Der Druck aus den USA auf die Schweizer Banken im Steuerstreit nimmt zu. Ein Gericht in New York hat nun zwei Kundenberater der Privatbank Julius Bär wegen «Verschwörung» zur Steuerhinterziehung angeklagt. Die beiden Kundenberater sollen nach Darstellung der Anklage mehr als 600 Millionen US-Dollar von US-Steuerzahlern auf nicht deklarierten Konten versteckt haben.

Gemäss der Anklageschrift, die der Nachrichtenagentur AWP vorliegt, sollen die beiden Angeklagten seit den 1990er Jahren respektive seit 2005 bis etwa ins Jahr 2010 insgesamt rund 180 Kunden bei der Hinterziehung von US-Steuern behilflich gewesen sein. Neben ihnen seien auch weitere «bekannte und unbekannte» Personen, einschliesslich weiterer Kundenberater, involviert gewesen. Die Bank Julius Bär wird in der Anklage nicht namentlich genannt.

«Hydrangea» und «Red Rubin»

Die Bank Bär wollte die erhobene Anklage nicht kommentieren. Man kooperiere aber mit den amerikanischen Untersuchungsbehörden, heisst es in einer Medienmitteilung vom Mittwochmorgen. Zudem gehöre die Bank «zu einer Reihe von Schweizer Banken, welche die Verhandlungen der Schweiz mit den US aktiv unterstützen».

Ein Bankensprecher bestätigte auf Nachfrage allerdings, dass es sich bei den beiden Angeklagten um eine aktuell und um eine ehemals beim Unternehmen beschäftigte Person handelt. Den beiden in der Schweiz wohnhaften Personen drohen gemäss der am Dienstag veröffentlichten Mitteilung des zuständigen New Yorker Staatsanwalts bei einer Verurteilung Maximalstrafen von fünf Jahren Gefängnis sowie hohe Bussen.

Die beiden Kundenberater sollen für die Kunden unter anderem nicht deklarierte Konten unter Fantasienamen wie «Hydrangea» und «Red Rubin», im Namen von fingierten Unternehmen oder von nicht in den USA lebenden Verwandten eröffnet haben. Sie hätten auch viele ihrer Kunden veranlasst, zur Verwaltung ihrer Konten in die Schweiz zu reisen. Einem der Berater wird auch vorgeworfen, mehrmals in die USA zum Treffen mit Kunden gereist zu sein.

Verhandlungen laufen weiter

Neben der derzeitigen Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft laufen in den USA noch mehrere Anklagen gegen Schweizer Kundenberater. Im Visier der Strafverfolgungsbehörden sind unter anderen auch ehemalige und aktuelle Mitarbeitende der Grossbank Credit Suisse sowie ein ehemaliger UBS-Kundenberater, der seinen Kunden geholfen haben soll, «geheime Bankkonten» bei der Basler Kantonalbank (BKB) zu unterhalten.

Eine Delegation der Schweizer Behörden unter Führung von Staatssekretär Michael Ambühl verhandelt derzeit mit den USA, wobei das Ziel eine globale Lösung des Steuerstreits ist, die alle Schweizer Banken entlasten soll. Der Ständerat hatte es im September allerdings abgelehnt, den USA bei der Informationsbeschaffung über Konten von US-Bürgern entgegenzukommen. Er hatte die Behandlung des Antrags unter Hinweis auf mangelnde Informationen abgelehnt.

Den Anlegern scheinen die nicht ganz überraschenden US-Anklagen gegen die Julius Bär-Berater nur wenig Eindruck zu machen. An der Schweizer Börse haben die Julius Bär-Aktien nach einem schwachen Handelsstart im Lauf des Vormittages mit weiteren Bankenaktien ins Plus gedreht. Gegen 11.10 Uhr notieren sie mit 32.20 Franken um 0,6 Prozent höher.

(tno/vst/awp)

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