Wer ist der Tollste im ganzen Land? Es ist ein ewiges Schaulaufen zwischen Nestlé-Chef Peter Brabeck und Novartis-Boss Daniel Vasella. Beide stehen für eine jahrelange Erfolgsgeschichte ihrer Unternehmen, auch wenn der Aktienkurs in beiden Fällen in letzter Zeit seitwärts tendierte. Zusammen machen ihre Unternehmen 40 Prozent des Swiss Market Index aus. Beide werden in der Wirtschaftspresse als Musterbeispiele globalisierter Manager gelobt. Bislang hatte bei dieser Parade Vasella in seiner doppelten Funktion als CEO und VR-Präsident vermeintlich das schönere Gefieder. Aber jetzt hat Peter Brabeck nachgezogen: Mit seiner Nominierung zum VR-Präsidenten der Nestlé ist nun ein Österreicher der mächtigste Manager der Schweiz. Und das nicht nur, weil beim grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt über ihm nur noch der blaue Himmel ist: Brabeck amtet zudem als Vizepräsident bei der Credit Suisse, auch wenn es in der Gerüchteküche heisst, er könnte schon bald seinen Posten zur Verfügung stellen, um mehr Zeit für sein Mandat bei Roche zu haben. Die Verflechtung zwischen Nestlé und dem Novartis-Konkurrenten ist traditionell eng: Auch Roche-Vizepräsident Rolf Hänggi sitzt bei Nestlé im Board. Franz Humer, den CEO des Pharmamultis, kennt Brabeck bereits aus der gemeinsamen Zeit im Beirat der ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima.

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Brabeck präsidiert bei der Nestlé nun einen Verwaltungsrat, dessen Zusammenstellung klar die Handschrift seines Vorgängers Rainer E. Gut trägt: So ist der erst kürzlich ins Gremium berufene Edward George, Ex-Gouverneur der Bank of England, ein Freund des einstigen Schweizer Topbankers. Vorzeigefrau Carolina Müller-Möhl fand über die Achse Ulrich Bremi–Rainer E. Gut den Weg in das Gremium. Mit den beiden welschen Vorzeigeunternehmern André Kudelski und Daniel Borel ist der Verwaltungsrat lokal abgestützt, ebenso mit Andreas Koopmann, CEO der Bobst Group. Der soll als neuer Vizepräsident Peter Brabeck auf die Finger schauen – problematisch, denn Brabecks Nestlé ist ein wichtiger Kunde des Verpackungsmaschinenherstellers. Einer der wenigen nicht verbandelten VR-Mitglieder ist der Basler Professor Peter Böckli, Mitglied im UBS-VR und enger Vertrauter von UBS-Präsident Marcel Ospel, dem langjährigen Gegenspieler von Gut.

Unternehmerisch hat Gut kaum eingegriffen. Deshalb trägt die Nestlé-Strategie auch heute noch die Handschrift von Helmut Maucher, Brabecks Vorgänger als CEO und langjähriger Förderer. Als Ehrenpräsident hat Maucher ein Büro mit Sekretärin in Frankfurt, der deutschen Nestlé-Zentrale. Sein Geist jedoch weht auch noch durch die Gänge des Hauptsitzes in Vevey.

Die Davos-Connection

Über seine VR-Mandate hat Peter Brabeck Zugang zu jedem, der in der Schweiz Rang und Namen hat. Weltweit ist er bestens vernetzt über seine Funktion als Stiftungsrat des World Economic Forum von Klaus Schwab. 20 Personen sitzen in diesem Gremium, das sich liest wie das Who’s who der Wirtschaftswelt: neben Brabeck etwa die Computerchefs Michael Dell und Carly Fiorina (HP). Oder Sony-Boss Nobuyuki Idei, den Brabeck bereits aus dem Nestlé-Verwaltungsrat kennt. Auch den bisherigen Siemens-CEO und neuen Aufsichtsratspräsidenten Heinrich von Pierer trifft Brabeck in Schwabs Gremium, ebenso Joe Ackermann, Chef der Deutschen Bank, oder Peter D. Sutherland, Chairman von Goldman Sachs International und BP sowie langjährigen WTO-Chef und ABB-Verwaltungsrat. Und benötigt Brabeck einen Rat, leiht ihm Orit Gadiesh, Chefin von Bain Consulting, gern ihr Ohr.

Die Gattin

Ehefrau Bernadette, die Brabeck in seiner Zeit als Verkäufer in Chile kennen gelernt hat und der er drei Kinder und den Namenszusatz Letmathe verdankt, ist selber unternehmerisch aktiv: Für 40 Millionen Franken baute sie 46 Luxusappartements in Montreux. Die meisten davon sind inzwischen verkauft. Die gelernte Innenausstatterin ist zudem verantwortlich für das Interieur des 14-Punkte-Restaurants Jaan im Luxushotel Montreux Palace. Zu den ersten Gästen nach der Renovierung gehörten Rainer E. Gut, André Kudelski und natürlich Ehemann Peter. Im Moment investiert Bernadette Brabeck in ein ungewöhnliches Projekt: Für mehrere Millionen Franken will sie den Harley-Davidson-Shop in Bussigny bei Lausanne renovieren und daraus den grössten und schönsten Motorradladen Europas machen. Gleich drei der amerikanischen Kulttöffs fahren die Brabecks privat.

Die Seilschaften

Brabeck und Berge gehören zusammen wie Nestlé und Nahrung. Am liebsten klettert er mit Villacher Jugendfreunden – zwei von ihnen verlor er aber bei einem Unfall am Hindukusch. Mit Privatbankier Bénédict Hentsch hat er sich am Montblanc versucht. Am WEF befragte Brabeck Extrembergsteiger Sir Christian Bonington 75 Minuten lang über dessen Himalaja-Erfahrungen. Auf Skitour war er schon mit Berglegende Art Furrer, Alt-Bundesrat
Adolf Ogi und Axpo-CEO Heinz Karrer.