Noch keine 12 Jahre alt und schon General Manager eines der weltweit renommiertesten Luxushotels: Das Badrutt’s Palace Hotel in St. Moritz sucht derzeit einen ambitionierten Manager im Alter von fünf bis 12 Jahren. Die Voraussetzung, statt Masterabschluss und Auslandserfahrung: Neugierde und (Schokoladen-) Testbereitschaft. Der Lohn: Neben Reisekosten, Logis und ein Mini-Business-Outfit, eine Woche Aufenthalt im Luxushotel mit der kompletten Familie.

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Das Ganze ist ein Experiment, wie das Hotelangebot für Kinder durch die Augen eines solchen verbessert werden kann. Das Fünf-Sterne-Hotel verspricht sich davon Informationen aus erster Hand. BILANZ sprach mit Hoteldirektor Hans Wiedemann.

Herr Wiedemann, Sie wollen in Ihrem Hotel ein Kind als Junior General Manager beschäftigen – hat das nicht etwas mit Kinderarbeit zu tun?
Hans Wiedemann: (lacht) Nein, nein, das hat nichts mit Kinderarbeit zu tun. Der Spass steht bei dieser Position definitiv im Vordergrund und wir entlohnen auch anständig.

Und fürchten Sie dadurch nicht um Ihren Job? Schliesslich überschneiden sich in der Regel die Aufgaben eines Junior General Manager mit denen des General Manager, bis dieser dann irgendwann die Führung alleine übernimmt.
Nein, als Hoteldirektor werde ich dadurch nicht überflüssig. Vielmehr bekomme ich mit dem Junior General Manager einen Advisor an die Seite, der mir sagt, was die heutige junge Generation will. Ich verstehe vielleicht meine Generation und die etwas ältere, aber bei der jungen Generation müssen wir auf Zack bleiben. Aber da wird mir der Junior General Manager schon erklären, was ich machen muss.

Ein Kind als Junior Genral Manager einzustellen – sicherlich kein schlechter PR-Gag. Was aber erhoffen Sie sich davon konkret?
Sicherlich ist es ein PR-Gag, aber es steckt auch was Ernstes dahinter. Kinder sind ehrlich. Sie kommentieren Dinge frisch von der Leber weg und genau das hilft uns, unser Angebot für sie zu verbessern – zumal in einem Traditionshaus wie wir es sind, die Kinder auch die Kundschaft der Zukunft ist. Natürlich sind wir kein Familienhotel und das wollen wir auch nicht werden. Aber wir wollen zeigen, dass in einem Hotel, das für Glamour auf der ganzen Welt bekannt ist, sich eben auch die Jugend pudelwohl fühlen kann.

Fühlen sich Kinder in ihrer Glamour-Welt denn wohl?
Auf jeden Fall. Es ist tatsächlich schon zwei- oder dreimal vorgekommen, dass ein Privatflugzeug einer Familie umdrehen musste, weil die Kinder im Flugzeug so rebelliert haben und unbedingt wieder zurück zu uns wollten.

Ist nicht wahr.
Doch, doch. Das Privatflugzeug ist dann umgekehrt und die Familie blieb noch ein paar Tage länger bei uns. Und der Vater kam dann auf mich los und sagte «Das ist ihre Schuld». (lacht)

Kinder sind gern in ihrem Hotel, zwingen ihre Eltern sogar zur Rückkehr und das obwohl Sie eben kein Familienhotel sind. Ihr Erfolgsrezept?
Bei uns erleben Kinder das, was woanders nicht möglich ist. Das kommt gut an. Wir sagen später «nein» als andere. Wenn man etwas machen darf, was man sonst nicht darf – dann ist das gleich doppelt so lustig. Das war früher schon so - und heute eben auch noch.

Zum Beispiel?
Wir hatten zum Beispiel mal Seelöwen im Swimming-Pool und einen Elefanten in der Eingangshalle. Der musste allerdings vom Küchenchef mit Biskuits gelockt werden. (lacht). Sicherlich, jeder Wunsch lässt sich vermutlich nicht erfüllen, aber der Junior General Manager soll eben keine Angst haben, solche Dinge vorzuschlagen – das erwarten wir auch von ihm oder ihr. Ob wir es dann umsetzen können, werden wir später knallhart prüfen. Aber wir sind ein Sternehotel und können vieles verwirklichen –«The sky ist the limit» sage ich immer.

Sie sind ein Fünf-Sterne-Luxushotel. Einen entsprechend dicken Geldbeutel haben ihre Gäste. Kennt der Junior General Manager denn überhaupt die Bedürfnisse von Kindern aus solchen wohlhabenden Familien, um das Angebot für sie entsprechend optimieren zu können?
Natürlich sind viele dieser Kinder gewohnt, ihre Nannys zu haben, die jeden Wunsch erfüllen. Doch bei uns geht es weniger um reich oder arm. Stattdessen wollen wir, dass sie den «Plausch haben», dass es ihnen gut geht. Es ist nicht die reiche Kundschaft, die im Vordergrund steht, sondern das Kind sein dürfen. Und was Kinderbedürfnisse angeht, ticken alle Kinder gleich – egal ob reich oder arm.

In der Regel werden für eine Stelle als Junior General Manager in einem Luxushotel wie Ihrem ein Masterabschluss mit Auszeichnung, drei Jahre Auslandserfahrung und im besten Fall noch ein Doktortitel verlangt. Welche Ansprüche stellen Sie an Ihren künftigen Partner?
Die Voraussetzung ist, kontaktfreudig zu sein. Der oder die Bewerberin darf keine Angst haben, sich auszudrücken – auch nicht in einer Gruppe von 20 Erwachsenen. Für die Position können wir niemanden berücksichtigen, der introvertiert ist. Und darum verlangen wir auch ein Bewerbungsvideo, so dass wir die Kandidaten sehen und erleben.

Was werden die Pflichttermine von dem Junior General Manager sein?
Die Pflichttermine werden so aussehen, dass er oder sie mit mir zusammen durch unser Haus geht und wir dann gemeinsam unser ganzes Angebot durchtesten. Von Qualitätschecks beim Menü bis hin zum Service des Kid’s Concierge. Ausserdem ist er der Gastgeber bei der Kids’ Pyjama Party am 10. Januar 2014 in unserem King’s Club und kontrolliert den Dresscode – «Pyjama only».

Auf Ihrer Homepage ist bereits ein Werbevideo zu finden, in dem Kandidaten eine gute Vorstellung von ihrem künftigen Job bekommen...
Ja, das stimmt. Und auch mir hat der Dreh einen guten Eindruck geben können, was auf mich zu kommen wird.

Inwiefern?
Der Junge in dem Video hat sich plötzlich geweigert, mit mir zusammen die Sitzung weiter zu führen. Ich habe ihn gefragt warum und er sagte, dass er nur weiter macht, wenn er eine Schokolade bekommt – Punkt, Schluss.

Und Sie haben sich erpressen lassen?
Was sollte ich tun, mir blieb ja nichts anderes übrig. Ich musste ihm die Schokolade geben. Das sind absolute Aufstände, wenn so ein 7-jähriger sagt, wo es lang geht. Aber ich denke mir: Whatever turns you on. Und ich finde das auch unheimlich erfrischend und vor allem ehrlich. Und eben weil die Kinder so ehrlich sind, bin ich mir auch zu 100 Prozent sicher, dass bei dieser Aktion Sachen rauskommen, an die wir persönlich nie gedacht hätten und die uns weiterbringen.

Noch bis zum 17. November läuft die Bewerbungsphase. Wie ist denn die bisherige Resonanz auf ihre Aktion?
Die Reaktion ist unheimlich. Die Leute rufen sogar aus Australien an. Sie können sich nicht vorstellen wie viele Anrufe ich bekomme, zum Teil mit den skurrilsten Ideen. Mich rief zum Beispiel eine Frau an und fragte, ob wir das nicht vielleicht auch mit Single-Damen machen könnten. Eine nette Idee, doch das planen wir nicht – zumindest vorerst. (lacht)