Ein Tattoo ist für die Ewigkeit und allein deshalb schon eine emotionale Angelegenheit. Die Träger überlegen sich vor dem Stechen meistens (und hoffentlich) genau, welche Bedeutung der Körperschmuck haben soll.

Der findige Unternehmer Andreas Wampl aus Buchs hat Tätowierungen nun noch emotionaler gemacht: Er bietet eine Tinte an, die aus Haaren hergestellt wird und in einer Tattoo-Maschine verwendet werden kann. Diese Idee löst bei einigen Kopfschütteln aus, andere weinen Freudentränen, weil sie nun endlich das Andenken ihres verstorbenen Hundi unter ihrer Haut verewigen können. Ein Büschel Haare der Katze oder der Grossmutter für das nächste Tattoo ist eine schräge Idee – und ein Novum auf dem Tattoo-Markt. 

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Katzenhaare für Katzen-Tattoo

Mit seiner Firma «Skin46» hat Wampl nun geschafft, was er vor drei Jahren schon angekündigt hatte: Ein Verfahren, das menschliche Haare zu Tinte verarbeiten kann. Diese spezielle Tätowierfarbe soll ab Mai erhältlich sein. Letzte Woche hat das Tattoo-Model Kathrin Tölle die Technik in Los Angeles ausprobiert und mit Tinte aus den Haaren ihres Büsis ein Katzen-Tattoo stechen lassen. Für die Herstellung eines Fläschchens der «lebendigen» Tinte benötigt man rund fünf Gramm Haare. «Das kriegt man ungefähr bei einem Haarschnitt zusammen», sagt Wampl.

Der Erfinder habe die Tinte bereits einigen renommierten Tätowierern gegeben, die ihm «ein gutes Feedback» bezüglich der Qualität gegeben hätten, so Wampl. Die Idee ist nun, dass Privatpersonen Haare abgeben, und im Gegenzug die Tinte in der Farbe ihrer Wahl erhalten. Zudem möchte Wampl Tattoo-Künstler überzeugen, die «Haar-Tinte» in ihr Angebot mit aufzunehmen. 

Ewiges Leben

Tierhaare sind aber nur eine Möglichkeit. «Wir haben bereits Anfragen erhalten, ob man auch Haare von verstorbenen Partnern und Angehörigen, für die Tinte verwenden kann», sagt Andreas Wampl. Die Herstellung der Tinte durch «totes» Haar sei ebenfalls möglich, sagt Wampl. Zum Launch der Tinte hat der Unternehmer noch eine Kickstarter-Kampagne lanciert.

Die Entwicklung der Tinte sei aufwändiger und kostspieliger gewesen, als zuerst gedacht, sagt Wampl. «Wir wollten sichergehen, dass die Tinte unseren Qualitätsanforderungen entspricht. Die Entwicklung des Verfahren bis zur Patentreife hat Zeit und Geld beansprucht». Die Beschaffenheit der Haar-Tinte ist aber gleich wie die anderer Tinkturen, die für Tattoos verwendet werden, sagt Wampl. Seine «Wissenschaftler» hätten im Labor «einige Runden gedreht», bis das Produkt zufriedenstellend war. Zur Probe aufs Exempel hat sich der Tüftler als erster selbst unter die Maschine gelegt, und liess sich die Namen seiner Kinder auf den Arm tätowieren. 

Andreas Wampl, Gründer und Geschäftsführer von Skin46.

Die lebenslange Verbindung zu Menschen oder Tieren ist seit Jahren das Geschäftsmodell von Andreas Wampl. Der aus Voralberg stammende Unternehmer, der «Skin46» in Buchs betreibt, hat bereits mit seiner vorherigen Firma «Algordanza» für Aufsehen gesorgt: Dort machte er aus menschlicher Asche Diamanten. Die Idee, Verblichene um den Hals oder am Finger zu tragen, fanden zwar einige Leute ziemlich makaber, trotzdem sei die Idee angekommen, wie Wampl sagt.

«Wir haben einige Diamanten mit diesem Verfahren hergestellt und verkauft» – trotz des stolzen Preises von rund 4000 Franken. Die Herstellung solcher Diamanten ist möglich, weil der menschliche Körper zu rund 20 Prozent aus Kohlenstoff besteht. Ein Diamant aus Mineral besteht zu über 99 Prozent aus Kohlenstoff. Bei der Kremierung eines Menschen bleiben rund 2,5 Kilogramm Asche übrig, für die Herstellung eines Diamanten benötigt das Verfahren rund ein halbes Kilo. 

600 Franken für eine Flasche

Mit seiner Firma «Skin46» geht der Österreicher nun «an die Lebendigen». Das verbindende Element bei seinem neuen Geschäftsmodell sind aber immer die gleichen: Kohlenstoff und Emotionen. «Es spielt sich alles im Kopf der Menschen ab», sagt Wampl. Menschen greifen – wenn es um Emotionen geht – auch tiefer in die Tasche: Ein Fläschchen Tinte kostet rund 600 Franken.

In einer Zeit, in der sehr viele Leute tätowiert sind, geht es aber auch um das Besondere: «Ein Tattoo, aus den Haaren eines geliebten Menschen oder Tieres – das hat nicht jeder», sagt der Erfinder. Die erste Tinte aus biologischem Material sei eine Bindung, die nicht gebrochen werden könne und die Zeit überdaure, so Wampl. Er sei auch daran, die Herstellungsprozess der Tinte zu optimieren. Wenn dadurch die Kosten sinken, wolle er auch den Preis nach unten anpassen, sagt der 57-Jährige. Für Schnellentschlossene gibt es zum Start erstmal 50 Prozent Discount. Aber wer will schon – wenn es um Liebe geht – über den Preis reden.