Einige Jahre lang versuchte die von Logitech-Gründer Daniel Borel ins Leben gerufene Firma Swissup, die Schweizer Hochschulen zu bewerten und zu rangieren. Sie stach damit in ein Wespennest. Denn ein solches Unterfangen schürt den offenen Wettbewerb zwischen den Hochschulen, und das ist nicht nach dem Geschmack aller Bildungsverantwortlichen.

Zermürbt von der einprasselnden Kritik sah das letzte Swissup-Rating schon sehr diplomatisch aus. Es beschränkte sich, die Hochschulen in den Fächern Ökonomie, Recht, Naturwissenschaften, Medizin und Informatik zu vergleichen. Und es gab nun für jeden Anbieter etwas, worauf er stolz sein konnte: St. Gallen war in Betriebswirtschaft Spitze, die ETH in Biologie und Geowissenschaften, Basel in Chemie und Pharmazie, die Uni Zürich in Geographie und Volkswirtschaft, die EPF Lausanne in Informatik und Physik, Bern in Medizin und Mathematik, Luzern in Recht, Genf in Zahnmedizin.

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Rating statt Ranking

Ende 2005 wurde Swissup liquidiert. Laut CEO Madeleine von Holzen wäre die Bewertungsmethode, hätte man alle Kritik einfliessen lassen, zu aufwendig geworden. «Wir haben das Rating deshalb an die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (Crus) zurückgegeben», so von Holzen. Crus suchte nun die Zusammenarbeit mit dem deutschen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE-Ranking). Dieses nimmt jährlich lediglich einige Studienrichtungen im deutschsprachigen Raum unter die Lupe. Es verzichtet auf Punktesysteme und eine Rangordnung. Stattdessen gibt es Stärken-Schwächen-Profile nach 30 Indikatoren. Der Vorteil für die Hochschulen: Es gibt keine schlechten Platzierungen, und das Ranking lässt sich nach Pluspunkten durchforsten und fürs eigene Marketing ausbeuten. Der Nachteil: Der eigentliche Zweck, nämlich den Studierenden die Wahl der Hochschule zu erleichtern und die Anbieter zu konkurrierenden Unternehmen zu machen, geht ohne klare Rangliste verloren.

Crus hat inzwischen die Zusammenarbeit mit dem CHE-Ranking wieder aufgegeben. Die weitere Teilnahme überlässt sie den einzelnen Hochschulen. Der stellvertretende Crus-Generalsekretär Raymond Werlen bemängelt: «Das CHE-Ranking hat die verschiedenen Sprach- und Kulturräume der Schweiz nicht mit der notwendigen Sensibilität berücksichtigt.»

Bewertet werden die Schweizer Hochschulen aber trotzdem, zum Beispiel aus der Ferne von der Shanghai Jiao Universität. Deren Ranking ist sehr populär.

Die ETH unter den Top 20

Die Chinesen schauen vor allem auf die wissenschaftlichen Leistungen einer Schule: Die Zahl von Nobelpreisträgern, von meistzitierten Wissenschaftlern, von publizierten Artikeln in «Nature» und «Science» usw. Die ETH Zürich rangiert bei den Naturwissenschaften unter den Top 20, die Universität Zürich bei den Life Sciences unter den Top 30. Gesamthaft belegte die ETH 2007 Rang 27, die Uni Zürich Rang 58, die Uni Basel Rang 82.

Beim Ranking des «Times Higher Education Supplement» (THES) ist eine Umfrage unter den Wissenschaftlern der wichtigste Bewertungsfaktor. Die drei bestklassierten Schweizer Hochschulen sind hier die ETH (Rang 42), die Uni Lausanne (89) und die Uni Genf (Rang 105). Die verhältnismässig schlechte Platzierung hängt mit dem geografischen Fokus zusammen. «Das Ziel dieses Rankings ist es wohl», spottet Werlen, «die Überlegenheit der angelsächsischen Hochschulen zu beweisen.»

Zum Glück für die Schweizer Hochschulen ist unlängst das Leiden-Ranking des Centre for Science and Technology Studies (CWTS) der Universität Leiden in den Niederlanden ins Leben gerufen worden. Es beschränkt sich auf Europa, und da sind die Schweizer Hochschulen Spitze. Die ETH und die Universitäten von Genf und Lausanne belegen die Ränge 3, 4 und 5. Bewertet werden von Shanghai, THES und Leiden nur Hochschulen mit Vollangebot. Deshalb fallen die Universitäten von Freiburg, Neuenbug, Lugano, Luzern und St. Gallen aus den Traktanden. Immerhin wird die HSG auf speziellen Rankings wie etwa demjenigen der «Financial Times» wieder rehabilitiert.

Crus-Vertreter Werlen möchte die verschiedenen Rankings nicht benoten. «Sie können nützlich sein, wenn sie richtig und klug interpretiert werden», räumt er ein. Andererseits sei es primär ein mediales Interesse, solche Rankings vorzunehmen. Bei der Crus laufen zurzeit denn auch keine Bestrebungen, etwa ein spezifisches Ranking für die Schweiz zu initiieren. Sie lässt es damit bewenden, allen Interessierten auf der Website www.universityrankings.ch einen guten Überblick über die Rankingszene zu verschaffen.

Keiner traut sich recht ran

Entschiedener Befürworter eines Rankings ist Avenir Suisse. Für Direktor Thomas Held könnte es, stützt man auf dessen Aussagen zum Bericht «Hochschule Schweiz» ab, ein Instrument sein, um die angestrebte Differenzierung der Schweizer Hochschulen zu unterstützen.

Klar aber ist: Wer immer Rankings zu wirklichen Bewertungssystemen erheben will, sorgt für bildungspolitischen Zündstoff. Damit möchte sich auch Avenir Suisse nicht die Finger verbrennen.

Bei der Frage nach einem konkreten Ranking der Schweizer Hochschulszene lässt die Organisation über ihren externen Bildungsexperten Ernst Buschor ausrichten: «Beim heutigen Internationalisierungsgrad sind auf die Schweiz begrenzte Rankings problematisch.» Besser sei eine Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Rankings. Buschor lobt besonders das Shanghai Ranking, denn «es erfüllt die Anforderungen der Transparenz und ist bemüht, in Verbindung mit den Hochschulen Verbesserungen anzubringen».