Raiffeisen Schweiz braucht mehr als nur einen neuen CEO. Die Bankengruppe braucht ein Strategie-Update und damit verbunden ein neues Mindset. In der Ära des abgetretenen Raiffeisen-Chefs Heinz Huber standen die Zeichen auf Rückbau. Raiffeisen Schweiz als Gruppenzentrale trennte sich von eigenen Bankniederlassungen, etwa in Zürich oder in Basel. Das war richtig, doch nun sollte die Gruppe ihrem Spitzeninstitut Raiffeisen Schweiz wieder mehr Wachstum erlauben.

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Denn mit dem Verschwinden der Credit Suisse tut sich im Firmenkundengeschäft eine geradezu historische Chance auf. Vor allem Firmenkunden mit Umsätzen zwischen 250 Millionen und 1 Milliarde Franken sehnen sich nach einer Alternative zur dominanten UBS. Die einzig valable Alternative ist noch die ZKB, doch warnte die grösste Kantonalbank der Schweiz bereits, dass sie die CS nicht vollständig werde ersetzen können. Bleiben ausländische Banken wie eine BNP Paribas oder eine Citi.

Mut zur Führungsrolle

In der Gruppenstrategie 2025 der Raiffeisen kommt das Wort «Firmenkunden» allerdings nur an drei Stellen vor. Dabei ist die Bank dank ihrer lokalen Präsenz in der Fläche, ihrer bodenständigen DNA und der starken Bilanz geradezu prädestiniert, sich in diesem Geschäftsfeld als Alternative anzubieten. Das Firmenkundengeschäft passt auch von der Kultur eher zur Raiffeisen als das Private Banking.

Die zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz bewegt sich bereits in diese Richtung. So wuchs das Kreditbuch um 1,4 Milliarden Franken im ersten Halbjahr. Doch da ist noch mehr drin.

Das Geschäft mit den grösseren KMU ist richtigerweise bei Raiffeisen Schweiz angesiedelt. Der oder die neue CEO sollte das Mandat erhalten, dieses Geschäft weiter ausbauen zu können. Unter anderem sollte die Raiffeisen sich zutrauen, bei syndizierten Krediten auch einmal die Führung zu übernehmen. 

Kooperationen senken Risiken

Der Aufbau eines eigenen Investmentbankings ist dabei nicht nötig. Hier böten sich Kooperationen an, etwa mit der deutschen DZ Bank oder der Crédit Agricole aus Frankreich – beide genossenschaftlichen Spitzeninstitute verfügen über eigene Investmentbankingkapazitäten.

Und in Sachen Exportfinanzierung hat sich jüngst die staatliche Kreditversicherung Serv als Partnerin angeboten. Um die exportorientierten grösseren KMU bei ihren Geschäften im Ausland zu begleiten, muss Raiffeisen Schweiz also keine teure Expansion wie in der Ära Vincenz mit Zukäufen fahren. Eine komplette Produktpalette lässt sich auch über kluge Partnerschaften auf die Beine stellen. Das senkt die Risiken und erhöht das Tempo.

Bei den Privatkunden – vor allem im Hypothekengeschäft – ist die Raiffeisen bereits die führende Bankengruppe der Schweiz. Es gibt keinen Grund, warum das nicht auch im Geschäft mit Firmenkunden gelingen sollte.