Der Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer Lonza ist in der ersten Jahreshälfte kräftig gewachsen. Das soll weitergehen: Am Standort in Visp will Lonza massiv investieren in einen neuen Produktionskomplex für die Pharmaindustrie. Mehrere hundert Arbeitsplätze sollen neu entstehen.

Auf den Namen «Ibex Solutions» – englisch für Steinbock – hat Lonza das neue modulare Angebot für die Pharma- und Biotech-Kundschaft getauft. Lonza-Chef Richard Ridinger erklärte am Mittwoch vor den Medien in Visp, das Projekt sei nicht nur für das Wallis und die Schweiz von grösster Bedeutung, sondern für die gesamte Pharma-Industrie und nannte es deshalb ein «Leuchtturm-Projekt».

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Fünf neue Gebäude geplant

Und Mark Funk, Chef der Lonza-Sparte «Pharma & Biotech» ergänzte, dass sich diese Innovation nicht auf die Herstellung neuer Moleküle beschränke, sondern dass damit die Zeit der Entwicklung eines Medikaments bis zur Markteinführung «um mindestens zwölf Monate» verkürzt werden könne. Für dieses Schlüsselprojekt will der Konzern auf seinem Areal in Visp am Rhoneufer mindestens fünf Gebäude hochziehen. Dafür vorgesehen ist einen Fläche von 100'000 Quadratmetern. Spatenstich war Ende Juni und ab 2018 sollen die Produktionsanlagen je nach Bedarf Schritt für Schritt in Betrieb genommen werden.

Zu den Investitionen für dieses neue Angebot machte Ridinger keine Angaben. Doch für Lonza ist das Projekt ein Meilenstein auf dem Weg bis 2022: Dann wird der Konzern sein 125-Jahr-Jubiläum feiern, und bis dann will der Konzern seinen Umsatz auf 7,5 Milliarden Franken steigern, von 4,13 im Jahr 2016.

Wichtiges Projekt für das Wallis

Auch für den Kanton Wallis verspricht das Lonza-Projekt einen Pluspunkt: Mit Ibex stellt Lonza mehrere hundert neue Arbeitsplätze zusätzlich in Aussicht. Laut dem Walliser Staatsrat handelt es sich dabei um eines der grössten industriellen Projekte der letzten Jahrzehnte im Wallis. Er will sich laut einer Mitteilung für optimale Rahmenbedingungen für diese Investitionen einsetzen. Als Zeichen der Anerkennung waren an der Medienveranstaltung in Visp Esther Waeber-Kalbermatten, Präsidentin des Walliser Staatsrats und Christophe Darbellay, Chef des Walliser Wirtschaftsdepartements, anwesend.

Stolz zeigte sich Konzernchef Ridinger vor den Medien zudem auf die Zahlen, die Lonza für das erste Halbjahr vorlegte. Die erst kürzlich übernommene Capsugel ist in den Erstsemester-Zahlen noch nicht enthalten. Von Januar bis Juni 2017 hat Lonza den Umsatz um 15,1 Prozent auf 2,3 Milliarden Franken gesteigert, wie Lonza zudem mitteilte. Davon blieben 373 Millionen Franken als Betriebsgewinn (EBIT); das sind 27,7 Prozent mehr als im Vorjahr.

Reingewinn steigt um einen Fünftel

Der um Wertberichtigungen und Restrukturierungsaufwendungen für den Konzernumbau bereinigte «Kern-EBIT» stieg um 43,3 Prozent auf 447 Millionen Franken. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 233 Millionen Franken, ein Plus von einem Fünftel. Im Detail entfällt mit 1,06 Milliarden Franken knapp die Hälfte des Semesterumsatzes auf das Segment Pharma & Biotech, das im ersten Semester um 27,0 Prozent zulegte. Das Spezialchemie-Segment ist mit 1,24 Milliarden Umsatz grösser, legte jedoch nur um 6,3 Prozent zu.

Der Wachstumskurs von Lonza beschränkt sich indes nicht auf die Zahlen des ersten Halbjahrs und auf «Ibex-Solutions». Wie im Februar angekündigt, baut Lonza auf seinem Areal in Visp gemeinsam mit der französischen Sanofi eine neue Fabrik für Biopharmazeutika. Diese soll 200 Arbeitsplätze schaffen. Derzeit hat Lonza rund 14'000 Personen weltweit auf der Lohnliste.

Grösste Übernahme in der Firmengeschichte

Per 5. Juli hatte der Chemiekonzern zudem mit dem Kauf des amerikanischen Medikamentekapsel-Herstellers Capsugel für 5,5 Milliarden Franken die grösste Übernahme seiner Firmengeschichte abgeschlossen. Die für diesen Deal nötigen flüssigen Mittel haben indes wegen des ungünstigen Dollarkurses Währungsverluste von 101 Millionen Franken beschert.

Für das Gesamtjahr 2017 erwartet Lonza ein Umsatzwachstum «im hohen einstelligen Bereich». Erste Synergieeffekte der Capsugel-Übernahme sollen sich ab 2018 bemerkbar machen.

(sda/mbü)