Der Schallschutz ist bei uns Thema Nummer eins», sagt Ralph Schläpfer, der die Lignatur zusammen mit Ruedi Jud leitet. Seit 2001 verfügt die Holzbaufirma aus dem appenzellischen Waldstatt über die Deckenkonstruktion Lignatur silence, bei welcher die Hohlkastenelemente mit Kalksandstein und Splitt gefüllt sind. «Wir versuchten, mit möglichst wenig Masse möglichst viel Schallschutz zu erreichen», erklärt Schläpfer. Zugleich bleibt das Holz bei dieser Konstruktion weiterhin sichtbar. «Alle Berechnungsmodelle zur Ermittlung des Schallschutzes zeigen, dass wir mit unserer Decke führend sind», fügt Schläpfer hinzu. Aber auch die Wände solche stellt die Lignatur nicht her müssten jetzt schallschutztechnisch besser werden. Dies ist insbesondere bei mehrgeschossigen Holzbauten mit verschiedenen Nutzern wichtig.
In Forschung und Entwicklung arbeitet die Lignatur mit Instituten und Hochschulen zusammen, in erster Linie mit dem Labor für Schall- und Wärmemesstechnik des Instituts für Fenstertechnik (ift) im deutschen Rosenheim. «Zu unseren Zielen gehört auch ein Dach, das aus einem isolierten, tragenden Hohlkasten besteht, der unten sichtbar und oben mit einer Wetterschutzschicht versehen ist», schildert Schläpfer eine weitere Idee. Gegenwärtig wird diese im Provisorium eines Grossverteilers getestet.
Pionier auch im Brandschutz
Die Produkte der Lignatur können jedoch weit mehr, als den Schall dämpfen. «Lignatur-Elemente erfüllen», so die Werbung, «gleichzeitig tragende, feuerschützende, ästhetische, flächenfüllende, schallschützende, absorbierende, dämmende und speichernde Funktionen.» Beim Brandschutz spielte die Lignatur ebenfalls eine Pionierrolle. Ihre Elemente mit einer Spannweite bis zu 12 m werden in Zellenbauweise nach dem Konstruktionsprinzip der Bambusröhre industriell gefertigt. Trotz des Hohlraums, der auch für die Kabelführung genutzt werden kann, braucht es keine Balken. Die Elemente tragen selbst.
Der Vorfertigungsgrad ist hoch. «80 bis 90% der Leistung sind in dem Element drin, wenn es bei uns weggeht», bemerkt Ruedi Jud. Auf den ersten Blick freut das den konventionellen Holzbauer nicht unbedingt. Bei der Lignatur, die nicht selbst montiert, weist man aber darauf hin, dass sie mit ihren Hohl-kästen auch Holzbauvolumen generiere. «Dank unsern Produkten kann in vielen Bauten Holz statt Beton verwendet werden», sagt Ralph Schläpfer. Zudem würde kleineren, modern organisierten Holzbauern ermöglicht, auch grosse Projekte durchzuziehen. Mit Lignatur könnten sie etwas Spezielles anbieten und hätten einen starken Partner im Rücken. «Sie erhalten das Material», so Jud, «auf die Stunde genau auf die Baustelle geliefert.»
Architekten und Ingenieureals Ansprechpartner
Das Angebot der Lignatur für Decken und Dächer baut auf drei Standardtypen auf: Kasten-, Schalen- und Flächenelemente. Die Produkte werden den Anforderungen entsprechend variiert und durch Dienstleistungen quasi veredelt. «Wir versuchen, uns ganz klar über Zusatzleistungen zu differenzieren», erklärt Schläpfer. «Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Nur mit Hohlkästen allein hätten wir einen schweren Stand.» Hohlkästen, genial erfunden von Hermann Blumer, sind seit rund 20 Jahren auf dem Markt.
Wichtigste Ansprechpartner für die Lignatur sind die Architekten und Ingenieure. «Sie entscheiden über die Produktewahl», hält Ralph Schläpfer fest. Man müsse zu den Architekten ein Vertrauensverhältnis herstellen und die Projekte begleiten. Für den Architekten sei zentral, dass die Sache funktioniere, und die Lignatur versuche, ihre Produkte immer wieder zu optimieren. Es gelang der Lignatur, sowohl bei den Architekten als auch bei den Holzbauern, eine ansehnliche Stammkundschaft aufzubauen. «Lignatur-Anwender sind Wiederholungstäter», bemerkt Schläpfer. Die Lignatur ist zu 50% für den Einfamilienhausbau tätig.
Daneben reicht die Palette der Bauten von Wohn- und Geschäftshäusern über Mehrfamilienhäuser, Schulhäuser, Mehrzweckhallen und eine Seilbahntalstation bis zu Kirchen. Verarbeitet wird ausschliesslich Fichte aus dem Alpenraum (Schweiz, Österreich).
Händler mit Know-how
Der Vertrieb erfolgt über den Fachhandel. Das Marktgebiet umfasst die Schweiz, Vorarlberg, Tirol und Süddeutschland. Der Rest sind Gelegenheitsmärkte. Die Lignatur verfügt in einem Umkreis von 300 km über rund zehn ausgewählte Händler, die entsprechend geschult werden. Dass der Händler über Know-how verfüge, sei wichtig, sagt Schläpfer. Geschult werden auch die Holzbauer, und das von der Lignatur ausgearbeitete Handbuch hat sich mittlerweile zu einer stattlichen «Bibel des Deckenbaus» entwickelt. Die Aufgabe des Aussendienstes nehmen vier technische Berater einer davon in Deutschland wahr, die mit ihren gezielten Kundenbesuchen eine hohe Erfolgsquote erreichen. In der Geschäftsleitung ergänzen sich der Zimmermeister Ruedi Jud und der Bauingenieur ETH sowie dipl. KMU HSG Ralph Schläpfer ideal. «Nach fünf Minuten waren die Jobs verteilt», erinnert sich Schläpfer. Jud kenne «jeden Schalter im Betrieb», lobt er seinen Partner. 2004 konnte die Lignatur die produzierte Decken- und Dachfläche von 69000 auf 74000 m2 steigern. Das entspricht einem Zweifamilienhaus pro Tag.
Firmen-Profil
Name: Lignatur AG, Mooshalde 785, 9104 Waldstatt AR
Gründung: 1997
Besitzer: Willi Gläser, Günther Herborg, Ruedi Jud, Ralph Schläpfer Geschäftsleitung: Ruedi Jud und Ralph Schläpfer
Produktion: Schweiz
Umsatz: 9 Mio Fr.
Beschäftigte: 25
Produkte: Verleimte Decken- und Dachelemente aus Holz
Absatzmärkte: Schweiz, Deutschland, Österreich
Kunden: Architekten, Ingenieure, Bauherren, Holzbaubetriebe, Handel.
Internet: www.lignatur.ch