Ich bin nicht mehr Pressesprecher der BZ», erklärt Kurt Schiltknecht mit hörbarer Erleichterung. «Da müssen Sie schon meinen Nachfolger fragen.» Als die Geschäfte von Martin Ebner noch blühten, war sich der Ökonomieprofessor nie zu schade, den umstrittenen Aktienhändler vor den Fragen neugieriger Medienvertreter abzuschirmen. Jetzt, da der abgestürzte Shareholder-Guru wesentlich kleinere Brötchen bäckt, arbeitet sein langjähriger Vermögensverwalter nur noch in Teilzeit – als Verwaltungsrat und Berater auf Honorarbasis (siehe Artikel zum Thema «Mann des Monats Martin Ebner: Die Auferstehung»).
Zwar sitzt der 63-jährige Frühpensionär neben Martin Ebner und dem Schweden Johan Björkman nach wie vor im dreiköpfigen Aufsichtsgremium der BZ Gruppe Holding und versieht bei der Immobiliengesellschaft Intershop, dem letzten Restposten aus Ebners implodiertem Beteiligungsportfolio, das Präsidium. Auch bei der BZ Bank und dem BZ Trust ziert Professor Schiltknecht bis dato den Verwaltungsrat, was seine Bedeutung für den verschuldeten Aktiengrossisten zu untermauern scheint. Seit jener seine vier börsenkotierten «Visionen» vor zwei Jahren notfallmässig an die Zürcher Kantonalbank losschlagen musste, hat die von Schiltknecht geführte Vermögensverwaltungstochter BZ Trust keine Aufgabe mehr. Pro forma hat der frühere Nationalbank-Direktor die schlafende Gesellschaft deshalb schon einmal der Obhut des BZ-Vizedirektors Andreas Meyer anvertraut. Dieser Nachwuchsmann präsidiert übrigens auch die Fundus Holding, in der die Ländereien parkiert sind, die Ebner in Niederösterreich besitzt (siehe Artikel zum Thema «Notgroschen im Wienerwald»).
Auch innerlich, so scheint es, hat sich Professor Schiltknecht von seinem Chef und dessen forciertem Renditedenken gelöst. Dass Ebner in der Endphase seiner steilen Karriere mit einem derart gewagten Hebel ans Werk ging und seine Beteiligungen teilweise zu weit über 50 Prozent mit Fremdkapital unterlegte, dürfte dem prominenten Geldtheoretiker kaum
geheuer gewesen sein.
Auch wenn Ebner als Vorbild versagt hat, weil er genau die Fehler beging, die ein verantwortungsvoller Anleger tunlichst vermeiden sollte, zweifelt Schiltknecht keine Sekunde an dessen Verdiensten für den Schweizer Finanzplatz. Schliesslich hat der BZ-Stratege hier zu Lande nicht nur die überfällige Corporate-Governance-Debatte losgetreten; als einer der Ersten hat es Ebner auch gewagt, selbstgefälligen Mandatsträgern den Marsch zu blasen.
«Wie die Macht der Manager gebrochen werden kann», beschreibt Schiltknecht in einem Buch, das im September im NZZ Verlag erscheinen soll. Unter dem Titel «Corporate Governance – Das subtile Spiel um Geld und Macht» blickt der bekennende Monetarist auf seine an der Seite des BZ-Strategen gesammelten Erfahrungen zurück.
Viel Platz räumt Kurt Schiltknecht dabei insbesondere der Frage nach der optimalen Ausgestaltung von Managersalären ein. Was er persönlich von Optionen als Leistungsanreiz für Topmanager hält, hatte Ebners schwer einzuordnender Kompagnon noch vor dessen Scheitern zum Besten gegeben: «Generell kann gesagt werden», dozierte Schiltknecht im Juni 2002 vor Vertretern der Schweizerischen Treuhand-Kammer, «dass sämtliche kurzfristig angelegten Entschädigungsmodelle sich für die Schaffung von Shareholder-Value als problematisch erwiesen haben».
Apropos «kurzfristig angelegte Entschädigungsmodelle»: Noch gar nicht so lange ist es her, da profitierte ein gewisser Kurt Schiltknecht von den fetten Performance-Fees der «Visionen», die vom BZ Trust seinerzeit quartalsweise – also kurzfristig – abgerechnet wurden. Auch als Verwaltungsrat von BK Vision und Stillhalter Vision kassierte der zum Neoliberalen mutierte Sozialdemokrat im Verlauf der Neunzigerjahre Millionen. Bevor Schiltknecht seine Steuerdaten 1998 sperren liess, deklarierte er an seinem damaligen Wohnort Zumikon ein Reinvermögen von 41,5 Millionen Franken. Für einen Pressesprecher fürwahr kein schlechtes Gehalt.