Bill Perez mag auf den ersten Blick nicht wie der Idealkandidat erscheinen, um die Nike-Führung zu übernehmen: Er hat keine Erfahrung in der Sportwelt, ist mit 57 nur zehn Jahre jünger als Knight und hat in den letzten 34 Jahren in einer Firma gearbeitet, die am anderen Ende der Sexappeal-Skala steht. «Just do it» gegen «Kill bugs dead», den Slogan für Pestizide aus dem Hause S.C. Johnson.

Aber Knight war von Anfang an davon überzeugt, dass Perez gut zur Firmenkultur von Nike passen würde. Und er war beeindruckt von dessen Erfolgsausweis bei S.C. Johnsons weltweitem, 6,5 Milliarden Dollar schwerem Portfolio. Nike wird als Marke weiter den Ton im Konzern angeben, aber das Unternehmen weiss auch, dass es andere Renner braucht. Perez’ Herausforderung wird es sein, das Sammelsurium der zum Nike-Imperium gehörenden Marken wie Converse, Cole Haan oder Bauer auszubauen und zu pflegen. Im letzten Quartal steuerten die Non-Swoosh-Brands zwölf Prozent zum Konzernumsatz bei. Und während einer Analystenkonferenz im Dezember verkündete Knight, dass eine dieser Marken in den nächsten fünf Jahren bereits 25 Prozent des Umsatzes ausmachen könnte.

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Der wahrscheinlichste Anwärter: Starter, die Marke, die Nike im vergangenen August für 47 Millionen Dollar erworben hat. Starter vertreibt seine Schuhe unter dem Brand Shaq bereits seit langem über Massenmärkte wie Wal-Mart. Eine Chance für Nike, enger an den Einzelhandelsriesen heranzurücken, mit dem der Konzern zuvor nie Geschäfte betrieben hat. Perez’ enge Verbindungen zu Wal-Mart sind dabei ein klares Plus: 2003 gewann S.C. Johnson den begehrten «Zulieferer des Jahres»-Preis von Wal-Mart. Nike ging Mitte März noch enger auf Tuchfühlung, als man eine neue Kollektion von Sportschuhen präsentierte, die in über 400 Wal-Mart-Filialen für unter 40 Dollar verkauft werden. Wenn Perez es schafft, das Verhältnis zu vertiefen, und die Kunden in der Marke Starter irgendwann mehr sehen als einen billigen Nike-Abklatsch, könnte Starter schon innert der nächsten drei Jahre mehrere Milliarden zum Konzernumsatz beisteuern.

Aber was für Wal-Mart recht ist, mag für Nikes Einzelhandelspartner wie Foot Locker und Finish Line nicht unbedingt billig sein. Für sie bietet Nike mit Converse eine preiswertere Alternative. Nike kaufte die Firma 2003 für 305 Millionen, und sie entwickelte sich gut, weil sich die Kunden um die Retro-Turnschuhe rissen. Jetzt aber liegt es an Perez, eine neue Strategie für den Zeitpunkt zu entwickeln, in dem sich die Mode wieder ändert.

Auch wenn Perez sich dringend um die Ableger kümmern muss, darf er sein Kerngeschäft nicht vergessen: Schuhe und Sportbekleidung mit dem berühmten Swoosh. In den USA wächst der Markt für Nike allenfalls noch um ein paar Prozent pro Jahr. Perez wird die internationalen Märkte verstärken müssen, die schon heute die Hälfte der Nike-Verkäufe ausmachen. In China, das bei Sportbekleidung zweistellige Wachstumsraten verzeichnet, befindet sich Nike derzeit in einem harten Ringen mit Adidas. Das grösste Schlachtfeld: die Olympischen Spiele 2008 in Beijing. 21 von Chinas 28 Teams werden in Nike-Schuhen an den Start gehen. Aber wenn die Chinesen Medaillen gewinnen, werden sie diese in den Uniformen des offiziellen Sponsors Adidas abholen. Nur gut, dass Perez, der an elf Marathonläufen teilgenommen hat, über einen langen Atem verfügt. «Es ist spannend, in einem Geschäft zu arbeiten, das mit so vielen Emotionen aufgeladen ist. Ich jedenfalls bringe eine Menge Leidenschaft für den Sport mit.»