Im vergangenen Herbst machte das niederländisch-französische Handelshaus Louis Dreyfus (LDC) mit einem überraschenden Führungswechsel von sich reden: Chef Gonzalo Ramírez Martiarena hatte den Konzern zusammen mit Finanzchef Armand Lumens urplötzlich verlassen.
Jetzt wird klar weshalb: Ramírez hatte Versuche unternommen, Gespräche mit Glencore und anderen Konkurrenten aufzunehmen. Dies berichtet die «Financial Times» unter Berufung auf «people familiar with the matter».
Im September betonte Mehrheitsaktionärin Margarita Louis-Dreyfus noch, dass der Abgang nichts mit einem Fehlverhalten oder Differenzen über die Strategie des Unternehmens zu tun habe.
Der Rücktritt sei aber nach Ramírez' Bestrebungen erfolgt, eine Annäherung an Glencore Agri einzuleiten, sagten Insider gegenüber der Zeitung. Das ist ein Joint Venture des Schweizer Rohstoffhändlers mit zwei kanadischen Pensionsfonds. Ramírez habe auch versucht, andere Unternehmen über mögliche Kombinationen zu informieren.
Unternehmen fest im Griff
Diese Schritte scheinen Margarita Louis-Dreyfus verunsichert zu haben. Die Schweizer Unternehmerin hat ihren Griff auf das 168 Jahre alte Handelshaus verstärkt: Anfang dieses Jahres schloss sie den Buyout der Familienaktionäre ab und brachte mehr als 95 Prozent der Holdinggesellschaft, welche die LDC kontrolliert, in den Besitz ihres Familientrusts. Unter Ramírez hatte sich die LDC – nach dem Verkauf der Metall- und Düngemittelgeschäfte – auf ihr Kerngeschäft konzentriert, den Handel mit Getreide und Ölsaaten.
Ramírez wollte weiter gehen und LDC als diversifiziertes Lebensmittel- und Ernährungsunternehmen sowie als Rohstoffhändler neu positionieren. Aber er erkannte, dass ein Vorstoss ein Geschäft oder eine Partnerschaft mit einem Konkurrenten erfordern würde, sagen die Insider. Louis Dreyfus lehnte gegenüber der «Financial Times» eine Stellungnahme ebenso ab wie Glencore. Auch Ramírez sei für eine Stellungnahmen nicht zu erreichen gewesen.
(tdr)