Die Empfehlung von Leoni an dieser Stelle Anfang Januar ging voll auf. Nur vier Wochen später hatte sich der Kurs des Autozulieferers verdoppelt. Vom Zweijahreshoch im Februar ging es nun aber wieder deutlich nach unten.
Nach dem Höhenflug ist das jetzt wieder eine gute Gelegenheit zum Einstieg.
Zuerst einmal zur alten Story vom Januar. Der Turnaround, der Umbau und die Restrukturierungen beim Hersteller von Kabeln und Bordnetzen für die Autoindustrie kommt gut voran. Zwar fiel der Umsatz bei Leoni im vergangenen Jahr vor allem coronabedingt um 15 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro.
Doch die wichtige Kennzahl, auf die Anleger und Analysten bei Leoni seit Jahren kritisch blicken, der freie Cashflow, hat sich massiv verbessert. Flossen in 2019 noch 308 Millionen Euro aus dem Unternehmen ab, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 69 Millionen Euro.
Neuer Ankeraktionär bietet Phantasie…
Dazu kommt: Die bereits umgesetzten Sanierungsmaßnahmen sollen ab nächstem Jahr Einsparungen von 500 Millionen Euro bringen. Damit wäre im nächsten Jahr wieder ein Ergebnis im Bereich von etwa 1,0 Euro je Aktie vorstellbar. 2023 könnte das Ergebnis auch in etwa doppelt so hoch sein.
Interessant wird Leoni auch aus einem anderen Grund: Im Februar hat der österreichische Investor Pierer seinen Anteil an Leoni von fünf auf zehn und vor wenigen Tagen auf 15 Prozent ausgebaut. Pierer ist unter anderem am deutschen Autozulieferer SHW mit rund 75 Prozent beteiligt und der Milliardenkonzern Pierer Mobility erzielte im ersten Quartal mit dem Verkauf von Motorrädern und E-Bikes einen Umsatz von 509 Millionen Euro.
Der Ausbau des Anteils an Leoni durch Pierer ist damit alleine schon aus strategischen Gründen nachvollziehbar.
… und die Aktie ist günstig bewertet…
Aber Leoni ist auch rein fundamental betrachtet ein vielversprechendes Investment. Nicht nur wegen eines möglicherweise bereits im nächsten, spätestens übernächsten Jahr einstelligen KGVs. Leoni ist mit seinem Milliardenumsatz ein Großkonzern und beschäftigt 100000 Mitarbeiter weltweit in 30 Ländern.
Dieses fast schon riesige Unternehmen bringt es auf eine – in Relation zum Umsatz – mickrige Börsenbewertung von lächerlichen 350 Millionen Euro! Das ist ein Kurs/Umsatz-Verhältnis (KUV) von nur 0,1! und solche KUVs sind normalerweise in der Einstufung „Pleitekandidat“ oder „kurz vor der Pleite“ zu finden.
Leoni zählt kaum dazu. Zwar gab es in den letzten beiden Jahren hohe Verluste, aber der Kabelhersteller ist in seinem Bereich fast schon systemrelevant.
Die Erfolge in der Restrukturierung und der deutliche Ausbau des Anteils von Pierer zum gewichtigen Ankeraktionär ist ein klares Zeichen dafür, dass die Nürnberger Bordnetzexperten von einer Pleite weit weg sein dürften.
… ein KUV von 0,1 bietet hohes Potential
Leoni bietet bei einem KUV von nur 0,1 hohes Kurspotential. Baut Pierer seinen Anteil weiter aus, dürfte die Aktie zusätzlichen Schub bekommen.
Zudem: Die Aktie von Leoni hat jetzt von der Unterstützung und psychologischen Marke von zehn Euro nach oben gedreht. Da sind schon kurzfristig weitere Kursgewinne drin. Auf Sicht von ein bis zwei Jahren könnte sich der Wert verdoppeln.
Leoni AG
ISIN: DE0005408884
Gewinn je Aktie 2022e: 1,0 €
KGV 2022e: 10,8
Dividende/Rendite 2020e: -/-
EK je Aktie: 8,14 €
EK-Quote: 7,6 Prozent
KBV: 1,3
Kurs/Ziel/Stopp: 10,80/18,50/6,70 €
Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert. Die jährliche Performance des Musterdepots seit Start im April 2010 beträgt +14,6 Prozent (DAX: +7,8 Prozent).
Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. In diesem Beitrag besprochene Aktien können zum Anlageuniversum zählen.