Die Jobbeschreibung dürfte Karl Wüthrich verfassen. Man nennt ihn auch den Sachwalter. Dieses Wort reicht, und jeder Schweizer weiss, wer gemeint ist. Seit Oktober 2001 liquidiert Wüthrich an der Swissair herum. Mit überschaubarem Erfolg in der Sache, aber viel Resonanz in der Presse: Er piesackt die Unfähigen (Swissair-Verwaltungsräte) und rächt die Opfer des Groundings (alle anderen). Jedenfalls theoretisch. Praktisch kommt er kaum voran, obwohl er vom vielen Aktenstudieren garantiert eine Staublunge hat. Noch sind die Verantwortlichen für das Desaster nicht identifiziert. Es gibt also genug zu tun. Vielleicht aber hat er an den Begleiterscheinungen des Liquidierens inzwischen Gefallen gefunden.
Als da wären: gefragter Interviewpartner, Aufstieg zur moralischen Instanz,
stetige Auslastung der Kanzlei inklusive stabilen Honorareingangs. Wie sonst ist zu erklären, dass er nun auch als Liquidator beim Sportvermarkter ISL/ISMM auftritt? Noch ein hoch komplexer Fall. Dafür kann er eigentlich keine Zeit haben.
Unser Verdacht: Es geht weniger ums Liquidieren als ums Renommieren – beim Vermarkter muss sich Wüthrich nicht mit Honeggers oder Bruggissers messen, sondern kann einem leibhaftigen Weltfussballpräsidenten die Stirn bieten. An Joseph Blatter haben sich alle die Zähne ausgebissen. Doch nun richtet sich Karl «Sachwalter» Wüthrich auf und stellt den Grossfunktionär. Für danach hofft er auf Liquidationsfälle bei Uno oder Nato. DRU