Zwei Erfahrungen prägen die Person und den Führungsstil von Heinz Aeschlimann, dem Leiter der gleichnamigen Zofinger Strassenbau- und Asphaltunternehmung mit Schwergewicht Abdichtung und Belagskonstruktion im Brückenbau: 1800 Diensttage in der Genietruppe und eine amerika-nisch geprägte unternehmerische Grundhaltung.

Erstere brachte die vielfältige Führungsausbildung, von der Rekrutenschule bis zum Regimentskommandanten. Der Mut, Entscheidungen zu fällen, gehört für Aeschlimann zum Gewinn der militärischen Ausbildung. Oder die ausgefeilte Rapportplanung. «Alle sind vorbereitet, und niemand kommt nur mit der Frage , sondern legt gleichzeitig Skizzen für mögliche Lösungen vor.»

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die gleiche Sprache erleichtert den Umgang, weshalb Aeschlimann gerne Männer mit militärischer Ausbildung anstellt oder die dienstliche Ausbildung fördert.

Die in den USA verbreitete Grundhaltung, mutig etwas zu wagen, lernte er dort als Student für Grossstädtearchitektur kennen und schätzen. Zu den wichtigen Anregungen gehöre der Mut, etwas zu wagen. «Unternehmer zu sein ist in der Schweiz verpönt und Erfolg zu haben auch.» Hohen Stellenwert haben auch Tempo sowie Leistung und Prämie.

Um den Teamgeist zu fördern, findet jährlich zur Adventszeit ein Mitarbeitertreffen statt, der «Nüsslirapport». Da werden die eingegangenen Weihnachtsgeschenke zusammengelegt und unter der Belegschaft verschenkt. Beim alljährlichen Sommerfest sind die Familienangehörigen mit dabei, und auch das Kader-Weekend mit Integration der Partnerinnen/Partner gehört zur Tradition. Dem Kader winkt für gute Leistungen in der Regel auch ein Antistress-Weekend mit den Familienangehörigen.

«Auch wenn enormer Einsatz für das Unternehmen gefordert ist, will ich die Leute nicht ihren Familien entziehen», betont Aeschlimann den wichtigen Ausgleich.

Gegenseitig benoten

Speziell ist im Familienunternehmen die offene Qualifikation aller Beschäftigten. «Nur so weiss jeder, woran er ist», nennt Aeschlimann eine im Militär gelernte Maxime. Und ergänzt mit einer Schweizer Formulierung eines amerikanischen Grundmotives: «So weiss jeder, dass er selber bestimmt, wo er hinkommt.» Deshalb räumt Aeschlimann allen Beurteilungsgesprächen viel Zeit und Vorbereitung ein.

«Mindestens drei Personen müssen den Einzelnen beurteilen, jeder hat Anrecht auf eine umfassende Begründung. Nur so löst jede Beurteilung einen Lerneffekt aus, bringt Änderungen und positive Entwicklungen.» Wichtig dafür sei, dass nicht nur Positives und Punkte, die zu ändern sind, ausgesprochen werden, sondern auch Negatives.

«Das gilt auch für mich», betont Aeschlimann, ganz Vorbild. Er und seine fünf Kollegen in der Geschäftsleitung benoten sich jährlich gegenseitig. Für die 17 Kriterien darf jede Note zwischen 10 (top) und 1 (flop) nur einmal vergeben werden. «Wer die höchste Punktzahl hat, der bringt der Firma am meisten und ist Leader.»

Seit 1983 ist Heinz Aeschlimann Präsident des Verwaltungsrates und Unternehmensleiter. Anfänglich sei er mit seinen anderen Ideen angeeckt, erinnert er sich. Spezialisierung war für den erfolgreichen Familienbetrieb neu - oder dass er für Stellenbesetzungen auch das Urteil einer erfahrenen Grafologin einbezieht.

Seinen Einsatz richtete er ganz auf die Zukunft des Familienunternehmens aus. «Diese wird nur gut gemeistert, wenn alle Familienmitglieder die Entwicklung unterstützen und eigene Begehrlichkeiten zurückstellen», betont Aeschlimann.

Neben Vertrauen bedinge dies modernste Managementsysteme, vor allem im Bereich der Qualifikationssysteme. «Heute ist ein Bruder für die Infrastruktur zuständig und der andere leitet eine Tochterfirma. Die Schwester arbeitet im Sekretariat mit.» Alle teilen sich in das Aktienkapital der Aeschlimann AG.

Das Benotungssystem habe alle neuen Mitglieder der Geschäftsleitung überzeugt. Deshalb sieht Aeschlimann den nächsten Übergang gut vorbereitet, ebenso wie seine eigene Nachfolge. «Wenn mir keine Ideen mehr kommen, die Entwicklung bringen, dann werde ich auch nicht mehr da sein.» Eine Nachfolge aus der Familie wird es dabei nicht geben. «Meine erwachsene Tochter ist Gynäkologin.»

Kompromisslose Qualität

Seit seinem Eintritt setzte sich Heinz Aeschlimann zum Ziel, das Familienunternehmen auf neue Märkte auszurichten. Speziell dauerhafte Beläge und Abdichtungen im Strassen- und Brückenbau brachten Erfolg: Während die Baubranche als Ganzes in dieser Zeit zwei Drittel ihrer Beschäftigten verlor, hat sich der Personalbestand von Aeschlimann auf rund 250 in der Saisonspitze verfünffacht.

Unternehmer des Jahres 2004

Für diese Leistung wurde er vergangenen Herbst von Ernst & Young zum Unternehmer des Jahres in der Kategorie Industrie/Hightech ernannt, dem Ersten aus der Baubranche überhaupt.

Dahinter steckt neben der Spezialisierung eine kompromisslose Qualitätspolitik. Rund 2,5% des Umsatzes werden für Forschung und Entwicklung aufgewendet und ähnlich viel Geld geht in die Weiterbildung der Beschäftigten. «Unsere Firma erhält die Aufträge aufgrund der Qualität und nicht wegen des Preises», betont Aeschlimann.

«Investoren, die nachhaltig rechnen, berücksichtigen nicht nur die Baukosten, sondern die Kosten über den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerkes.» Die gute Qualität mache sich mittel-bis langfristig immer bezahlt. «Reparaturen sind teuer und führen zu hohen Folgekosten, etwa bei Verkehrsbehinderungen.»

Zur Person

Heinz Aeschlimann ist Präsident des VR und Vorsitzender der Geschäftsleitung der Aeschlimann AG, Zofingen, und der Gruppenfirmen für Abdichtungs- und Belagstechnologie. Dazu präsidiert er den VR der Swiss Track Systems (STS), die schotterlose Bahngleise in Asphalt- und Betonbauweise erstellt. Nach Ausbildung in den USA und der Schweiz hat sich der Ingenieur HTL auf Asphalt-Technologien und Engineering spezialisiert. Seit 1979 leitet Aeschlimann das von seinem Vater gegründete Unternehmen. Der 57-Jährige ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter. Im Militär hat er die Genietruppen durchlaufen und leitet seit 1998 den Armeestabsteil Engineering Astt 231.0.

Heinz Aeschlimann

Eisenplastiker aus Leidenschaft: Statt zum Golf- oder Tennisschläger greift Heinz Aeschlimann lieber zu Kohlestift und Schweissgerät: Seit 35 Jahren hat er sich als Eisenplastiker einen Namen gemacht, vor allem in den USA. «Nie fliessen Gedanken besser, als wenn ich intensiv eine Nacht lang Skulpturen entwerfe oder an ihnen schweisse», schwärmt er.

Er kreiert Skulpturen aus Eisen, Spezialstahl und Stein. Zudem schafft er Installationen in Kombination mit Gussasphalt, Stahlkabeln und Sprengungen und hat zahlreiche Ausstellugen im In- und Ausland bestückt.

Viele seiner Werke schmücken auch den Firmensitz und seinen Skulpturenpark in Zofingen.

Heinz Aeschlimanns Führungsprinzipien

1. Besser schnelle Entscheide mit 95% Vollkommenheit als zu späte Hundertprozentige.

2. Kreativität ist der Kern des Unternehmertums.

3. Eine Firma ist nur mit Ehrlichkeit zu führen. Das erfordert Transparenz.

4. Konsequent seinen eigenen Weg gehen.

5. Sich von ausländischen Kulturen, Technologien und Strategien inspirieren zu lassen, wirkt sich positiv auf die unternehmerische Tätigkeit aus.