Kürzlich wagte Germania Flug AG den Neuanfang. Der Schweizer Ableger der insolventen deutschen Fluggesellschaft Germania befand: Wir machen alleine weiter. Und: Wir sind zu 100 Prozent Schweizerisch. Bisher hielten die Deutschen 40 Prozent, 60 Prozent lagen bei Schweizer Investoren – die aber nicht genannt werden wollten.
Es blieb unklar, wer bei Germania Flug AG eingestiegen ist. Wie die «Handelszeitung» aus Branchenkreisen erfahren hat, steht hinter dem diskreten Schachzug Leyla Ibrahimi-Salahi. Die Schweizer Unternehmerin ist VR-Präsidentin und Chefin der Air Prishtina.
«Ja, es stimmt»
Urs Pelizzoni, Verwaltungsrat der Germania Flug, bestätigte gegenüber der «Handelszeitung» am Freitagnachmittag: «Ja, es stimmt, Frau Ibrahimi-Salahi hat über ihre Beteiligungsgesellschaft Albex Aviation 100 Prozent der Anteile übernommen.» Ibrahimi-Salahi war kurzfristig nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Mit dem Einstieg von Ibrahimi-Salahi soll sich die krisengeplagte Germania Flug wieder im Schweizer Aviatikmarkt etablieren. Nach der Insolvenz der deutschen Germania zitterten nicht nur Kunden, ob ihre Tickets noch gültig sein werden und ob sie in Zukunft überhaupt bei der Airline buchen sollten. Auch für Reiseveranstalter blieb unklar, wie es weitergeht.
Gemania Flug, die bisher drei Flieger im Einsatz hat, und Air Prishtina sind bereits seit einigen Jahren im Geschäft. Air Prishtina betreibt keine eigenen Flugzeuge, sondern ist im Markt für den so genannten ethnischen Reiseverkehr vertreten. Das Unternehmen ist ein führender und europaweit etablierter Anbieter für Flugreisen im Kosovo und in Mazedonien. Über eine eigene Webseite lassen sich zum Beispiel Flüge von Zürich zu Zielen wie Ohrid, Skopje, Pristina und Tirana buchen.
Ibrahimi-Salahi ist Schweizerin mit kosovo-albanischen Wurzeln. Ihr Vater, Bexhet Salahi, war in den 1970er Jahren in die Schweiz gekommen und hatte das Unternehmen aufgebaut. Die Air Prishtina wurde im Jahr 1981 ursprünglich als Reisebüro Prishtina (RBP) gegründet.
Der Vater bot seinen Landsleute Reisen in die Heimat an und organisierte im Jahr 1981 den ersten zivilen Flug auf dem Militärflugplatz in Pristina. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters übernahm Ibrahimi-Salahi im Jahr 2005 den Betrieb, der mittlerweile einen Jahresumsatz von rund 60 Millionen Franken erzielt.
Dass die Aktien der Germania Flug AG zu 100 Prozent in Schweizer Händen sind, hatte die Fluggesellschaft am Dienstag bekannt gegeben. Zum Aktionär wurde aber Stillschweigen vereinbart. Die neue Germania Flug steht vor einer grossen Herausforderung: Das Ferienfluggeschäft ab Zürich ist zum Beispiel fest in der Hand von Edelweiss. Bernd Bauer, der Edelweiss-Chef, beobachtet die Entwicklung bei Germania Schweiz mit Interesse, sagte er jüngst im Interview mit der «Handelszeitung».
Thema Rebranding
Anders als bei der deutschen Germania sollen hierzulande keine Flieger am Boden bleiben. «Wir halten unser Versprechen, den Flugbetrieb in der Schweiz planmässig und stabil aufrecht zu erhalten», sagte Germania-Flug-Chef Tobias Somandin am Dienstag. Man sei auf Kurs und freue sich über das grosse Vertrauen von Schweizer Reiseveranstalter.
Aktuell ist Germania Schweiz mit ihrem Umbau beschäftigt: Künftig sollen verschiedene Prozesse, die jetzt noch in Berlin erbracht werden, in eigene Strukturen eingegliedert oder an Anbieter in der Schweiz übergehen, so Somandin. Ein Markenwechsel sowie eine Anpassung des Erscheinungsbildes seien weitere Schritte im Transformationsprozess, so der Chef. Am Winterprogramm wie am Sommerflugplan 2019 halte die Airline unverändert fest. Welche Kosten durch das Rebranding als Schweizer Marke entstünden, würde das Unternehmen derzeit eruieren, sagte Pelizzoni gegenüber der «Handelszeitung» damals.