Die Banken sind es leid, doch hören müssen sie es trotzdem immer wieder: Ihre Kreditpolitik sei viel zu restriktiv, schimpfen KMU. Dies gilt für viele als mit ein Grund, wieso das Inlandgeschäft so schlecht läuft. Während die Exporte der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) von Januar bis September 2004 um 14% zugelegt haben, stottert der Binnenmotor weiterhin. Auch im 3. Quartal war der Auftragseingang der MEM-Industrie im Inland rückläufig (10%).
Neben den zu hohen Rohstoffpreisen und den ungünstigen Währungsrelationen sieht der Branchenverband der Schweizer Maschinenindustrie, Swissmem, einen wesentlichen Grund für die schwache Binnennachfrage darin, dass es bei der Finanzierung von Neuinvestitionen hapere. Besonders für kleine Unternehmen sei die Finanzierung ein Problem, weil sie, der schärferen Rating-Regeln der Banken wegen, bei Kreditverhandlungen des Öfteren abblitzten.
Leasingvolumen verdoppelt
Helfen könnten sich kleine und mittelgrosse Firmen allerdings auch anders. Wieso nicht leasen, wenn sich eine neue Maschine nur schwer fremd finanzieren lässt? «Leasing ist eine alternative Finanzierungsart, sie hat deshalb auch ihren Platz in der Branche», sagt Hans Schaad, Chef der Walter Meier AG. Das Unternehmen verkauft seit über 60 Jahren Werkzeugmaschinen auf dem Schweizer Markt. Dazu kommen Service- und Beratungsdienstleistungen sowie immer häufiger auch Finanzierungskonzepte, welche die Walter Meier ihren Kunden in Kooperation mit der Sogénal Equipment Finance Schweiz AG (SGEF), vormals Franfinance, anbietet.
Nachfrage steigt
Die Erfahrung zeige, dass mittelständische Firmen gerne eine gute Beratung im Finanzierungsbereich in Anspruch nehmen, so Schaad. Das Angebot stösst bei KMU offenbar auf breiten Anklang. Gemäss Thomas Rieger, Geschäftsführer von SGEF, hat sich das Neugeschäft allein in den letzten zwei Jahren von 80 Mio auf 160 Mio Fr. verdoppelt. Gerade für KMU, die häufig nicht über umfangreiche Liquiditätsreserven verfügen, könne Leasing vorteilhaft sein, erklärt Rieger. Leasing schone die vorhandenen Barreserven, halte Kreditlinien für die Finanzierung des Umlaufvermögens frei und biete aufgrund der fixen Zinsen über die gesamte Finanzierungsperiode Sicherheit, was letztlich den Unternehmen diene.
Heute werden in der Schweiz allerdings mehrheitlich Güter für den privaten Gebrauch geleast, insbesondere Autos. Mehr als zwei Drittel der Neuabschlüsse 2003 von 7,7 Mrd Fr. entfallen auf diese Kategorie. Beim Leasingbestand das ist die Summe der ausstehenden Leasingforderungen machen das Immobilien- und das Investitionsgüterleasing jedoch etwa 40% aus. Auf Firmenseite waren es 2003 Neuabschlüsse für 2,5 Mrd Fr., wobei auch da bislang meist Güter oder Dienstleistungen im Vordergrund standen, die dem Konsumgüterleasing verhältnismässig nahe kommen. Zum Beispiel Fahrzeuge für den Fuhrpark oder IT-Support, also Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören.
Auch wenn es das Leasing für Kapitalgüter schon lange gibt, allzu verbreitet waren Leasing-Geschäfte für Investitionsobjek-te (Maschinen) bisher offenbar nicht. Dies sei ein Geschäft mit grossem Wachstumspotenzial in der Schweiz, sagt Markus Hess, Geschäftsführer des Schweizerischen Leasingverbandes. «Im Vergleich zu den direkten Nachbarländern ist die Leasing-Quote im Investitionsgüterbereich in der Schweiz bis heute gerade mal halb so hoch», erklärt Hess.
Dominiert ist das Investitionsgüterleasing seit 30 Jahren von den klassischen Finanzierungsinstituten, namentlich den Banken. Diese würden heute die Marktchancen erkennen und das Leasinggeschäft forcieren, sagt Hess. Doch auch eine Anzahl kleinerer Newcomer spiele mit, wozu auch die Equipment Finance gehört.
Das Objekt gehört der Bank
«Beim Leasing bleibt den Geldgebern der direkte Zugriff aufs Objekt», beschreibt Urs Gauch, verantwortlich für das Schweizer Geschäft mit grossen Firmenkunden bei der Credit Suisse, den Vorteil beim Leasing. Eigentümerin eines Objekts bleibt die Bank.
Trotzdem gelten bei den Banken bei einer Leasing-Vergabe immer noch ähnliche Massstäbe wie für einen Investitionskredit. «Ein Unternehmen muss per se kreditwürdig sein», sagt Gauch.
Etwas anders sieht dies Thomas Rieger. Banken verfügten im Allgemeinen nicht über vertiefte Objektkenntnisse. So würden zum Beispiel Lastwagen mit den gleichen Wertverlustabschlägen versehen wie Werkzeugmaschinen. Dies sei sachfremd, so Rieger, der für seine Sogénal Equipment Finance in Anspruch nimmt: «Wenn einer eine werthaltige Maschine braucht, findet sich fast immer auch eine Finanzierungslösung.»
Individuelle Wertskalen
Grossbanken achteten bei der Kreditvergabe auf die Bonität ihrer Kunden. Dagegen konzentriere sich die SGEF auf das Risiko. Banken würden ein Objekt linear abschreiben. Nicht so die SGEF. Hier läuft die Betrachtung so, dass den Gütern individuelle Wertverlaufsskalen beigemessen würden, die sich nicht auf null abschreiben lassen. Das Delta, das sich daraus errechne, erklärt Rieger, ergebe einen anderen Wert, was die Leasing-Konditionen günstiger mache. Allerdings: «Wer überhaupt nicht mehr kreditwürdig ist, dem hilft auch kein Leasing mehr.»