Kein Wunder, wird er bereits als Nachfolger des Führungsduos Oswald Grübel und John Mack gehandelt, das in wenigen Jahren den Platz für eine jüngere Kraft frei machen wird. Ob Berchtold zum Handkuss kommen wird, dürfte vor allem davon abhängen, ob er den Kernbereich der Bank, das Private Banking, erfolgreich positionieren kann. Bisher im Wertpapierhandel tätig, hat er hier noch wenig Erfahrung. Für seinen wichtigsten Förderer, Oswald Grübel, ist dies offenbar kein Nachteil, im Gegenteil: Grübel ist überzeugt, dass im Private Banking ein kultureller Wandel stattfinden muss. In Zeiten seitwärts tendierender Märkte müsse man nebst qualitativer Beratung auch eine aktivere Portfolio-Bewirtschaftung bieten, um Mehrwert zu schaffen. Diese Strategie müsse das heute noch vorherrschende Kaufen und Halten ablösen. Stimmt diese Einschätzung, könnte sich die CS in der Tat einen Wettbewerbsvorteil schaffen.
Trotz seinem jungen Alter ist Berchtold bereits ein alter Hase im Geschäft. Seit 22 Jahren ist er bei der Bank. Er begann als Trader bei der CSFB Futures Trading in Genf. Wichtigster Karriereschritt war 1993 die Beförderung zum Handelschef der Credit Suisse. Mit der Berufung Grübels an die CS-Spitze im Jahr 2002 bekam die Karriere Berchtolds zusätzlichen Schub.
Berchtold ist verheiratet und Vater zweier Söhne im Alter von neun und zwölf Jahren. Der gut aussehende Manager treibt viel Sport: Ski, Jogging, Velofahren, Triathlon. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, vor allem in seiner Ferienwohnung im Engadin.
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Freunde und Förderer
Der engste Freund bei der Bank ist Thomas Amstutz, als Leiter des Investment-Managements ebenfalls im Senior Management der CS Group tätig. Die Karrieren von Berchtold und Amstutz verlaufen seit rund zwanzig Jahren nahezu parallel. Beide begannen als Trader bei der CS First Boston Futures Trading in Genf. Sie treffen sich privat regelmässig. Angestellt wurde Berchtold damals von den Derivateprofis Malcolm Roback und Gilbert Tuller, heute bei DKR Capital, einem Spin-off der US-Finanzfirma AIG. Mit beiden ist er bis heute freundschaftlich verbunden geblieben. Wichtigste Stütze der Karriere ist aber Oswald Grübel, Co-Konzernchef der CS Group, wie er ein Trader und jahrelang sein direkter Vorgesetzter. Berchtold und Grübel sind zudem beide Formel-1-Fans: Die beiden besuchen auch mal gemeinsam ein Autorennen. So hat er Peter Sauber, dessen Rennstall die CS sponsert, kennen gelernt. Grübel kennt Berchtold seit 1986. Damals übernahm Grübel die Leitung von CSFB Futures Trading von Robert Strebel, einem ehemaligen Topmann der Bankgesellschaft, der den jungen Berchtold in die Finanzmetropolen der Welt einführte. Strebel und der Vater von Walter Berchtold haben zusammen Militärdienst geleistet.
Die anderen Kronprinzen
Bei der CS Group wurden in den letzten Monaten gleich mehrere Schlüsselpositionen neu besetzt. Dies hat die Diskussion um die Nachfolge der 60-jährigen Co-Chefs Oswald Grübel und John Mack angeheizt. Berchtold gilt als Kronfavorit – doch er hat hochkarätige Konkurrenten. Allen voran den neuen Leiter der Konzernzentrale, Urs Rohner, lange Chef des Fernsehunternehmens ProSiebenSat1. Der gilt als Vertrauter von Verwaltungsratspräsident Walter Kielholz. Sein Nachteil: Er ist Jurist, nicht Banker. Ex-ABB-Finanzchef Renato Fassbind, der als Finanzchef zur CS stösst, hat Erfahrung als CEO – er war zuletzt Chef des Handelsunternehmens Diethelm Keller. Die beiden Investment-Banker Brian Finn und Brady Dougan sind Vertraute von CSFB-Chef Mack. Ihre Chancen sind beschränkt, weil die CS sich nicht in erster Linie als Investment-Bank sieht. Geringere Chancen dürfte Leonhard Fischer, Chef der Versicherungstochter «Winterthur», haben – der ehrgeizige Manager polarisiert intern stark.
Die Börsenconnection
Berchtold ist durch seine langjährige Tätigkeit im Derivate- und Aktienhandel einer der erfahrensten Börsenspezialisten der Schweiz. Er hat als Vertreter der Credit Suisse Einsitz in die Aufsichtsgremien von drei wichtigen Börsen: der Schweizer Börse SWX Swiss Exchange, der Derivativbörse Eurex und der Handelsplattform Virt-x. Er wird in den Boards dieser Börsen wegen seines Fachwissens hoch geschätzt. Eng arbeitet er als Ausschussmitglied der SWX vor allem mit Reto Francioni, Präsident der SWX und VR-Mitglied von Eurex und Virt-x, zusammen. Im SWX-VR sitzt auch Raymund Breu, Finanzchef des Pharmamultis Novartis. Bei der Eurex trifft er auf Bankierkollege Markus Granziol, ExChef der Investment-Banking-Sparte der UBS. Granziol ist seit 2002 Präsident der Eurex, ein Amt, das er von Ex-Vontobel-Chef Jörg Fischer übernommen hat. In allen drei genannten Börsen hat auch der Genfer Privatbankier Jacques de Saussure Einsitz. Bis heute freundschaftlich verbunden ist Berchtold mit zwei ehemaligen Vertretern dieser Gremien: Sowohl zu Danny Schweizer, ehemals Chef des Schweizer Arms von UBS Warburg, als auch zur ehemaligen SWX- und Virt-x-Chefin Antoinette Hunziker ist der Kontakt bis heute nicht abgebrochen.
Die Gegenspieler
Mit der Beförderung von Walter Berchtold zum Leiter der Bereiche Private Banking und Corporate & Retail-Banking hat die Credit Suisse Group nun eine ähnliche Führungsstruktur wie Konkurrent UBS. Dort hat mit Marcel Rohner (39) ebenfalls ein junger Manager die gleiche Position inne. Berchtold kennt Rohner von früher her, hat in den letzten Jahren aber den Kontakt verloren. Credit-Suisse-intern hat Berchtold den bisherigen Private-Banking-Chef, Alex W. Widmer, überrundet. Widmer bleibt als Senior Advisor bei der Credit Suisse Group. Entscheidend für den Erfolg von Berchtold wird werden, ob er schnell die zweite Führungsebene im Unternehmensbereich Private Banking für sich einnehmen kann. Dort sind immer noch viele Kaderleute auf ihren ehemaligen Chef Widmer eingeschworen. Dass Walter Berchtold als langjähriger Trader im Private Banking bisher keine Erfahrung hat, dürfte seine neue Aufgabe nicht einfacher machen.