Wer eine Küchenrenovation plant, muss sich zunächst über seine Wünsche und Bedürfnisse im Klaren sein. Im Gespräch mit Küchenbauern, Innenarchitekten, Hausbesitzern und Mietern, wurden Wünsche und Bedürfnisse eruiert und deren Machbarkeit abgeklärt. Jahrelang hat man sich mit schlecht funktionierenden Geräten und Küchenelementen, zu langen Wegen und einer nicht sehr gemütlichen Atmosphäre abgefunden. Denn eine Küchenrenovation bedeutet Dreck, Staub, Lärm, riesige Organisationsprobleme und tagelanges unbequemes Kampieren in der eigenen Wohnung. Muss es nicht, davon konnte sich die Besitzerin bei der Renovation ihrer Küche überzeugen. Mit der Wahl der richtigen Profis spart man Zeit und Ärger und erhält nebenbei ein eindrucksvolles Anschauungsbeispiel vorbildlicher Organisation. Denn der Küchenbauer koordiniert sämtliche Handwerksarbeiten und liefert eine verbindliche, funktionierende Zeit- und Ablaufplanung.

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Die meistverbreitete Küchenform, die moderne Einbauküche unserer Tage, basiert noch immer auf der in den 30er Jahren entwickelten «Frankfurter Küche». Grundlegendes hat sich seither nicht verändert, vor allem nicht in den Küchen von Mietwohnungen. Die Modulküche schwingt obenauf mit Elementen, die im Baukastenprinzip geplant, eingesetzt und ausgetauscht werden können. Viele heutige Küchenplaner arbeiten gut mit diesen mobilen Systemen, die ausserdem bei entsprechender Beratung den persönlichen Bedürfnissen angepasst werden können.

Die Küche ist ein polyvalenter Raum und muss als Begegnungs- und Arbeitsort den verschiedensten Ansprüchen genügen. Und dies ist nur mit durchdachter Organisation möglich. Ein Haushalt, der aus zwei berufstätigen Erwachsenen besteht, ist anders strukturiert als ein Familienhaushalt, der Single im Studio benützt seine Küche anders als der Hobbykoch im Loft.

übersichtlich und hygienisch

Ein erfahrener Küchenbauer geht systematisch vor. Als Erstes werden mittels ausführlicher Checklisten individuelle Wünsche ermittelt und ernst genommen. Wie viel Stauraum braucht der Mensch? Hätten Sie es gewusst? 250 kg Material wollen für einen 4-Personen-Haushalt in der Küche untergebracht werden, das bedeutet rund 43 Stauraumeinheiten. Stauraumeinheiten nennt man die Auszüge und Fächer einer Einbauküche. Laut einer Untersuchung des Instituts für Ökotrophologie in Kranzberg (D) entspricht eine Stauraumeinheit einer Fläche von 50x50 cm, also der Fläche eines normalen Tablars oder einer Schublade. Geht man davon aus, dass normalerweise in einem Korpus/Schrank drei solcher Flächen als Stauraum vorhanden sind, muss die Grundausstattung einer Küche für vier Personen vierzehn Korpusse umfassen. In der Küche untergebracht werden wollen Nahrungsmittel, Pfannen und Geschirr, Gewürze und Haushaltsutensilien und was der Mensch noch so braucht übersichtlich, ergonomisch, hygienisch.

Nach der Aufnahme des Ist-Zustandes beginnt der Küchenprofi mit seiner Beratung in der Ausstellung sowie dem Erstellen der Pläne. Diese Vorarbeiten beinhalten die Bestimmung aller Montagetermine für sämtliche Handwerker, sie zeigen eventuelle Schwierigkeiten auf und sind vor allem massgenau ganz egal, ob mit der deutschen oder der Schweizer Norm gearbeitet wird, jeder Millimeter zählt. Der Küchenbauer sorgt für die Demontage alter Einrichtungen, Apparate und deren fachgerechte Entsorgung. Eventuell müssen Maurerarbeiten ausgeführt werden, Bodenbeläge ersetzt, Decken und Wände tapeziert oder verputzt und gestrichen werden. Vor Beginn des Umbaus sollte man sich auch überlegen, wo zusätzliche Steckdosen für Elektrogeräte erwünscht wären, lieber mehr als weniger, und wo zusätzliche Lichtquellen die Arbeit erleichtern oder zur Gemütlichkeit beitragen könnten.

Massgeschneiderte Lösungen

Mit massgeschneiderten Lösungen gehen Küchenbauer auf die Besonderheiten der Küche und ihrer Funktion ein. Doch der Grundgedanke der Mehr-Wert-Funktionalität basiert in der Logistik. Häufig ist ein Küchenelement nicht dort, wo man es unbedingt bräuchte. Der Behälter für den Abfall etwa da, wo er beim Rüsten auch gebraucht wird und nicht unterhalb der Spüle. Noch ein paar heisse Tipps für kühle Köpfe beim Kochen: Es lohnt sich auch, darauf zu achten, dass es ergonomisch sinnvoll ist, den Backofen möglichst in bequemer Greif- und Sichthöhe einzuplanen. Für Spülen, die vor einem Fenster stehen, nach absenkbaren Armaturen zu schauen. Höhenverstellbare Arbeitsflächen und absenkbare Hängeschränke machen Rollstuhlbenützern die Küchenarbeit einfacher.

Eine leistungsfähige, leise Dunstabzugshaube befreit die Küche von unangenehmen Gerüchen und Fettdampf. Und Freiflächen einplanen: Kleinkram kann an Relings hängen oder in offenen Regalen Platz finden. Eine grosse Küche einzurichten was leider immer noch eine Seltenheit ist , verlangt denn auch ganz anderen gestalterischen Umgang mit Funktionalität und Form als die durchschnittlichen acht bis zwölf Quadratmeterküchen. Eine gute Planung bringt, was das erste Ziel jeder Organisation ist: Überblick. Das Geheimrezept dazu: Man folge den bekannten ergonomischen Erkenntnissen. Schon mit wenigen Verbesserungen kann man viel erreichen.

Neue Tendenzen

Die wichtigen Küchenmessen dieses Jahres bringen Schwarz und Weiss als neue Trendfarben, kombiniert mit Holz, matten Aluminium, transluziden Schränken, schimmerndem Edelstahl und gefrosteten, tief blaugrünen Abdeckungen aus Spezialglas. Jeder Küche ihre Reling, die alles aufnimmt, was so herumliegt und mit einem Griff wieder da sein soll, von der Schere bis zur Küchenwaage. Wer nicht mit der Kochinsel im Loft arbeitet, hat wieder Oberschränke. Halbtransparente etwa mit «Lift», die sich nach oben öffnen. Raumsparende Apothekerschränke sowie extrabreite Schubladen mit frei wählbarer Einteilung sind weitere moderne Küchenhelfer. Sie sparen Zeit und Raum und entsprechen ergonomisch wie ökonomisch den heutigen Anforderungen an die moderne Küche.

Nach wie vor die hellen Hölzer wie Birke, Ahorn und Buche, aber mehr und mehr edle Fruchthölzer wie Kirsche und Birne, Eiche oder Wengé gebeizt. Echtholzfronten sind für den Küchenalltag gerüstet und unempfindlich gegen Feuchtigkeit durch Küchendämpfe. Hochwertige Oberflächenbehandlungen sorgen dabei für Reinigungs- und Pflegefreundlichkeit. «Unser Holz muss genutzt werden, wir haben soviel davon. Ausserdem wird es durch die natürliche Patina mit den Jahren immer schöner», sagt Emil Bosshard, Leiter der Kundenberatung (und Waldbesitzer) im Kompetenzzentrum von Piatti Küchen in Dietlikon.

Weshalb nach zwölf Jahren schon eine neue Küche? Dora Kelhofer, PR-Frau und Besitzerin einer Eigentumswohnung: «Vor zwölf Jahren haben mein Mann und ich diese Wohnung gekauft. Wir konnten nichts mehr selbst bestimmen, Form und Grösse der Räume war gegeben, die kleine Küche mit dem kleinen angrenzenden Essraum ebenfalls. Heute sind wir froh, dass wir damals nichts machen konnten. Wir hätten nicht noch die zusätzlichen Mittel für eine Traumküche gehabt, wie wir sie jetzt realisieren konnten.» Die Renovation einer Küche kann nach zehn, zwanzig oder dreissig Jahren fällig sein. Vorhandenes Budget, der Hausbesitzer oder die persönlichen Bedürfnisse werden entscheiden. Da aber heute mehr denn je Männer bei der Auswahl der neuen Küche mitreden, weil sie auch selber leidenschaftlich gern kochen, darf es jetzt öfters «ein bisschen mehr sein».

Ergonomie in der Küche

Suzanne Schwarz sprach für «Casa» mit René Rinderknecht, Inhaber der Firma Rinderknecht AG in Buochs und Baar, über dieses Thema.

Was muss man bei der Renovation einer Küche beachten?

René Rinderknecht:Das Wichtigste ist, dass man das Umfeld miteinbezieht, das heisst: den gesamten Sanitärbereich eines Hauses. Es kostet viel Geld und Umtriebe, wenn man die anderen Sanitärbereiche ausser Acht lässt und diese dann ein paar Jahre später auch renovieren muss.

Wie sollte man vorgehen?

Rinderknecht: Am besten geht man zu einem Küchenbauer, berät sich mit ihm und lässt sich dann von seinen Vorstellungen einen Entwurf ausarbeiten. Das geht heute mit dem 3D-System problemlos und sehr anschaulich. Der Küchenbauer schaut sich die bestehende Küche vor Ort auch an und bemerkt wahrscheinlich Dinge, die dem Kunden nicht aufgefallen sind, zum Beispiel wie man die Küche vergrössern könnte. Früher waren Küchen oft zu klein, und man kann leicht von angrenzenden Räumen Platz dazu nehmen oder ein grösseres Fenster einbauen. Wir stellen fest, dass Leute Angst davor haben, Mauern zu entfernen oder Fenster zu Vergrössern, im Nachhinein aber sind sie mit dieser von uns vorgeschlagenen Lösung immer glücklich und haben so die für sie beste Variante für viele Jahre.

Wann verbuchen Sie die grössten Erfolge?

Rinderknecht: Wenn sich der Küchenbauer und der Bauherr gut verstehen, sich finden und so zu einer optimalen Lösung kommen.

Was ist für Sie persönlich eine erfolgreiche Küchenrenovation?

Rinderknecht: Wenn der Kunde sagt: So habe ich es mir vorgestellt. Das ist übrigens gar nicht so einfach, denn viele Kunden können weder Pläne lesen noch sich vorstellen, wie die Küche später aussehen wird.

Hat sich in letzter Zeit beim Küchenbauen Grundlegendes geändert?

Rinderknecht: Der Stellenwert der Küche ist enorm gestiegen. Vor zwanzig bis dreissig Jahren war die Küche klein. Heute hat sie gesellschaftlich bedingt einen anderen Stellenwert: Man isst mehr zuhause, lädt Leute ein, möchte gepflegt essen. Ausserdem gibt es viel mehr Hobbyköche; auch das hat mit grösster Wahrscheinlichkeit mit der veränderten Gesellschaft zu tun, denn früher, als Männer eher Handwerker waren und hungrig von der Arbeit kamen, mussten sie verpflegt werden. Heute isst man nicht nur aus Hunger; Essen ist ein wichtiger gesellschaftlicher Anlass.

Und schliesslich: Was meinen Sie zum Thema «Ergonomie in der Küche»?

Rinderknecht: Die heutigen Gegebenheiten der Ergonomie fliessen selbstverständlich mit ein. Wir passen zum Beispiel Küchen den Menschen an, die in dieser Küche arbeiten. Schon 5 oder 10 cm machen beim Kochen und Zubereiten enorm viel aus. In einer Küche können auch unterschiedliche Höhen eingebaut werden, sodass sich jede Person den entsprechenden Arbeitsplatz aussuchen kann. Machen wir zum Beispiel eine Bar, einen Tisch und die normalen Küchenarbeitsplatten, dann sind das bereits drei verschiedene Höhen zum Ausweichen.

Checklisten

Um die Renovation mit kühlem Kopf und stressfrei anzugehen, lohnt es sich, vorab mit einer bewährten Checkliste seine eigene Vorplanung zu machen. Bruno Piatti AG, die Nummer eins unter den Schweizer Küchenbauern, bietet mit der «Checkliste zur Planung einer neuen Küche» eine gute Grundlage und spannendes Anschauungsmaterial.