Novartis hat die Sanierung des Geländes der früheren Kläranlage am Dienstag vorläufig gestoppt, nachdem die Basler Behörden ihre neuesten Messergebnisse dem Konzern sowie der französischen Umweltbehörde DREAL mitgeteilt hatten. Dies sagte ein Sprecher des Lufthygieneamtes (LHA) beider Basel am Mittwochnachmittag auf Anfrage.
Das LHA hatte zusammen mit dem baselstädtischen Amt für Umwelt und Energie bereits Anfang September in Basel Lindan-Spuren gefunden. Die damals nach Medienberichten genommenen Wischproben lagen unter dem Prüfwert des Bundesamtes für Umwelt. Entsprechend ging die erste Einschätzung der Behörden nicht von einem Risiko aus.
Luftproben deutlich
Inzwischen haben die Basler Behörden auch Luftproben genommen, die Rückschlüsse auf den Staubniederschlag zulassen. Von diesen neuen Sieben-Tage-Messungen lägen erst vorläufige Ergebnisse vor, die noch zu validieren seien, hiess es im LHA weiter. Diese sind so deutlich, dass das bisherige Vorgehen bei der Sanierung überprüft werden müsse.
Weitere Massnahmen seien nötig für die Dauer der restlichen Sanierung, weil sich sonst eine unerwünschte Menge des giftigen Stoffs auf Stadtgebiet ansammeln könnte, sagte der LHA-Sprecher weiter. Auf dem durch Novartis derzeit sanierten Areal in Hüningen hatte die Chemiefirma Ugine Kuhlmann bis 1976 Lindan hergestellt.
Am Mittwochmorgen hat der Basler Altlastenexperte Martin Forter seinerseits die Medien über eigene Stadtstaub-Analysen orientiert. Darin habe er Lindan und Lindan-Nebenprodukte in ungesunder Konzentration gefunden. Er wirft den Behörden vor, weggeschaut zu haben und die Gefahr zu verharmlosen. Beim LHA kommentiert man Forters Daten mangels Kenntnis seiner Messmethode nicht.
Novartis: keine Gefahr
Novartis bestätigte den Baustellenstopp am Mittwochabend in einem eigenen Communiqué: Die Geruchs- und Staubemissionen hätten vorerst nicht wie erhofft reduziert werden können. Die Sanierungsarbeiten, die eine Drittfirma vornehme, seien «bis auf Weiteres eingestellt». Novartis schliesst gleichzeitig eine Gesundheitsgefährdung aus.
Der Konzern will in Zusammenarbeit mit den Behörden beidseits des Rheins Massnahmen suchen, wie die Belastungen reduziert werden können. Die Messungen auf und neben der Baustelle liefen weiter. Die Sanierung werde erst weitergeführt, «wenn die gewünschte Verringerung» der Emissionen und der Staubbelastung erreicht werden könne.
Das eingezäunte Gelände am Hüninger Rheinbord vis-à-vis des Basler Klybeck-Quartiers wird derzeit für eine anderweitige Nutzung unter einem Zelt saniert - direkt am Ufer ist zudem ein öffentlicher Weg geplant. Kontaminiertes Material wird auf Schiffe verladen. Vor allem der Umschlag steht im Fokus wegen der Staubbelastung.
Lindan, eine Verbindung von Hexachlorcyclohexan (HCH), ist für Wasserorganismen giftig und reichert sich in der Nahrungskette auch des Menschen an. Es steht im Verdacht krebserregend zu sein und je nach Belastung weitere schwere Krankheiten auslösen zu können. In der EU ist Lindan seit 2007 verboten. Auch andere HCH-Varianten gelten als gefährlich.
(sda/tke)