Vor gut einem Jahr schrammten die Schweiz und die Welt haarscharf an einer neuen Bankenkrise vorbei. Die UBS sprang ein, übernahm die marode Credit Suisse und verhinderte Schlimmeres.
Nach dieser Episode ist die UBS nun schnell zu «business as usual» zurückgekehrt. Vielleicht etwas zu schnell. Denn nach der Erhöhung der Dividende und nach dem zweistelligen Millionenbonus für Bank-Chef Sergio Ermotti nimmt die Grossbank nun auch ihre Sonderausschüttungen an die Aktionärinnen und Aktionäre per Aktienrückkauf auf. Diese Kapitalherabsetzung hat eine Gewinnverdichtung zur Folge. Das zeugt von mangelndem Fingerspitzengefühl.
Zwei gegensätzliche Sichtweisen
Es prallen in der Frage zwei Sichtweisen aufeinander: jene der Bank und des Kapitalmarkts. Und die politische Perspektive. Von der Kapitalausstattung kann sich die UBS die neuen Aktienrückkäufe leisten. Politisch stehen sie dagegen quer in der Landschaft: Denn noch ist nicht öffentlich, welche Lehren der Bundesrat aus dem CS-Desaster ziehen will. Höhere Eigenmittelanforderungen für die UBS sind weiter im Bereich des Möglichen. Es hätte der UBS gut zu Gesicht gestanden, zumindest diesen Bericht abzuwarten, bevor die Bank ihre Aktionärinnen und Aktionäre mit neuen Sonderausschüttungen beglückt.
Hinzu kommt: Ohne die Kapitalspritze von 17 Milliarden Franken aus den zwangsgewandelten AT1-Anleihen der Credit Suisse wäre die UBS kapitalmässig kaum in der Lage, wieder einen Teil ihrer Gewinne auszuschütten. Auch das hinterlässt einen fahlen Beigeschmack.
Das geläufige Gegenargument hierfür lautet: Ohne diese Kapitalspritze hätte die UBS die CS gar nicht übernommen. Denn ohne diese Milliardenhilfe hätte die UBS die Verluste aus der Bilanzbereinigung der CS nie und nimmer stemmen können. Und als alleinstehende Bank ohne die CS wäre die UBS in der Lage gewesen, sogar viel höhere Ausschüttungen zu finanzieren.
Die Kapitalmarktsicht dominiert, die Politik hat das Nachsehen
Doch was gewesen wäre, hätte die UBS die CS nicht übernommen, kann ins Reich der Fiktion verwiesen werden. Möglicherweise hätte es gar ein Bankenbeben gegeben, das die UBS am Ende gezwungen hätte, jeden Rappen beieinanderzuhalten. Wir wissen es schlicht nicht.
Sicher dagegen ist, dass die Debatte, welche Lehren die Schweiz aus dem CS-Desaster ziehen soll, noch lange nicht beendet ist. In der Zwischenzeit schafft die UBS Fakten. Das löst das ungute Gefühl aus, dass die Schweiz Taufpate eines Bankgiganten war, der auf die politischen Befindlichkeiten seines Heimatstaates pfeift. Und der nur nach der Logik des Kapitalmarktes funktioniert.
Genau das ist die Gefahr der Riesenbank: Läuft es gut, obsiegt die Marktlogik. Gehen die Dinge – mal wieder – so richtig schief, muss der Schweizer Steuerzahler ran. Bis dahin haben politische Erwägungen in der Führung der Bank offenbar keinen Platz.