Für Lindt&Sprüngli ist es die grösste Übernahme in der 169-jährigen Firmengeschichte: Mit der US-Marke Russell Stover wird das Kilchberger Unternehmen zur Nummer Drei im nordamerikanischen Schokoladenmarkt. Ausserdem erwirbt Lindt&Sprüngli einen Namen, der in die Filmgeschichte einging.

«Der Kauf von Russell Stover sei ein strategischer Schachzug», sagte Ernst Tanner, Verwaltungsratspräsident und Konzernchef, am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. In Asien oder Lateinamerika gebe es aktuell keine vergleichbaren Zukaufmöglichkeiten.

Nordamerika ist mit einem Umsatzanteil von 30 Prozent heute schon der wichtigste Markt des Konzerns. Der Lindt&Sprüngli-Umsatz hat sich dort in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorm gesteigert: Nach Angaben des Unternehmens beliefen sich die Verkäufe 1992 auf 30 Millionen Dollar. Mit Russell Stover erwartet Lindt, im nächsten Jahr die Marke von 1,5 Milliarden Dollar zu knacken.

Russell Stover mit Sitz in Kansas City ist ein Familienunternehmen, das seit 1923 besteht und auch die Marke Whitman's umfasst. Lindt&Sprüngli wird mit der eigenen Marke, den Namen Ghirardelli und den beiden neu dazugekauften Marken in Nordamerika künftig flächendeckend präsent sein.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Berühmtes Filmzitat

Das amerikanische Traditionsunternehmen Russell Stover stellt hochwertige Pralinés und Schokoladen her und lebt unter anderem vom Geschenkgeschäft an Feiertagen. In den USA ist es eine bekannte Marke. Eine Schachtel der Candies von Russell Stover ging gar in die Filmgeschichte ein.

Im oscarprämierten Film «Forrest Gump» isst Tom Hanks auf einer Parkbank sitzend Pralinés. Sein Satz: «Meine Mutter hat immer gesagt: Das Leben ist wie ein Schachtel Pralinen, man weiss nie, was man bekommt» ist als eines der bekanntesten Zitate in die jüngere Geschichte Hollywoods eingegangen.

Über den Kaufpreis der Übernahme, über die schon am Wochenende spekuliert worden war, schweigt Lindt&Sprüngli. Bekannt gegeben wurde lediglich, dass die Akquisition zum Teil mit eigenen Mitteln und zum Teil mithilfe von Bankkrediten geschultert werde.

Aktienkurs steigt

Analysten gehen aber davon aus, dass der Schweizer Konzern 1,2 bis 1,4 Milliarden Dollar hinblättert. Das wäre aus Sicht von Analysten ein stolzer Preis für ein Unternehmen, das etwa 500 Millionen Dollar Umsatz im Jahr erwirtschaftet. Experten bewerteten den Zukauf aber als sinnvoll.

Mit einem Umsatzplus von 9,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken - in heimischer Währung plus sechs Prozent - im ersten Halbjahr wartete Lindt&Sprüngli am Montag mit einer weiteren Information auf, welche die Märkte erfreute. Lindt&Sprüngli gewann demnach in den europäischen Kernmärkten, in Nordamerika und in Australien Marktanteile hinzu.

An der Börse stieg der Kurs der Lindt-Namenaktien bis zum Mittag um 1,48 Prozent. Seit Anfang Jahr hat das Papier, die einen sehr hohen Stückpreis hat, ihren Wert von 48'100 Franken auf 55'500 Franken gesteigert. Am Montag war sie kurzzeitig sogar 55'595 Franken wert.

(reuters/ccr)