. Bei der CS hingegen waren bisher 10 Franken pro Monat fällig.
Wie lange dauern zehn Minuten?
Doch lässt sich das Konto auch so einfach online eröffnen wie bei den Fintechs? Noch vor zwei Jahren konnte die CS im grossen Test der «Handelszeitung» nicht brillieren. Die Kontoeröffnung dauerte lange, und wer lediglich ein Handy zur Hand hatte, musste ordentlich tricksen.
Nun verspricht die CS eine Eröffnung in «zehn Minuten». Wir haben getestet, wie lange es wirklich geht.
- 13.30 Uhr: Ich öffne die auf meinem Handy bereits installierte CS-App. Da ich zu Testzwecken bereits ein Konto der CS besitze und daneben noch ein Firmenkonto über die App verwalte, muss ich lediglich noch ein neues Produkt eröffnen. Der Eröffnungsprozess beginnt.
- Zunächst die üblichen Fragen zur Geldwäscherei. Bezahle ich mein eigenes Geld ein? Habe ich einen amerikanischen Pass? Nachdem die Schwelle überwunden ist, wechselt die App in einen Pseudo-Chat-Modus, der mir erklärt, was ich als nächstes angeben muss. Es ist so einiges.
- Die App fragt mich, ob ich bereits Kunde der CS bin, ich klicke: «Ja». Auf den darauffolgenden Ablauf scheint das keinen Einfluss zu haben.
- Nach den Personalien kommen meine Kontaktangaben, mein Geburtsort und meine Nationalität dran.
Produkt auswählen: Schwarz oder Weiss?
- Dann geht es darum, ein Konto auszuwählen. Vorgewählt ist das Konto CSX Black für 3.95 Franken pro Monat. Offenbar will mich die CS in das Premiumprodukt locken. Der Verweis auf das günstigere «weisse» Konto steht relativ klein am unteren Rand. Da ich nicht vorhabe, viel Bargeld zu beziehen, reicht mir die Basisversion jedoch.
- Nun will die Bank wissen, wo ich arbeite und wozu ich das Konto verwenden möchte. Letzteres lässt mich ein paarmal rätseln, denn die Fragen sind etwas kompliziert formuliert. Zudem merke ich erst beim zweiten Versuch, dass ich von den drei Antworten auch mehrere anwählen kann und soll. Nun folgt die Identifikation.
Für die Identifikation in den Video-Chat
- Während es Konkurrenten wie Revolut, Neon oder Yapeal schaffen, zumindest einen Teil der Kunden ohne mühsame Video-Chats zu identifizieren, indem Ausweis und Selfie automatisch erfasst werden, bleibt die CS hier noch altmodisch. Ich warte auf eine Verbindung ins Call-Center. Offenbar bin ich nicht der einzige, denn es wird mir eine Wartezeit von 548 Sekunden angezeigt. Ich rechne. Es ist jetzt 13.37 Uhr, bisher hat das ganze erst sieben Minuten gedauert.
- Um 13.49 baut sich eine Verbindung auf. Eine freundliche Bernerin erklärt mir, wie ich die ID vor die Kamera meines Handys halten muss, damit sie diese überprüfen kann. Hier passiert eine kleine Panne. Ich soll die ID horizontal halten, die Kamera zeigt mir aber eine hochformatige Vorschau an. Wir pröbeln ein wenig und das Bild gelingt.
- Nach einem kleinen «Datenabgleich» mit dem System und einer Präzisierung meines zweiten Vornamens, den ich gerne verheimliche, bin ich identifiziert und erhalte eine Transaktionsnummer. Diese gebe ich anschliessend in der App an.
- Es ist 13.56, und eigentlich ist das Konto jetzt eröffnet. Etwas verwirrend ist das «Zurückkehren» in die «CS Direct App». Welche App ist das? Ich habe die Kontoeröffnung ja direkt in der Bank-App gestartet. Nach ein paar Klicks scheint alles wieder zu laufen, und erstmals erscheint das neue CSX-Logo. Die bisher eher traditionelle App hat ihr Gesicht gewechselt und kommt nun deutlich moderner daher.
- Nachdem ich ein Passwort definiert habe, ist der Prozess abgeschlossen. Noch ein paar AGB abnicken und die Push-Benachrichtigungen erlauben, und das Konto läuft.
- Es ist 13.59 – die Eröffnung hat rund eine halbe Stunde gebraucht. Erfreulich ist, dass das Konto wirklich aktiv ist. Eine von meinem anderen Konto aus getätigte Überweisung ist nach wenigen Sekunden gutgeschrieben.
- Überraschendes Detail am Rande: In meinem Maileingang befindet sich kein einziges E-Mail der Credit Suisse, obwohl die Adresse angeben musste. Mal schauen, ob die Briefpost in den nächsten Tagen noch eine Eröffnugnsbestätigung nachliefert.
Fazit: Versprechen gehalten. Irgendwie.
Die Kontoeröffnung hinterlässt einen guten Eindruck. Die Zahl der zu beantwortenden Frage ist zwar eher hoch, und negativ ist auch, dass der an sich nahtlose Prozess durch einen mühsamen Videochat unterbrochen wird. Doch die CS hat bereits angekündigt, diesen baldmöglichst durch einen automatisierten Identitäts-Check zu ersetzen. Offenbar war die Technik noch nicht parat.
Interessant ist: Obwohl angekündigt wurde, dass vorerst nur CSX-Digitalkonten die neue App-Optik erhalten sollen, veränderte sich mit der Kontoeröffnung im Testfall auch das Erscheinungsbild des bereits bestehenden, normalen Kontos. Das Firmenkonto hingegen erscheint weiterhin in der etwas detaillierteren umfangreicheren, altmodischeren Optik. Klar ist aber: Hinter CSX und «traditioneller» App steckt die gleiche Maschine.
Die Welt hat die CS mit dem neuen Konto und der aufgefrischten App und den günstigeren Konten nicht neu erfunden. Mit den jungen Wilden kann sie nun aber zumindest wieder ein wenig mithalten.
Und gegenüber den meisten Schweizer Banken – insbesondere auch Konkurrentin UBS – hat sie sich einen deutlichen Vorsprung erarbeitet.
CSX sei zur Lancierung auf grosses Interesse gestossen, sagt Sprecherin Gérianne Cruz. Deshalb sei es um die Mittagszeit zu längeren Wartezeiten bei der Identitätsprüfung gekommen. Die allermeisten Eröffnungen seien reibungslos erfolgt.
CSX stehe vorerst nur Privatkunden mit Domizil Schweiz zur Verfügung. Die Bank prüfe, CSX auch für Firmenkunden einzuführen, wenn das den Bedürfnissen der Unternehmen entspreche.
1 Kommentar
Als Kunde mit mehreren Konten und Onlinebankingzugang mit Android und Windows wundert es mich, dass die App keine Abkürzungen nehmen kann