In der Debatte um Zahlungen an das Top-Management der Swiss bezüglich variabler Lohnbestandteile für das Jahr 2019 zeigt sich, dass ähnliche Regelungen nicht nur auf die Führungskräfte der Airline beschränkt sind.
«Tatsache ist, dass alle Mitarbeitenden, welche einen vertraglich festgehaltenen Anspruch auf eine Vergütung haben, diese für das erfolgreiche Jahr 2019 auch erhalten», so die Swiss-Pressestelle gegenüber der «Handelszeitung» am Dienstag.
«Die Auszahlungsmodalitäten sind jedoch in den einzelnen Berufsgruppen unterschiedlich geregelt, das untere und mittlere Kader sowie Bodenmitarbeitende in den unteren Stufen haben den variablen Teil bereits vollumfänglich ausbezahlt bekommen, bei anderen Mitarbeitenden wurde im Frühjahr beispielsweise entschieden, es in Raten auszubezahlen.»
Harte Einschnitte bei Lufthansa-Gruppe
Die Diskussion entzündet sich, nachdem bekannt wurde, dass die Swiss mitten in der Corona-Krise entschieden hat, ihren Führungskräften im Top-Management die variablen Lohnbestandteile für das vergangene Jahr auszuzahlen. Zuerst hatten die Tamedia-Medien darüber berichtet. So sollen Finanzchef Markus Binkert, Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour und Betriebschef Thomas Frick ihre Boni erhalten. 2019 war das zweitbeste Geschäftsjahr in der Swiss-Geschichte.
Das Vorgehen birgt insofern Konfliktstoff in der öffentlichen Debatte, weil die Fluggesellschaft wegen Corona in einer schweren Krise steckt und nur mit staatlicher Hilfe, sprich Bankkrediten, die vom Staat abgesichert sind, überleben kann.
Derweil fährt die Swiss einen harten Sparkurs, hunderte Jobs sind bedroht und können derzeit nur durch Kurzarbeit erhalten werden. Swiss-Mutterkonzern Lufthansa hat erst am vergangenen Wochenende weitere harte Einschnitte angekündigt.
Swiss-Chef Thomas Klühr wartet
Thomas Klühr, der Swiss-Chef, der seinen Rücktritt zum Ende des Jahres angekündigt hat, will seine Boni allerdings erst erhalten, wenn die Swiss ihren Kredit an die Banken zurückgezahlt hat. Unklar bleibt bisher, ob Swiss-VR-Präsident Reto Francioni seine Bonus-Zahlung erhält.
Die Swiss-Pressestelle teilte zuvor in der Lohn-Sache mit: «Es handelt sich hierbei nicht um einen Bonus, sondern um eine variable Lohnkomponente, welche fester und verbindlicher Bestandteil der Arbeitsverträge ist.»
Vergütung der Führungskräfte sinkt
Die Debatte um variable Lohnkomponenten läuft allerdings weiter: So wird laut einem Reuters-Bericht eine Vorschrift der EU-Wettbewerbshüter innerhalb der Lufthansa-Gruppe kontrovers diskutiert: das Verbot, an Manager Boni auszuzahlen, bis mindestens drei Viertel der staatlichen Kapitalspritze zurückbezahlt sind.
«Für viele Führungskräfte sinkt die Vergütung um bis zu 40 Prozent. Da mache ich mir schon Gedanken, wie wir die besten Kolleginnen und Kollegen halten können in einer Krise, die wir nicht verursacht haben, die aber dramatische Folgen für die ganze Branche hat», sagte Lufthansa-Manager Harry Hohmeister in einem Reuters-Interview. Hohmeister war Swiss-Chef bevor Thomas Klühr Anfang 2016 diesen Posten übernahm.
Das «Manager Magazin» berichtete zudem, die Konzernführung erwäge eine Lösung, nach der Ansprüche in den Krisenjahren gesammelt, aber erst später ausgezahlt würden. Das dürfte aber in der Bundesregierung in Deutschland und den dortigen Gewerkschaften auf Widerstand stossen, da die Lufthansa wegen der Krise rund 27.000 ihrer knapp 130.000 Stellen streichen will. Zu dem Bericht äusserte sich die Lufthansa nicht, so Reuters.
Die teilverstaatlichte Lufthansa-Gruppe wird von ihren Heimatländern Deutschland, Schweiz, Österreich und Belgien mit insgesamt neun Milliarden Euro Finanzhilfen, überwiegend Krediten, gestützt.
Die Airline ist auf Schrumpfkurs mit massivem Personalabbau, da der Luftverkehr nach Branchenprognose erst bis Mitte des Jahrzehnts seine schwerste Krise der Nachkriegszeit ganz hinter sich lassen wird.
Die Lufthansa-Flotte wird, einschließlich geleaster externer Maschinen, bis dahin dauerhaft um 150 auf 650 Flieger reduziert. (Reuters)