Wann haben Sie von den Fusionsgesprächen Sulzers mit Dresser-Read erfahren?
Michael Künzle*: Am Mittwochabend  – aufgrund einer Medienanfrage.

Haben Sie seither mit Konzernchef Klaus Stahlmann gesprochen?
Nein, aber mit der Kommunikationsverantwortlichen von Sulzer. Wir sind so verblieben, dass sie uns auf dem Laufenden halten.

Gelingt die Fusion, könnte der Hauptsitz des neuen Gebildes von Winterthur wegziehen. Was würde dies für die Stadt bedeuten?
Gelingt die Fusion, könnte der Hauptsitz des neuen Gebildes aber auch in Winterthur bleiben. Die Tatsache, dass Sulzer den Stadtpräsidenten nicht früher informierte – wie das sonst immer der Fall ist – ist für mich ein Indiz dafür, dass diese Gespräche noch sehr oberflächlich geführt werden und noch keine konkreten Ergebnisse vorliegen. Ich bin überzeugt davon, dass Sulzer die Stadt nicht verlassen wird. Dieses Unternehmen wurde hier in Winterthur gegründet, ist immer noch ein Aushängeschild für unsere Stadt und ich habe mehrfach das Bekenntnis der Verantwortlichen erhalten, dass man sich dieser Tradition bewusst sei. Wenn man die steuerliche Situation zwischen der Schweiz und den USA vergleicht, hätte Winterthur klare Vorteile.

Und hätte das für das Steuereinkommen für Folgen?
Sulzer zahlt Steuern in der Stadt. Bei einer Fusion könnte dies für Winterthur einiges zusätzlich einbringen.

Winterthur musste lange viele Rückschläge einstecken, bevor es langsam wieder aufwärts ging. Ist das nun wieder in Gefahr?
Die Zahl der Arbeitsplätze stieg 2012 in Winterthur im Vergleich zum Vorjahr um 1.5 Prozent, was rund 1‘000 Arbeitsplätze sind. Der Anstieg im Kanton Zürich und in der Schweiz lag dagegen bei bei 1.0 Prozent. Eines der wichtigsten strategischen Ziele des Stadtrates für die nächsten 12 Jahre ist es, Arbeitsplätze zu schaffen und damit das Verhältnis zwischen Einwohnerzahl und Beschäftigtenzahl markant zu verbessern. Wir haben mit der Industriezone in Neuhegi noch Platz für weitere Unternehmen und schaffen gute Rahmenbedingungen auch für heute schon ansässige Unternehmen.

Auf welche Firmen und Branchen wollen sich denn Winterthurs Standortmarketing und Politik konzentrieren?
Wir sind vor allem in den Bereichen Gesundheit, Maschinenbau, Cleantech, Forschung und Entwicklung und der Versicherungsbranche stark.

Was sind denn die Trümpfe der Stadt?
Für die Unternehmen interessant sind unter anderem die verkehrliche Erschliessung, die Nähe zum Flughafen, bezahlbare Bodenpreise, die unmittelbare Nähe zur Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW und die sehr gute Betreuung durch die Standortförderung Region Winterthur und die Stadtverwaltung. Ausserdem bietet die Stadt eine sehr hohe Lebensqualität und ein vielfältiges Kulturangebot auf höchstem Niveau, ebenfalls wichtige Standortfaktoren.

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*Michael Künzle (CVP) ist seit Juni 2012 Stadtpräsident von Winterthur. Der studierte Jurist ist Vorsteher des Departements Kulturelles und Dienste.