Australien plant ein Gesetz, wonach Internetkonzerne künftig zahlen müssen, wenn sie Inhalte lokaler Medienunternehmen verbreiten. Google droht deswegen mit der Abschaltung in dem Land.
Die Lücke will nun Microsoft mit seinem Suchdienst Bing füllen, falls sich Google wegen der geforderten Zahlungen an die Medien tatsächlich aus Australien zurückzieht. Der australische Premierminister Scott Morrison bestätigte das Angebot von Microsoft am Montag.
Das neue Gesetz würde den Internetgiganten Google und das Social-Media-Schwergewicht Facebook dazu zwingen, Zahlungen an inländische Medienunternehmen auszuhandeln, deren Inhalte den Traffic auf den Tech-Plattformen antreiben.
Google und Facebook weigern sich
Google und Facebook haben das Vorhaben jedoch als undurchführbar bezeichnet und im vergangenen Monat erklärt, dass sie wichtige Dienste aus Australien einstellen würden, wenn die Vorschriften in Kraft treten.
Dazu gehört auch die Suchmaschine von Google, die laut Branchendaten 94 Prozent des australischen Suchmarktes dominiert.
Microsoft-CEO spricht mit Premier
Microsoft-CEO Satya Nadella habe inzwischen mit Premier Morrison über die neuen Regeln gesprochen, bestätigte das Unternehmen gegenüber «Reuters». Morrison verkündete am Montag, das Software-Unternehmen sei bereit, die Präsenz seines Suchdienstes Bing, der entfernten Nummer 2, auszubauen.
«Wir wollen einfach, dass die Regeln in der digitalen Welt die gleichen sind wie in der realen Welt», erklärte Morrison.
Microsoft will «lebendigen Mediensektor»
Eine Microsoft-Sprecherin sagte: «Wir erkennen die Bedeutung eines lebendigen Mediensektors und des Journalismus im öffentlichen Interesse in einer Demokratie an, und wir sehen die Herausforderungen, denen sich die Medienbranche über viele Jahre hinweg durch sich verändernden Geschäftsmodelle und Konsumentenpräferenzen ausgesetzt sah».
Google lehnte eine Stellungnahme gegenüber «Reuters» ab.
Unterdessen sprach Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit dem australischen Finanzminister Josh Frydenberg über das neue Gesetz, der jedoch nicht von den Plänen der Regierung abrücken werde.
Internetriesen schöpfen Werbeerlöse ab
Die geplanten Regeln für Internetkonzerne hatte die australische Kartellbehörde vorgeschlagen. Denn von 100 Dollar, die im Land für Online-Werbung ausgegeben werden, fliessen 81 Dollar an Google und Facebook.
Die Internetriesen schöpfen also die Erlöse des Marktes grösstenteils ab, haben andererseits aber auch eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Inhalten der Medienbranche.
Die Regierung will nach eigenen Worten nun fairen Wettbewerb herstellen. Australien ist das erste Land, das den Machtkampf mit den Techt-Giganten ausficht. Entscheidend wird am Ende die Frage sein, ob Google Australien mehr braucht als umgekehrt.
(mlo)