Die Lufthansa hiess die Schweiz schon einmal willkommen. Für 51 ehemalige Swissair-Piloten ist sie schon vor knapp drei Jahren zur neuen Heimat geworden. Nach dem Grounding haben sie ihre Stelle verloren und heuerten bei der deutschen nationalen Fluggesellschaft an, die damals mehr Piloten brauchte, als sie selber ausgebildet hatte. «Wir wurden von den Deutschen herzlich aufgenommen», sagt der ehemalige Swissair-Pilot Raimar Koller. Die Deutschen seien offen, aber auch direkter als die Schweizer. Sicher ist: Was gesagt wird, gilt. «Sie machen keine leeren Versprechungen», ist Kollers Erfahrung.

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«Ich fühle mich sicherer»

Für die deutschen Gewerkschaften allerdings sei die Lufthansa kein einfacher Arbeitgeber, sagt Jan Jurczyk, Sprecher von Verdi. Die Tarifverhandlungen seien jeweils hart, und im Mai 2001 kam es zu einem Pilotenstreik, dem ersten in der 50-jährigen Lufthansa-Geschichte. Trotzdem anerkennt Jurczyk: «Die Lufthansa wird erfolgreich geführt.»

Das schlägt bis zum Mitarbeiter durch: «Ich fühle mich sicherer als in den Jahren bei der Swissair vor ihrem Grounding», sagt Detlef Knapheide. Wie der 35-jährige Koller hatte auch der 34-jährige Knapheide nach gut zwei Jahren bei der Swissair in der neuen Swiss nichts mehr verloren.

«Bei der Lufthansa wird anerkannt, dass der Mitarbeiter das Geschäft ausmacht», sagt Knapheide weiter. Das Management sei nicht arrogant. So würden zum Beispiel Ideen, die aus der Belegschaft kommen, ernst genommen. Das sei bei der Swissair anders gewesen. Da nimmt man auch gerne in Kauf, dass der Lohn nur noch Branchendurchschnitt ist. Und seitdem der Lohn der Ex-Swissair-Piloten bei der Swiss gesenkt wurde, verdienen Lufthansa-Piloten etwas mehr als jene der Swiss.

Zuerst müssen Zahlen stimmen

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Lufthansa hat die Übernahme der Swiss kein grosses Echo ausgelöst. Vereinzelt waren zwar Stimmen zu hören, dass die Lufthansa nun genau das mache, was die ehemalige Swissair in den Ruin getrieben hat: Finanziell angeschlagene Fluggesellschaften aufkaufen. Aber im Gegensatz zur Swissair in den 90er Jahren hält sich intern die Euphorie in Grenzen. Knapheides Erfahrung zeigt denn auch: «Bei der Lufthansa freut man sich über einen Deal erst dann, wenn auch die Zahlen stimmen.»

Dass in Zukunft Swiss-Piloten bei der Lufthansa unterschlüpfen könnten, ist nicht absehbar. «Wir stellen Piloten ein, die unsere Ausbildung absolviert haben es sei denn, wir haben Engpässe», sagt Lufthansa-Sprecherin Renate Hocke. Die 51 Piloten aus der Schweiz hatten deshalb Glück im Unglück. Zur Swiss zurück möchten sie heute nicht mehr.