Thomas Schinecker greift durch. Wie die «Financial Times» berichtet, erwägt der neue Roche-Konzernchef den Verkauf des New Yorker Datenunternehmens Flatiron. Das käme einem Paukenschlag gleich. Die Übernahme des Startups der beiden Tech-Youngstars Nat Turner und Zach Weinberg war ein Prestigeprojekt der alten Roche-Rennleitung unter Severin Schwan und seinem damaligen Pharmachef Daniel O’Day, der sich inzwischen in Richtung des amerikanischen Biotech-Unternehmens Biogen verabschiedet hat.
1,9 Milliarden Dollar liessen die Basler damals springen – eine stolze Summe für ein Unternehmen, das gerade mal 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigte. Das sind Beträge, die selbst ein Roche-Konzernchef nicht aus der Portokasse nimmt.
Roche äussert sich nicht zu den Meldungen. Doch es gibt gute Gründe für ein mögliches Liebes-Aus in Manhattan. Die Übernahme von Flatiron stammt aus einer Zeit, als bei Roche vieles möglich war. Die Krebsblockbuster Mabthera/Rituxan, Avastin und Herceptin spülten jedes Jahr zuverlässig Milliarden die Kassen. Inzwischen hat der Wind gedreht. Nach einer Reihe von Studienflops liegen die Prioritäten klar bei Investitionen, die in absehbarer Zeit auch einen greifbaren Geschäftserfolg bringen. Da macht es Sinn, sich von einem Unternehmen zu trennen, das sich dem langfristigen Ziel der Nutzung der Behandlungsdaten von Krebspatienten und -patientinnen für das Design klinischer Studien verschrieben hat. Zumal Roche heute längst nicht mehr der Krebs-Champion ist, den es zur Zeit der Übernahme war, und zumal man ja selbst bei einem Verkauf weiter im Geschäft mit Flatiron bleiben kann.
Fragt sich, was eine Trennung vom New Yorker Health-Tech-Pionier für Foundation Medicine bedeuten würde. Die Roche-Tochter hat sich auf die Sequenzierung der Gewebeproben von Krebspatienten und -patientinnen spezialisiert und forscht nach Mustern, die für bestimmte Krebsarten verantwortlich sind. Auch hier gilt: Um die Leistungen von Foundation Medicine zu nutzen, muss man das Unternehmen eigentlich nicht besitzen. Ausverkauf bei Roche: Gut möglich, dass da noch mehr kommt.
1 Kommentar
Punkt 2 : welcher Konkurrent von Roche ist bereit seine Absichten in der Forschung bei Flatiron anzumelden, Informationen einkaufen und damit Roche aufzuzeigen welche Absichten sie haben.
Da muss ich mich schon Fragen was haben hier Herr
Schwan und Mitstreiter überlegt ?