Zugegeben: Es gibt schnellere Wege, ans Ziel zu kommen. Aber darum geht es hier nicht. Wo den Augen ein ständig wechselndes Landschaftskino im Slow-Motion-Rhythmus geboten wird, da kann der Geist wunderbar entschleunigen. Diese Form des kontemplativen Reisens hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt: vom Main bis zum Mekong, vom Designschiff auf dem Douro bis zum klassischen Dampfer auf dem Nil.
Rund 1,5 Millionen Passagiere gingen 2018 allein auf europäischen Wasserwegen an Bord eines Flussschiffes, davon mehr als 40 000 Schweizer – bei einer durchschnittlichen Reisedauer von 6,8 Nächten. Die Schifffahrt verzeichnet Rekordwerte.
Zum Boom tragen vor allem Nordamerikaner, Australier und Briten bei, die Kreuzfahrten auf Rhein, Donau und Co. als stressfreie und zugleich erlebnisreiche Alternative zu herkömmlichen Städtereisen schätzen. Man braucht keine Koffer umzupacken, muss an nichts Organisatorisches denken und für die Landgänge kann man am – meist zentral gelegenen – Anlegeplatz einfach aussteigen und auf eigene Faust losziehen, ohne flughafenähnliche Terminals zu passieren und Bustransfers ins Stadtzentrum zu erdulden.
Entspannt und familiär
Der wesentliche Unterschied zu Kreuzfahrten auf hoher See: Die Schiffe sind kleiner und die in unmittelbarer Nähe vorbeiziehenden Landschaften und Städte abwechslungsreicher, zudem ist die Atmosphäre an Bord in der Regel entspannter und familiärer. In den Lounges und in den Restaurants grüssen sich die maximal zweihundert, oft auch nur hundert oder noch weniger Mitreisenden. Man geht gerne miteinander um und kommt schnell mit den anderen ins Gespräch, sofern man dies wünscht.
Was die Hochseekreuzer den Fluss-Linern voraus haben, sind zehn eher revolutionäre als evolutionäre Jahre – gespickt mit beherzten Neudefinitionen diverser Qualitätsreedereien, die sich gegenseitig zu stilprägenden Entwicklungen antrieben und bei der Konzeption neuer Schiffe konsequent auf Trends und die Bedürfnisse von kosmopolitischen Berufstätigen reagierten. Doch kommt in jüngster Zeit endlich auch Bewegung auf die Flüsse. «Weniger Senioren, mehr Lifestyle» heisst die Devise.
Sieben Tendenzen bestimmen heute die Branche – und spiegeln sich im zweiten Flusskreuzfahrten-Ranking der «Handelszeitung». «Unabhängig von der Altersgruppe sind die Flussreisenden zunehmend anspruchsvoll und erwarten heute zeitgemässe Standards in puncto Design, Ausstattung und Lebensgefühl», sagt Mike Papritz, Geschäftsführer von Rivage-Flussreisen in Windisch. «Ähnlich wie die Kunden aus Übersee suchen auch die Schweizer weniger das Superschnäppchen auf einem zwanzigjährigen Drei-Sterne-Schiff, sondern schätzen die Qualität und den Komfort eines modernen Premium-Schiffs.»
Schwimmende Boutique-Hotels
Papritz vertritt unter anderem die Amadeus-Schiffe des österreichischen Familienunternehmens Lüftner Cruises. An Bord spielen lichtdurchflutete Interieurs, grosszügige Platzverhältnisse und eine legere Atmosphäre mit flexibler Tagesgestaltung wichtige Rollen.
So erinnern die im Ranking zweitplatzierte Amadeus Provence (Fahrgebiet: Rhone und Saône) sowie die Amadeus Queen (Rang 4) und deren Schwestern der Silver-Baureihe (alle auf Donau, Rhein und Main unterwegs) eher an schwimmende Boutiquehotels als an Flussdampfer. Die Kabinen verfügen grösstenteils über absenkbare Fensterfronten und geräumige Badezimmer, die acht bis zwölf Suiten (je nach Schiff) haben begehbare Aussenbalkone.
Die Amadeus Provence punktet zudem mit einem Infinity-Pool am Heck und einer windgeschützten Freiluft-Lounge am Bug, während die Amadeus Queen über ein kleines Hallenbad mit Schiebedach verfügt. Frei nutzbar an jeder Anlegestelle: Fahrräder für individuelle Entdeckungstouren.
350 aktive Flusskreuzfahrtschiffe
Grundsätzlich gilt unter den derzeit rund 350 aktiven Flusskreuzfahrtschiffen in Europa – von denen übrigens fast die Hälfte in der Schweiz registriert sind – die Faustregel «You get what you pay for!». Wenn ein Angebot billig erscheint, liegt die Erklärung entweder in der schwachen Nachfrage zu Nebensaisonzeiten begründet oder in der mittelmässigen Güteklasse von Schiff und Dienstleistungen (inklusive Kulinarik).
Im rein qualitativen Gesamtvergleich bleiben die zeitgeistig durchgestylte Crystal Bach (Rang 2) und deren baugleichen Schwesternschiffe Crystal Debussy, Mahler und Ravel sowie die deutlich grössere Crystal Mozart (Rang 4) zwar das Mass der Dinge. Doch sprengen die Crystal-Schiffe jedes reelle Verhältnis von Preis und Leistung, wie die Mehrheit der 36 befragten Branchenprofis meint.
Bei diesem neu in die Bewertung der «Handelszeitung» einbezogenen Kriterium geht es nicht um den tiefsten Preis, sondern um den optimalen Gegenwert. Wer auf einem der Crystal-Schiffe eine Flussreise unter 1000 Franken pro Passagiertag findet, vielleicht im frühen Frühjahr oder späten Herbst, der darf sich glücklich schätzen. Inbegriffen sind immerhin einer von zwei angebotenen Standard-Landausflügen in jedem Hafen und sämtliche Getränke, einschliesslich solider Tischweine und alkoholischer Drinks an der Bar.
Etwas läppisch in dieser Liga wirken hingegen kleine Einschränkungen wie zum Beispiel der auf eine Stunde pro Tag begrenzte freie WLAN-Internetzugang (bei anderen führenden Gesellschaften längst unlimitiert verfügbar) oder die Extragebühr von 11 Dollar für die Teilnahme an einer dreiviertelstündigen Yoga-Gruppenlektion.
Kaum zu toppen sind hingegen die Kulinarik und der Service an Bord. Darüber hinaus hat der Schiffstyp Bach ein absolutes Alleinstellungsmerkmal auf Europas Flüssen: Es gibt ausschliesslich Kabinen über der Wasserlinie, alle mit französischen Balkonen.
AmaWaterways: Sieger in Europa
Berücksichtigt man das Preis-Leistungs-Verhältnis, landet AmaWaterways mit der AmaKristina und deren zehn Schwesterschiffen (siehe Tabelle Seite 3) europaweit auf dem ersten Platz. «AmaWaterways hat keine Kunden, sondern Fans», so bringt ein Reiseexperte die Faszination auf den Punkt.
Grundsätzlich gilt unter den derzeit rund 350 aktiven Flusskreuzfahrtschiffen in Europa – von denen übrigens fast die Hälfte in der Schweiz registriert sind – die Faustregel «You get what you pay for!».
Die amerikanische Reederei setzte in den letzten Jahren einige Meilensteine in der Branche, etwa die Twin Balconies als Standard in fünf von neun Kabinenkategorien, das heisst mit einem französischen sowie einem tatsächlichen Balkon zum Draussensitzen. Ausserdem tummeln sich weniger Passagiere an Bord als auf den meisten anderen Schiffen gleicher Grösse.
Immer mehr richtige Balkone
Je neuer die Schiffe, desto selbstverständlicher verfügt die Mehrheit der Kabinen inzwischen über französische Balkone. Diese haben jedoch nichts mit einem richtigen Balkon gemeinsam und bestehen lediglich aus einem bodentiefen Fenster mit einem (Glas-)Geländer davor.
Nach dem von AmaWaterways eingeführten Quantensprung, die neuste Generation der Kabinen überwiegend mit wirklichen Aussenbalkonen auszustatten, leisten sich auch die jüngsten Schiffe der australischen Reederei Scenic River Cruises diesen Luxus – allen voran die Scenic Jasper (Rang 6) mit den Schwestern Amber und Opal (alle auf Rhein und Donau verkehrend) sowie die Scenic Diamond und Sapphire (ebenfalls Rang 6), welche ab Bordeaux Garonne, Gironde und Dordogne befahren.
Noch grosszügiger werden die Balkone auf der im Mai 2019 auf der Donau ins Rennen gehenden AmaMagna sein. Dank der aussergewöhnlichen Schiffsbreite von 22 Metern (fast doppelt so breit wie die meisten anderen europäischen Flussschiffe, was wegen der entsprechenden Schleusen nur auf der Donau und dem Oberrhein möglich ist) sind die Kabinen so geräumig wie auf luxuriösen Hochseeschiffen konzipiert, nämlich mindestens 32 Quadratmeter gross. Ebenfalls eine Premiere: die Wassersport-Plattform sowie ein eigenes, 14 Passagiere fassendes Ausflugsboot.
Solo ohne Preisaufschlag
Der Veranstalter Tauck River Cruises bietet auf fast allen Flussreisen die Kabinen der einfachsten Kategorie ohne Zuschlag für Alleinreisende an – auf einzelnen Routen auch in höheren Kategorien. Zwar klar im oberen Preissegment angesiedelt, wird das überaus integre amerikanische Familienunternehmen regelmässig mit dem Prädikat «Best value» ausgezeichnet. Flaggschiffe sind die auf Rhein und Mosel tourende MS Inspire (Rang 6) und deren Schwestern MS Grace (Rhein), MS Joy und MS Savor (beide Donau). Speziell sind die acht doppelstöckigen Loft-Kabinen, die über das erste und zweite Deck reichen und mit zu öffnenden Panoramafenstern ausgestattet sind.
Mit minimen Aufpreisen für Solopassagiere locken die Amadeus-Schiffe, und manche Veranstalter wie die elsässische CroisiEurope oder die deutsche Plantours bieten auf spezifischen Routen jeweils eine limitierte Anzahl von Kabinen zur Einzelbenutzung mit geringem oder gar keinem Zuschlag an.
60 Prozent älter als 65
Statistisch betrachtet sind insgesamt nur 15 Prozent der Flussreisenden in Europa unter 55 Jahre alt – und fast 60 Prozent älter als 65. Diese Nachfragesituation radikal umzudrehen, hat sich die Grossreederei Uniworld auf die Fahnen geschrieben, zumindest mit ihrer Marke U, die konsequent auf Millennials, also 21- bis 45-Jährige, ausgerichtet ist.
Auf den beiden Schiffen The A (Rang 20, fährt auf Rhein, Main und Donau) und The B (fährt auf der Seine) sind die Kabinen zwar eher klein, doch smart konzipiert, und an Bord gibt es kostenloses WLAN, Yoga, Mixology-Kurse und ein gesundes Frühstück mit Chia-Pudding, Green Drinks und Smoothies. Im schiffseigenen Nachtclub legen lokale DJ-Stars aktuelle Sounds auf. Und auch die Landausflüge sind an junge Reiseseelen angepasst: Von der Street-Art-Tour bis zum Canyoning-Abenteuer reicht das Programm.
Uniworld steuert auch mit manchem Luxuskreuzer gegen den Status quo langweilig gestalteter Flussschiffe. Auf der S.S. Joie de Vivre (Rang 12), die auf der Seine für Furore sorgt, haben die Designer keinen Aufwand gescheut, die Pariser 1920er Jahre aufleben zu lassen. Mut zu einer opulent zelebrierten Themenwelt zeigt die Reederei zudem auf der S.S. Maria Theresa (Rang 16), die atmosphärisch fast schon irrwitzig in das Universum der Habsburger Monarchin eintaucht und auf Rhein und Donau tourt.
Unter den deutschen Gesellschaften ist A-Rosa recht innovativ und bietet zu Schulferienzeiten Familienkreuzfahrten mit täglich elf Stunden Kinder- und Jugendbetreuung an. Kinder bis 15 Jahre reisen kostenfrei in der Kabine der Erwachsenen mit, ausserdem gibt es auf der A-Rosa Flora (Rhein) und der A-Rosa Viva (Seine, beide Rang 17) Familienkabinen mit Verbindungstür.
Um aber generell die Hemmschwelle bei jüngeren oder zumindest jung gebliebenen Menschen für Flussreisen zu senken, rücken trendbewusste Veranstalter spontanes Erleben und individuelles Geniessen an Bord in den Vordergrund. Dazu zählen flexible Essenszeiten für alle, die nicht schon morgens festlegen möchten, wo und was sie abends essen. A-Rosa kommt neuerdings sogar Langschläfern entgegen (was kaum ein Hotel an Land tut): An Flusstagen geht das klassische Frühstück direkt in den Brunch mit erweitertem Speiseangebot bis 14 Uhr über – ideal für Spät-in-den-Tag-Starter.
Klassiker: Rhein, Main, Mosel und Donau
Hoch im Kurs stehen unverändert Themenreisen in Begleitung von fachkundigen Betreuern. So lockt zum Beispiel die Schweizer Excellence Princess mit einer attraktiven Golfkreuzfahrt auf der Donau, mit Abstechern zu vier Top-Golfplätzen zwischen Passau und Budapest (ab 23. Juni und 29. September 2019). Auf der Amadeus Provence lässt sich eine Weinkreuzfahrt durch das Burgund, Beaujolais und Rhonetal mit Besuchen renommierter Weingüter erleben (ab 31. Oktober 2019). Es gibt Velo- und Wanderreisen, ornithologische Beobachtungstouren, Musik-, Gourmet- und Gartenreisen und vieles mehr.
Die klassischen Strecken auf Rhein, Main, Mosel und Donau bleiben mit Abstand die beliebtesten Fahrgebiete, doch wächst der Anteil neuer Schiffe auf den verhältnismässig weniger befahrenen Flüssen wie Seine, Rhone, Saône, Douro und Elbe, was zu einer regionalen Diversifizierung beiträgt – und zu einer Qual der Wahl für die Reisenden.
Aufstrebend ist die Aquitaine-Region um Bordeaux. Ein unvergessliches Erlebnis bietet auch die Wasserstrasse auf Wolga, Swir und Newa zwischen St. Petersburg und Moskau. Fast schon ein Geheimtipp sind die jachtähnlichen, von Schaufelrädern am Heck angetriebenen Schiffe Elbe Princesse (Rang 10) und Loire Princesse (Rang 18) des elsässischen Veranstalters CroisiEurope. Sie bestechen durch ihr schnörkellos modernes Ambiente und eignen sich bestens für das seichte Wasser, welches die Elbe und die Loire mitunter prägt.
Wetter führt zu Einbussen beim Ergebnis
Seicht waren Europas grosse Flüsse im vergangenen Jahr allesamt: Wegen des fast ganz ausbleibenden Regens von Juli bis in den Herbst und der rekordmässig tiefen Wasserpegelständen kam der Schiffsverkehr Mitte Oktober 2018 während zweier Wochen zum Erliegen. Das hat es noch nie gegeben und führte bei den Veranstaltern zu entsprechenden Einbussen.
Wie konkurrenzfähig sind die besten Schweizer Schiffe, die nicht nur unter Schweizer Flagge fahren, sondern von Schweizer Firmen betrieben werden? In der Gesamtperformance stehen sie zwar nicht an der Spitze, doch bieten sie verlässliche Qualität in allen wichtigen Aspekten und überzeugen durchwegs mit einem stimmigen Gegenwert. Schwach sind die Schweizer (genauso wie die deutschen) Flussveranstalter in puncto Internationalisierung der Gästeschaft. Möchte man nicht an jeder Bordecke «Züridütsch» und Schwäbisch hören, entscheidet man sich besser für einen internationalen Anbieter.
Eine Erfolgsgeschichte sind die elf Excellence-Schiffe des Reisebüros Mittelthurgau in Weinfelden. Zu erkennen sind sie am auberginefarbenen Rumpf, angeführt werden sie von der Excellence Princess (Rang 6), ab Mai 2019 ergänzt durch die neu gebaute, ebenfalls auf Donau und Rhein kreuzende Schwester Excellence Countess mit der doppelten Anzahl an Juniorsuiten sowie Showküche und grosser Bugterrasse.
Auch das Familienunternehmen Thurgau Travel, das rund vierzig Schiffe auf 45 Flüssen und Gewässern in aller Welt vertritt und auf besondere Routen zu reellen Preisen Wert legt, etwa auf der Thurgau Ultra (Rang 12) und der Thurgau Silence (Rang 25), erweitert die Flotte der Schiffe, die unter der eigenen Marke und mit der entsprechenden Dienstleistungskette aus einer Hand unterwegs sind.
Nach der im letzten Jahr übernommenen Thurgau Prestige (der früheren Swiss Jewel der Reederei Scylla) kommt neu die Thurgau Rhône auf Rhone und Saône zum Einsatz sowie das frisch renovierte Retro-Schiff Thurgau Karelia auf russischen Strömen. Ab September 2020 wird die vielversprechende, sich derzeit im Bau befindende Thurgau Ganga Vilas mit Platz für maximal 36 Passagiere auf dem Ganges schippern.
Schwimmender Luxus
Wie viele aktive Flusskreuzfahrtschiffe weltweit übers Wasser gleiten, ist nicht exakt bekannt. Schätzungen gehen von rund 900 aus. Tendenz steigend – und dies trotz andauernder Krise am Nil und nicht nachlassenden Negativschlagzeilen am Irrawaddy.
Ägyptens Lebensader sucht in kleinen Schritten ihr Comeback als touristische Destination, bietet jedoch unverändert grossartige Gelegenheiten, an faszinierender Geschichte vorbeizugleiten, in den kulturellen Reichtum der Tempelanlagen einzutauchen oder auf dem Sonnendeck der The Oberoi Zahra (Rang 5), der Sanctuary Nile Adventurer (Rang 13) oder der River Tosca (Rang 15) den Kriminalroman «Tod auf dem Nil» von Agatha Christie zu lesen, den sie 1937 vor Ort geschrieben hat.
Der Vorteil für die heutigen Reisenden: Der einstige Massentourismus hat einem geradezu entspannten Entdecken ganz ohne Heerscharen von Busgruppen Platz gemacht. Einzelne Veranstalter haben sogar die wiedereröffnete, aus Angst vor Anschlägen lange gesperrte Strecke zwischen Kairo und Luxor im Programm, sodass der ägyptische Nil im gesicherten Konvoi in gesamter Länge befahren werden kann. Die Flussreise von Kairo nach Assuan auf der MS Jaz Royale (Rang 19) dauert zwei Wochen und ist im Sommerhalbjahr 2019 an diversen Terminen ausgeschrieben.
Während derzeit nur ein kleiner Bruchteil der insgesamt 280 Flusskreuzer zwischen Luxor und Assuan betrieben wird und die Mehrheit der Nil-Flotte seit der Revolution 2011 vor sich hinrostet, sind Schiffsreisen auf dem Mekong auf markantem Wachstumskurs. Hier setzt die Aqua Mekong den Massstab. In der Gesamtwertung der «Handelszeitung» ist sie zugleich die Siegerin in der Kategorie der aussereuropäischen Flusskreuzfahrtschiffe. Sie tourt durch Kambodscha und Vietnam und präsentiert sich in einem ausgeklügelten Mix aus südostasiatischem Ethno-Modernismus und puristischer Eleganz.
Die vierzig Passagiere finden bequem Platz an Bord und werden von gleich vielen Crew-Mitgliedern unaufdringlich aufmerksam umsorgt. Die zwanzig Kabinen sind jeweils 30 Quadratmeter gross, acht davon verfügen über eine eigene Terrasse, die restlichen über bodentiefe Fensterfronten, die sich aufschieben lassen. Bestens geschulte Reiseleiter sorgen dafür, dass keine Frage unbeantwortet, keine der buddhistischen Stupas unerklärt und kein Tempel seelenlos bleibt. Im Reisepreis inbegriffen sind die Exkursionen mit den schiffseigenen Schnellbooten, der Wäscheservice, alle Getränke und Tischweine, die geführten Kajakausflüge sowie die Velos, die in jedem Hafen für individuelle Erkundungstouren bereitstehen.
In beschaulichem Tempo und komfortabler Umgebung den Mekong kennenlernen kann man auch auf der Scenic Spirit (Rang 4) und der AmaDara (Rang 6). Etwas preisgünstigere Varianten bieten die Mekong Navigator (Rang 12), die Mekong Prestige II (Rang 13) und die Mekong Pearl (Rang 20). Letztere wird vom deutschen Veranstalter Lernidee Erlebnisreisen betrieben und befährt Routen abseits des Mainstreams, etwa von der laotischen Hauptstadt Vientiane zum Goldenen Dreieck, wo Thailand, Myanmar und Laos aufeinandertreffen.
Exotisches Landschaftskino
Myanmar leidet unter den Gräueltaten des Militärs gegen die muslimische Minderheit (und dem offenbar gleichgültigen Zusehen der einstigen Hoffnungsträgerin und «Botschafterin des Gewissens», Aung San Suu Kyi), was bei manchen Reisenden die Frage aufwirft, ob man das Land der tausend Pagoden unter diesen Rahmenbedingungen überhaupt besuchen sollte. Jedenfalls stehen viele Flussfahrtschiffe auf dem mystischen Irrawaddy still oder kreuzen mit dezimierten Passagierzahlen zwischen Bagan und Mandalay (je nach Wasserstand auch auf dem Chindwin River oder zwischen Rangun und Mandalay).
Im Luxussegment gelingen der klassischen Belmond Road to Mandalay und der stylischen Sanctuary Ananda (beide auf Rang 2) begeisternde Interpretationen von Flussreisen in burmesischer Szenerie. Auch auf der modernen Scenic Aura und der Anawrahta (beide Rang 7) im kolonialen Retrostil reist der gute Geschmack immer mit, und die drei schmucken Thurgau-Exotic-Schiffe (Rang 17) erfreuen sich insbesondere bei Schweizern grosser Beliebtheit.
Weitere Flüsse laden zum gemächlichen Entdecken ein, zumal auch der gediegen familiären Atmosphäre und den Annehmlichkeiten an Bord der schwimmenden Domizile kaum zu widerstehen ist. Im südlichen Afrika ist die Zambezi Queen (Rang 10) das Schiff für alle, die eine Flussreise mit einer Safari verbinden wollen. Auf dem Mississippi bezaubert der Schaufelraddampfer American Queen (Rang 18) mit seinem opulenten viktorianischen Look. Der chinesische Jangtse trumpft mit der Sanctuary Yangzi Explorer (Rang 11) und der Viking Emerald (Rang 25) auf. In Indien überzeugt die Ganges Voyager II (Rang 20) mit einer spürbar grossen Liebe ihrer Erbauer fürs Detail. Und im peruanischen Amazonasgebiet entführt die Aria Amazon (Rang 9) nicht nur in eine märchenhafte Wildnis – die Fahrt mit dem überschaubaren, nur 32 Passagiere fassenden Luxusschiff ist eine Reise in die Sehnsucht.