Glücklich, wer im Wasserschloss Schweiz lebt: Hier zu Lande stehen jährlich pro Kopf 6500 m3 erneuerbares Frischwasser in Form von Regen und durch den Zulauf von Flüssen zur Verfügung. Von Wassermangel spricht man erst, wenn diese Kennzahl auf weniger als 1000 m3 pro Kopf sinkt. Kaum eine Hitzewelle könnte der Schweiz also bedrohlich werden.

Global sieht die Situation anders aus: Derzeit haben 1,1 Mrd Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dass sich das «blaue Gold» in den letzten 50 Jahren so verknappt hat, liegt nicht nur daran, dass sich die Weltbevölkerung verdoppelt hat. Im gleichen Zeitraum hat sich der Wasserverbrauch vervierfacht.

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Die OECD rechnet damit, dass sich der Süsswasserkonsum bis ins Jahr 2020 um weitere 31% erhöhen wird. In 50 Ländern, so der Befund des World Water Council, wird ein Drittel der Bevölkerung im Jahr 2025 mit Wasserknappheit konfrontiert sein. Ursache für die Verknappung ist auch die Verschmutzung der Böden und Gewässer durch Industrie, Minen und Farmen.

Doch Wasser wird auch verschwendet: Weltmeister darin sind die USA, wie der neueste «Water Poverty Index» feststellt. Der Index misst nicht nur die Wasservorräte eines Landes, sondern auch, wie effizient diese genutzt werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch der Amerikaner ist mit 4625 l pro Tag der höchste der Welt, doppelt so hoch wie jener der Australier; die Engländer brauchen achtmal weniger. Schuld daran, dass die US-Amerikaner so viel Wasser verschleudern, sind ineffiziente Technologien in Industrie, Landwirtschaft und Haushalt. Ein weiterer Grund sind die 23000 Golfplätze des Landes. Diese befinden sich meist in trockenen Gegenden, sodass eine ständige Bewässerung nötig ist.

Allerdings besitzen die Amerikaner auch viel vom «blauen Gold»: 60% der Süsswasser-Ressourcen befinden sich in nur neun Ländern, darunter auch die USA. Auch Italien, Neuseeland und Israel schneiden im Index schlecht ab. Am haushälterischsten mit ihrem Wasser gehen indes die Finnen, Norweger, Schweden, Iren, Isländer und Schweizer um. In der Schweiz, wo sich immerhin 6% des Süsswassers von Europa befinden, ist der Verbrauch pro Kopf in Anlehnung an die OECD-Länder rückläufig.

Der Welt geht das Wasser aber auch aus, weil rund 50% des Leitungswassers durch Lecks in den Röhren verloren gehen. In Entwicklungs- und Agrarländern wiederum werden bis zu 90% des Wasserverbrauchs für die Landwirtschaft abgezweigt (siehe Grafik). Selbst wenn sich die Klimaerwärmung als wenig nachhaltig erweisen sollte, ist klar: Wasser wird als Ressource immer bedeutender. Die Weltbank schätzt den jährlichen Investitionsbedarf auf 180 Mrd Dollar. Heute werden pro Jahr bereits rund 60 bis 70 Mrd Dollar investiert. Um die restlichen 100 Mrd Dollar Volumen aufzubringen, setzen Entwicklungsorganisationen auf die Public-Private-Partnerships. Denn in vielen Firmen ist technisches Know-how vorhanden, um die Wassernutzung effizienter zu gestalten auch in der Schweiz, wie nebenstehende Beispiele zeigen.



Katadyn

Sauberes Wasser für unterwegs

Seit 1928 schon stellt die Zürcher Firma Katadyn Systeme zur portablen Wasseraufbereitung her: Von der Trinkflasche mit integriertem Wasserfilter für abenteuerlustige Touristen bis zum elektrischen Entsalzer für Segler. Zudem kommen Katadyn-Produkte auch im Militär und bei humanitären Organisationen zum Einsatz.

Das Traditionsunternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 31 Mio Fr. und verfügt mittlerweile über Niederlassungen in Nordamerika, Frankreich, Deutschland und Singapur. Am Konsolidierungsprozess der vergangenen Jahre hat Katadyn aktiv teilgenommen und reklamiert jetzt die Marktführerschaft mit einem Marktanteil von 52% für sich. Allerdings liegt die Nummer zwei mit einem Anteil von 45% nicht weit zurück.

Die Privatisierung des Wassers und dessen sinkende Qualität sei zwar ein Faktor im Markt, sagt Firmenchef Adrian Schmassmann. Doch der wichtigste Wachstumstreiber sei eindeutig die Zunahme der Outdoor-Aktivitäten einer vorwiegend urbanen Bevölkerung. Katadyn möchte sich auch in Zukunft auf die Marktnische portable Wasseraufbereitung beschränken und hofft, bis in zehn Jahren den Umsatz verdoppeln zu können. Von der zunehmenden Verfügbarkeit von Mineralwasser in den Entwicklungsländern sieht man sich nicht tangiert. (stä)



Innoplana Umwelttechnik

Gefragte Klärschlamm-Technologie

1997 erst erblickte die Thurgauer Firma Innoplana Umwelttechnik das Licht der Welt: Im Hightech-Center Tägerwilen, das auch den Kontakt zu Risikokapitalisten vermittelt hatte. Heute ist das Unternehmen bereits einen Schritt weiter: Die Kapitalgeber der ersten Stunde haben sich zurückgezogen.

Als Mehrheitsaktionär eingesprungen ist Ondeo-Degrémont, der Abwasserspezialist des französischen Suez-Konzerns. Innoplana baut Anlagen zur Trocknung von Klärschlamm. Das Endprodukt des Trocknungsvorgangs ist ein geruchloses Granulat. Je nach Beschaffenheit des Ausgangsschlammes kann dieses im Zementwerk oder in der Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt, kompostiert oder gar als Dünger ausgebracht werden. Als besonderen Vorteil seiner Anlagen sieht Innoplana-Gründer und technischer Leiter Peter Knoer die tiefen Betriebskosten. Die Zugehörigkeit zu einem Konzern erachtet Knoer wegen der nötigen Vorfinanzierung von Projekten für unabdingbar. Eine Anlage kostet immerhin rund 2 Mio Euro. Fünf sind derzeit in Betrieb, drei in Bau und zwei in Planung. Die Thurgauer kommen auf einen Jahresumsatz zwischen 8 und 15 Mio Fr. Bis in drei Jahren möchte man die Verkäufe verdoppeln bis verdreifachen. In Zukunft sollen konzernintern auch Lizenzen für die Erschliessung der Märkte in Übersee vergeben werden.



Geberit

Im Haushalt Wasser sparen

In der Schweiz gibt es verschiedene Haustechnikunternehmen, die weltweit wassersparende Systeme verkaufen. Das bekannteste unter ihnen ist wohl Geberit. Das hängt nicht nur mit der Börsenkotierung der St. Galler zusammen; eine breite Bevölkerung kennt auch Produkte von Geberit, z.B. die Zwei-Mengen-Spülung. In den Toiletten verschwindet übrigens besonders viel kostbares Nass im Durchschnitt 40 bis 50 l pro Person und Tag.

Der Firmenschriftzug von Geberit ist aber auch auf Pissoirs oder elektronisch gesteuerten Wasserhähnen zu sehen; ebenfalls Technologien, die den Wasserverbrauch stark einschränken. Weil Geberit zudem auch umweltschonend produziert, ist das Unternehmen ein Liebkind nachhaltiger Anlagefonds.

Zu den drei wichtigsten Kriterien, wieso der Grosshandel Geberit-Produkte kaufe, gehörten die Umweltargumente zwar nicht, sagt Roman Sidler, Leiter Konzernkommunikation. Sanitärinstallateure hätten andere Prioritäten. Doch die Umweltsensibilität wachse spürbar, und der Druck seitens der Endkunden und Architekten, umweltfreundliche Produkte zu installieren, steige. Das Unternehmen ist in 70 Ländern aktiv und hat weltweit acht Produktionsstandorte. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Geberit einen Umsatz von 1,2 Mrd Fr. und einen Gewinn von 118 Mio Fr. (stä)



SMA Spezial-Mechanik

Wasserwunder für Entwicklungsländer

Vor kurzem hat sich ein Fernsehteam von Pro7 in den Thurgau bemüht und dort für die Sendung «Welt der Wunder» einen 600 kg schweren und 1 m3 grossen Würfel porträtiert. Den Mobile Cube der Firma SMA Spezial-Mechanik in Amriswil. Ist er ein Wunder?Zumindest eine erstaunliche Innovation, entstanden in einem 28-Mann-Unternehmen, das sich sonst mit Schlosserei und Rohrumformungen beschäftigt.

Der Trinkwasserwürfel kann Wasser aus 200 m Tiefe pumpen und reinigt dieses mit einem Aktivkohlefilter und UV-Bestrahlung von Schmutz und Keimen. Das Besondere daran: Der Stahlwürfel kommt ohne externe Energiequellen aus. Angetrieben wird er durch Sonnen- und/oder Windenergie. Bereits auf der geografischen Lage Barcelonas laufe der Mobile Cube Tag und Nacht alleine mit Solarenergie, versichert Projektleiter Bernhard Munz.

Bis zu 2000 l Wasser können pro Tag gereinigt werden. Damit scheint der Mobile Cube ideal für den Einsatz in Entwicklungsländern. Der Prototyp sei erfolgreich getestet worden: Aus Klärschlamm wurde Trinkwasser gewonnen, das Schweizer Vorschriften genügt. Bevor die Serienreife erlangt ist, sind bereits Bestellungen und Anfragen von interessierten Lizenznehmern eingetroffen. Das lässt auf einen erfolgreichen Start hoffen. (stä)



Sunwater

Meerwassertechnologie vom Binnenland

Den Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen würde man nicht unbedingt in der Schweiz vermuten. Nichtsdestotrotz: Das Kerngeschäft des Familienunternehmens Sunwater in Triboltingen sind mobile Trinkwassergewinnungsanlagen. Durch die Kombination von Öl oder Gas mit Solarenergie könne der Brennstoffbedarf um bis zu 50% vermindert werden, sagt Willy Kaufmann.

Die Technologie sei entstanden, weil Vater Kaufmann seit 20 Jahren auf Ibiza lebt. Dort begann der Auslandschweizer Kollektoren zu bauen und an einer Anlage herumzuproben. Mit einigem Erfolg; das Produkt aus diesen Tests gewann vor ein paar Jahren an der Erfindermesse in Genf eine Silbermedaille. Mit der deutschen Firma EnviTech hat die Familie Kaufmann einen Vertriebspartner gefunden. Derzeit ist man gerade daran, Anlagen nach Gran Canaria zu verschiffen. Dorthin sollen Kunden eingeladen werden, um sich vor Ort von den Vorteilen des Produktes zu überzeugen. Von der Konkurrenz unterscheide man sich nicht nur durch die optionale Solaranlage, sondern auch durch tiefe Unterhaltskosten dank der Verdampfertechnologie. Die Anlagen eigneten sich besonders für Einfamilienhäuser, aber auch fürs Militär. Bereits Interesse angemeldet hat etwa die algerische Armee. Sunwater verfüge über ausreichend Geld. Die beiden Brüder Kaufmann sind nebst ihrer Tätigkeit für die eigene Firma aber auch noch in einem Angestelltenverhältnis. (stä)