Die Aktien der Credit Suisse stiegen am Freitag in der Spitze mehr als 10 Prozent. Zum Schluss notiert das Papier über 9 Prozent im Plus, aber immer noch unter der Marke von 3 Franken. Damit endet eine 13-tägige Verlustserie, in der ein Allzeittief nach dem nächsten erreicht wurde.
Die Aktie hat endlich Boden gefunden. Dahinter steckt Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, der in der vergangenen Woche gleich doppelt erklärt hatte, dass sich die Liquidität der Bank erhole und die massiven Abflüsse von Kundengeldern zu einem Ende kämen. Er sagte dies zunächst an einem Treffen der «Financial Times» und anschliessend im Interview mit Bloomberg.
Die Vermögensabflüsse der krisengeschüttelten Bank, die im laufenden Quartal nach Gerüchten über ihre Stabilität auf etwa 84 Milliarden Franken angeschwollen waren, seien «im Wesentlichen gestoppt», sagte Lehmann gegenüber Bloomberg. Es gebe sogar wieder Zuflüsse.
Seit Oktober in Alarmstimmung
«Wenn ich mit Kunden spreche, dann weiss ich, dass es zu Zuflüssen kommen wird», sagte Lehmann. «Wir sehen es teilweise bereits. Wir haben vor, weiterhin auf die Kunden zuzugehen. Es könnte ein wenig dauern, aber wir werden zur Normalität zurückkehren.»
Das Ausmass der Vermögensabwanderung, das im Wealth Management rund 10 Prozent der verwalteten Gelder ausmachte, hatte Investoren seit Ende Oktober schockiert. Der Bereich gilt traditionell als einer der stabilsten der Bank. Die Verluste und die angekündigte Kapitalerhöhung hatten die Aktien in die Nähe des Preises von 2,52 Franken gebracht, zu dem die Credit Suisse den Aktionären Bezugsrechte im Rahmen der 4 Milliarden Franken schweren Finanzspritze anbietet.
Die Credit Suisse (CS) ist schon lange in den Schlagzeilen. Jetzt hat sich das Problem noch einmal verschärft, wie an den Versicherungsprämien gegen einen Konkurs der Grossbank abzulesen ist, den Credit Default Swaps (CDS). Sie sind diese Woche nochmals markant gestiegen: Notierten diese Anfang Woche noch bei rund 3,5 Franken, so kostet es jetzt fast 4,5 Franken, um eine Obligation der CS im Nominalwert von 100 Franken abzusichern.
Das ist nicht nur ein Vielfaches dessen, was es bei der UBS kostet (0,8 Franken), sondern auch mehr als bei jeder anderen Bank in Europa, wie Daten von Citigroup Global Markets zeigen.
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Die Kapitalerhöhung ist nötig, damit die Bank eine tiefgreifende Umstrukturierung angehen kann, die unter anderem einen massiven Stellenabbau und die Ausgliederung des Investmentbanking vorsieht. Der Plan hat ein gewisses Exekutionsrisiko. Er ist teuer und komplex, soll aber den seit Jahren ersehnten Befreiungsschlag bringen.
In den vergangenen zwei Wochen hat die Credit Suisse rund 2,7 Milliarden Franken an Marktwert verloren. Seit Jahresbeginn hat sie rund zwei Drittel eingebüsst. Sie bringt nur noch knapp über 10 Milliarden Franken auf die Waage. Konkurrentin UBS schafft das Sechsfache.
Lehmann: «Schwierige Diskussionen»
«Ich denke, die Kernaktionäre glauben an uns und werden ihre Bezugsrechte ausüben», sagte Lehmann im Bloomberg-Interview. Er sei in regelmässigen Gesprächen mit Investoren. «Wenn man seit 20 Jahren in die Credit Suisse investiert und sieht, wo der Aktienkurs steht, sind das natürlich schwierige Diskussionen.»
Beruhigend wirkten auch Äusserungen Lehmanns zu wichtigen Indikatoren für die finanzielle Stabilität der Bank. So habe sich der Liquiditätsdeckungsgrad der Credit Suisse, ein Massstab für die Menge an sofort verkäuflichen Vermögenswerten zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen, auf derzeit 140 Prozent verbessert, sagte der Präsident.
Die Credit Suisse hatte letzte Woche gemeldet, dass die Kennzahl auf 120 bis 130 Prozent gesunken sei, nachdem sie am Ende des dritten Quartals noch bei 190 Prozent gelegen hatte. Im Oktober hatten Abflüsse von Vermögenswerten und die anschliessende Inanspruchnahme von Liquiditätspuffern dazu geführt, dass die Bank in einigen ihrer Tochtergesellschaften unter bestimmte regulatorische Limits fiel.
(ise)