Pharma, Chemie, Banken, Versicherungen: Nur wenige Manager kennen so viele verschiedene Branchen wie Thomas Wellauer. Nun hat ihn Novartis-Chef Daniel Vasella zurück in die Pharmabranche geholt. Seit Anfang Mai leitet der 51-Jährige den Bereich Corporate Services und gehört in dieser Funktion dem 14-köpfigen Senior Management von Novartis an. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem der weltweite Schutz der Patente, das Risikomanagement, der Umweltschutz sowie die Public Affairs. Zudem ist Wellauer verantwortlich für die Schweizer Division und damit für die Erstellung des neuen Campus-Geländes am Basler Hauptsitz für einen Milliarden-Betrag.

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Einen Grossteil seiner Aufgaben übernimmt Wellauer vom Geschäftsleitungsmitglied Urs Bärlocher, der nächstes Jahr, nach 34-jähriger Tätigkeit für Sandoz und Novartis, das Pensionsalter erreicht.

Bereits im Jahr 1993 kreuzten sich die Wege von Daniel Vasella und Thomas Wellauer, der damals noch Partner bei McKinsey war, ein erstes Mal. Dabei ging es um ein Projekt zur Verkürzung der Entwicklungszeit neuer Medikamente bei Sandoz. Ebenfalls beteiligt war Jörg Reinhardt, Chef der neu gebildeten Impfstoffsparte von Novartis.

Bei der Fusion von Ciba und Sandoz 1996 gehörte Wellauer, der einen Doktortitel in Chemie sowie ein Wirtschaftsstudium mitbringt, zu den zentralen Figuren: Er führte das 60-köpfige McKinsey-Team, das die Integration zum neuen Pharmariesen Novartis begleitete (siehe BILANZ 4/2006: «Die perfekte Fusion»).

Im April 1997 gab Wellauer den Wechsel an die Spitze der Winterthur-Versicherung bekannt, als Nachfolger des Doyens Peter Spälti. Der Start fiel allerdings in eine turbulente Phase: Noch bevor er sein neues Amt übernehmen konnte, trat Martin Ebner als Grossaktionär auf den Plan und zwang den Versicherer in die Arme der Credit Suisse. CEO der Bank war Lukas Mühlemann, ein früherer Kollege aus McKinsey-Zeiten. Der Zusammenschluss zum «Allfinanz»-Konzern vermochte die Erwartungen freilich nicht zu erfüllen. Im Sommer 2002 erfolgte deshalb die Demission als Chef Financial Services bei der CS.

Zum langjährigen Präsidenten der Credit Suisse, Rainer E. Gut, pflegt Wellauer bis heute einen guten Kontakt, ebenso zu Fritz Gerber, dem Ehrenpräsidenten von Roche. Freundschaftlich ist das Verhältnis ebenfalls zu Andreas Schmid, dem Verwaltungsratspräsidenten von Kuoni und der Flughafen-Betreiberin Unique, der im Herbst das Präsidium des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse übernehmen wird. Die beiden kennen sich aus dem Rotary-Club Zürich. Im Weiteren ist Thomas Wellauer Mitglied der Zürcher Zunft zur Saffran. Deren Zunftmeister ist Hans G. Syz von der vornehmen Privatbank Maerki Baumann.

Der McKinsey-Berater

Von 1986 bis 1997 stand Thomas Wellauer im Dienste von McKinsey, zuletzt als Direktor. Die meisten seiner Mandate betrafen den Banken-sektor. Einer seiner wichtigsten Ansprechpartner war Rainer E. Gut von der Credit Suisse. Im McKinsey-Team zählte Peter Wuffli, der heutige CEO der UBS, zu Wellauers engsten Weggefährten, bis dieser 1994 als Finanzchef zum Bankverein wechselte. Noch immer sind sich die beiden freundschaftlich verbunden. Das Gleiche gilt für ABB-Chef Fred Kindle, der bis 1992 der Beratungsfirma angehörte.

Auch der Name Sandoz stand regelmässig auf der Kundenliste von McKinsey. Dadurch lernte Wellauer den damaligen Pharmachef Rolf Soiron kennen, der heute die drei Konzerne Holcim, Nobel Biocare und Lonza präsidiert. Während seiner Beratertätigkeit konnte Wellauer auch internationale Erfahrung sammeln. So verbrachte er einige Jahre in Tokio und New York.

Zum Topmanagement von Novartis gehört übrigens ein zweiter ehemaliger Berater: Auch Paul Choffat, Chef der Division Consumer Health, entstammt der McKinsey-Schule.

Der Restrukturierer

Verschiedentlich wurde Thomas Wellauer in der Öffentlichkeit als Wesensverwandter von Lukas Mühlemann dargestellt. Vertraute der beiden sehen indes nur wenige Gemeinsamkeiten. So ist Wellauer ein ausgesprochener Familienmensch, der sich an glamourösen Veranstaltungen kaum je zeigt. Nach dem Rücktritt bei der Credit Suisse legte er nur eine kurze Pause ein, um darauf ein höchst anspruchsvolles Mandat anzunehmen. Im Frühjahr 2003 brauchte Roland Lösser, der neue CEO des krisengeschüttelten Chemiekonzerns Clariant, einen Sanierer. Kennen gelernt hatten sie sich, als Lösser Finanzchef bei Sandoz Deutschland war. In der Folge entwarf Wellauer mit einem zeitweise 100-köpfigen Team ein umfassendes Restrukturierungsprogramm. Bis im Jahr 2007 soll dieses bei Clariant zu Einsparungen in der Höhe von 900 Millionen Franken führen.

Der Weltenbummler

Während des Studiums arbeitete Wellauer als Tennislehrer sowie als Reiseleiter beim Studentenreisedienst SSR, für den er im Aufsichtsrat sass. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau kennen, die aus Lausanne stammt. Noch heute sind die Wellauers fasziniert von anderen Ländern und Kulturen, insbesondere von Afrika. So sind sie zusammen mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohn nach Libyen, Namibia und Südafrika gereist. Die Familiensprache ist Französisch.