BILANZ: Herr Cantarell, Sie führen die Gesundheitstochter Nestlé Health Science und die Sparte Nestlé Nutrition. Also keine Schokolade mehr für Sie?

Luis Cantarell: Ich versuche mich zu disziplinieren, denn Schokolade ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich liebe schwarze Schokolade. Und das ist gut. Als ich ein Kind war, versorgte meine Mutter mich durch Milchschokolade in der Schule mit Milch. Jetzt mag ich Milch, es hat funktioniert.

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Nestlé Health Science will Kranke mit Lebensmitteln versorgen, die sie schneller genesen lassen. Das dürfte schwerer funktionieren.

Das Konzept, dass Ernährung ein wichtiger Teil in der Behandlung von Krankheiten sein kann, ist schwer zu vermitteln. Es ist noch ein junger Ansatz. In Deutschland etwa ist es schwierig, die Ärzte von medizinischer Ernährung zu überzeugen. In Frankreich, der Schweiz, Italien und den USA spüren wir mehr Offenheit.

Wie weit reicht diese neue Nestlé-Sparte in die Medizin?

Unsere Idee ist, dass spezialisierte Nahrung ein Teil des medizinischen Behandlungsschemas sein könnte. Durch speziell abgestimmte Ernährung kann die Effizienz einer medizinischen Behandlung in vielen Fällen deutlich verbessert werden. Das kann viel Geld sparen helfen.

Und wie viel Geld wirft es einmal für Nestlé ab?

Wir bauen etwas völlig Neues auf. Niemand kann sicher sein, wie sich dieses Marktsegment entwickeln kann. Es gibt bereits einen Markt für medizinische Ernährung. So gibt es Lösungen, die vermeiden, dass sich Menschen verschlucken. Dort sind wir weltweit die Nummer zwei nach Abbott. Wir machen zwei Milliarden Franken Umsatz. Und wir arbeiten damit profitabel.

Die Konzerntochter ist so klein. Wie stark kann sie je wirken?

Unsere Zukunft erfinden wir neu. Wenn dieses Geschäft ein Erfolg wird, wird es eine neue strategische Säule für Nestlé.

Wie viel Geduld bringt Nestlé für diesen Versuch mit?

Das ist ein grossartiges Abenteuer, in das es sich lohnt zu investieren. Es mag lange dauern, bis wir dort gewichtige Ergebnisse sehen können. Aber als Nestlé Nespresso aufgebaut hat, dachte niemand, wie gross der Markt einmal sein könnte.

Sie wollen auch die genetische Diagnostik nutzen. Ein Schritt Richtung Pharma?

Wir führen Gespräche mit mehreren Pharmakonzernen und anderen Firmen über Kooperationen. Partnerschaften sind ein wichtiger Teil unseres Geschäftsmodells. Es ist wie ein Puzzle, das wir derzeit zusammensetzen, von dem wir aber sein letztliches Aussehen nicht erahnen können.