Moritz Suter hebt wieder ab. Crossair-Gründer Suter ist nicht der Einzige, der von der Fliegerei nicht lassen kann. Mit im Boot seiner Hello sitzt Markus Seiler. Seiler hat ebenfalls Erfahrung im Gründen von Fluggesellschaften. Der Berner Airline-Spezialist hat es in den letzten 15 Jahren mit TEA Switzerland, Helios Airways und Alpstein-Air gleich dreimal versucht. Bei zwei weiteren Gesellschaften, die es längst nicht mehr gibt, wirkte er zudem operativ mit.
Suter und Seiler sind keineswegs Einzelfälle. Auch der Gründer von Edelweiss, Niklaus Grob, konnte nicht aufhören. Nachdem er die von ihm mitgegründete Airline 2001 verlassen hatte, gründete er kurz darauf mit weitern Flugverrückten die Business-Airline Private X-Press mit Sitz am Flughafen St. Gallen Altenrhein. Weit flogen die Airlines selten. Helios und Alpstein-Air wurden kein Jahr alt, auch TEA gibt es längst nicht mehr. Nick Grob erging es nicht besser. Das gediegene Reisen für gut betuchte Businesskunden fuhr Ende letzten Jahres übers Rollfeld hinaus in den Konkurs. Auch der Liechtensteiner Mario Ritter kam zusammen mit seinen unbekannten Hintermännern nicht ins Geschäft. Air Switzerland kam im November 2002 zum Stillstand, ohne je abgehoben zu haben.
Dies alles schreckt ein Airline-Gründer nicht. Fliegen bleibt ein Bubentraum, der auch gestandene Männer geradezu elektrisiert. Die Zahl der Projekte, die zur Lancierung einer Schweizer Fluggesellschaft führen soll, ist weiterhin lang. Vier Gesellschaften haben beim Bundesamt für Luftfahrt (Bazl) eine Betriebskonzession beantragt, wie Sprecherin Célestine Perissinotto erklärt. Hello von Moritz Suter und die Tessiner Linienfluggesellschaft Darwin. Sie will die Strecke Genf-Lugano sowie europäische Ziele bedienen. Bei den anderen zwei Gesellschaften handelt es ich um Anbieter von so genanten Taxidiensten. Das ist noch nicht das Ende. Beim Bazl rechnet man mit weiteren Konzessionsgesuchen. Und dies, obschon die Auflagen nicht gering sind. Wer eine Betriebsbewilligung erhalten will, muss nachweisen können, dass das Geld für die ersten drei Flugmonate auch ohne Einkünfte reicht. Im Falle von Moritz Suters Airline Hello dürfte es sich dabei um 30 bis 40 Mio Fr. handeln, schätzen Branchenkenner. Wer keine Bewilligung hat, lässt in der Not andere für sich fliegen, wie das Beispiel der Helvetic Wings zeigt. Sie hat sich die Betriebsbewilligung über eine französische Airline gesichert. Beim Bazl hat die Gesellschaft, die mit PC 12 Schweizer Städte untereinander verbinden will, bis heute um keine Bewilllung angefragt.
Grenzenloses Potenzial?
Betrachtet man diese Entwicklungen, muss man feststellen: Der Schweizer Luftverkehrsmarkt hat grenzenloses Potenzial. In Tat und Wahrheit aber ist er äusserst beschränkt. «Im Schweizer Markt ist nie das Geschäft zu finden, das die heutigen Flotten rechtfertigt», sagt Hansjörg Bürgi, Aviatikexperte und Chefredaktor des Branchenblattes «SkyNews.ch». Die meisten Gesellschaften müssten daher rasch ausserhalb der Schweizer Grenzen Kundschaft finden.
Was sich im engen Schweizer Markt aber noch immer findet, sind Leute, die bereit sind, zweistellige Mio-Beträge in ein Airline-Projekt zu investieren. Weil Fliegen ein sehr emotionales Geschäft ist. Ob Gesellschaften wie Premium Air, Connect Air, Darwin Airline oder Hello deswegen abheben werden, ist noch längst nicht gesagt. Die besten Karten in der Hand hat wohl Hello. Das Unternehmen verfügt zumindest übers notwendige Startkapital.
Gedränge über dem Schweizer Himmel (Schweizer Fluggesellschaften mit und ohne Betriebsbewilligung)
Airlines, die über eine Betriebsbewilligung vom Bazl verfügen, um kommerziellen Lufttransport ausführen zu dürfen
Name Sitz Gründung Angebot Flugzeuge Destinationen
Belair Airlines AG Zürich 2001 Charter-Passagiere 3 Europa, Übersee
Cat Aviation AG Zürich 1987 Charter-VIP 4 Europa, Übersee
Dasnair SA Genf 2003 Charter-VIP 3 Übersee
EasyJet Switzerland SA Genf 1988 Linien-Passagiere 5 Europa
Edelweiss Air AG Zürich 1995 Charter-Passagiere 4 Europa, Übersee
ExecuJet Charter Ltd. Zürich 1999 Charter-VIP 6 Europa, Übersee
Farnair Switzerland AG Basel 1984 Linien und Charter-Fracht/Passagiere 7 Europa
Flybaboo Airlines SA Genf 2004 Linien-Passagiere 1 Lugano, Venedig
G5 Executive AG Zürich 1997 Charter-VIP 4 Europa, Übersee
Helvetic Airways AG Zürich 2003 Linien-Passagiere 8 Europa
Jet Aviation Business Jets AG Zürich 1973 Charter-VIP 7 Europa, Übersee
Jet Club Ltd. Zürich 1994 Charter-VIP 9 Europa, Übersee
JU Air AG Dübendorf 1982 Charter-Passagiere 5 Europa
Lions-Air AG Zürich 1987 Charter-Passagiere 10 Europa
PrivatAir SA Genf 1977 Linien und Charter-VIP 8 Europa, Übersee
Rabbit-Air AG Zürich 1989 Charter-VIP 1 Europa, Übersee
Servair Private Charter AG Zürich 1980 Charter-VIP 6 Europa, Übersee
Sky Jet AG Zürich 1974 Charter-VIP 1 Europa
SkyWork Airlines Bern 2004 Charter-Passagiere 1 Europa
Sonnig SA Genf 2000 Charter-VIP 4 Europa
Speedwings SA Genf 1987 Charter-VIP 3 Europa
Swiss Air Ambulance (REGA) Zürich 1974 Charter-Passagiere (Patienten) 3 Europa, Übersee
Swiss International Air Lines Ltd. Basel 1975 (Crossair) Linien und Charter- Passagiere/Fracht 71 Europa, Übersee
Swiss Jet AG Zürich 1999 Charter-VIP 1 Europa, Übersee
TAG Aviation SA Genf 1966 Charter-VIP 16 Europa, Übersee
Zimex Aviation Ltd. Zürich 1969 Charter-Passagiere/Fracht 16 Europa, Afrika
Fluggesellschaften, die beim Bazl eine Betriebsbewilligung eingereicht haben
Hello Airways AG Basel 2004 Charter-Passagiere 3 Europa
Helvetic Wings SA Genf 2004 Linien-Passagiere 1 Schweiz, Europa
Zusammengestellt durch Hansjörg Bürgi, SkyNews.ch