Ende August hätte in Basel am NSH Bildungszentrum eine neue, kostenpflichtige Lehre zum Informatiker mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis starten sollen. Die Ausbildungsgebühren für vier Jahre: 37240 Fr. Doch wie in Zürich, wo vor einem Jahr eine 55000 Fr. schwere IT-Lehre der Informatikfirma Global Communication & Technology (GCT) hatte auf Eis gelegt werden müssen, kann auch das Basler Projekt angeblich mangels genügend qualifizierter Interessenten nicht starten. Stolperstein war in beiden Fällen nicht nur der Mangel an zahlungskräftigen und fähigen Lehrlingen, sondern auch die Kritik der kantonalen Berufsbildungsstellen.

Sowohl die Zürcher als auch die Basler Behörden befürchten, dass Private die konventionelle Lehre konkurrenzieren. Die Zürcher entzogen dem Privatanbieter sogar die Bewilligung - unter anderem weil er seine Lehrlinge an die öffentliche Berufsschulen senden wollte.

*Zürich lehnt Rekurs ab*

Laut Christine Keller, Kommunikationsbeauftragte der Zürcher Bildungdirektion, wurde diesen Sommer auch der Rekurs von GCT-Inhaber Max Holliger gegen diesen Bewilligungsentzug abgewiesen. Für Bildungsdirektorin Regine Aeppli stehe fest: Lehrstellen gegen Bezahlung sind bildungspolitisch unerwünscht. Der Kanton wolle keine Lehre gegen Bezahlung bewilligen, weil diese das klassische duale System zwischen Unternehmen und öffentlichen Schulen untergrabe. Kommt dazu, dass bei GCT nicht einmal ein Lehrlingslohn vorgesehen war. In der Schweiz unterstützen Bund und Kantone die Berufsbildung mit jährlich rund 3,4 Mrd Fr.

Trotz Mangel an qualifizierten Bewerbungen kommen die angemeldeten Lehrlinge von NSH und GCT doch in Genuss einer IT-Lehre, und zwar bei konzessionierten Privatschulen. Jene in Basel werden die Privatschule IBZ für Technik, Informatik und Wirtschaft besuchen. 12 von 14 angemeldeten Lehrlingen der Zürcher GCT sollen ihr Fähigkeitszeugnis nach zwei Jahren Theorie an der Privatschule Bénédict und einem zweijährigen Praktikum erhalten. Für CEO Holliger ist das aber nur eine Zwischenlösung - 2006 will er bei der Bildungsdirektion ein Gesuch für ein neues Lehrmodell einreichen.

Dass Privatschulen bei der kostenintensiven IT-Lehre mitmischen, ist nichts Neues: Bei der Privatschule IBZ erhalten jährlich bis 50 Schüler das eidgenössische Fähigkeitszeugnis Informatiker, wie IBZ-Schulleitungsmitglied René Vock sagt. Für die seit 1999 bestehende Ausbildung, die total 37000 Fr. pro Schüler kostet, erhalten die Schüler keinen Lehrvertrag, sondern einen Schul- und einen Praktikumsvertrag. Im Praktikum bei Unternehmen werden die IBZ-Praktikanten zwar entlöhnt. Allerdings ist der Lohn tiefer als im konventionellen 3. und 4. Lehrjahr.

*Kosten, aber keine Sicherheit*

Ein ähnliches Modell praktiziert die Privatschule Bénédict, welche im Jahr rund 30 IT-Lehrlinge ausbildet. Laut dem Leiter für die IT-Lehre, Björn Kuratli, profitieren Firmen von den Bénédict-Praktikanten, weil sie eine kürzere Verpflichtung als bei normalen Lehrlingen, eingehen müssten. Kuratli: «Ich glaube, auf dem Markt braucht es sowohl rein private als auch gemischte Angebote.»

Daran zweifelt Andreas Rüegg, Geschäftsleiter der bekannten Lernzentren (LfW), die aus der Lehrwerkstätte der ABB hervorgegangen und der inzwischen 70 Unternehmen angeschlossen sind: «Die Privatschulen stellen zwar keine ernsthafte Konkurrenz für uns dar - die Hauptkonkurrenz sind von den Kantonen subventionierte Lehrwerkstätten.» Doch auch Rüegg hat ein Problem mit den Privatanbietern: «Uns rufen immer wieder verzweifelte Eltern an, die für ihr Kind, das eine Privatschule besucht, einen Praktikumsplatz suchen.» Die Eltern zahlten teures Geld, doch die Schulen können ein Praktikum nicht garantieren.

Eine Zusicherung, dass die berufliche Grundbildung als Ganzes (also mit Praktikum) absolviert werden kann, wird aber gesetzlich verlangt.

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