Die Familien Maus und Nordmann leben ganz nach der Maxime: «Pour vivre heureux, vivons cachés.» Gaben das Handelsimperium Maus Frères vor zehn Jahren noch Umsatz und Mitarbeiterzahlen bekannt, herrscht heute Funkstille. Didier Maus, der starke Mann des verschwiegenen Clans, und seine Cousins, Thierry Halff und Pierre-André Maus, kommunizieren nicht mit der Aussenwelt. Und ganz sicher nicht mit Medien. Auch wenn es wieder mal rumpelt in ihrem Unternehmen. Wie jetzt gerade.
In den vergangenen zwei Jahren haben die Maus Frères zweimal den Manor-Chef ausgewechselt, die Mehrheit am Online-Outlet-Shop Eboutic.ch abgetreten, ihre Kreditkartenfirma Accarda verkauft, die Sportartikelkette Athleticum zugunsten der Konkurrentin Decathlon aufgelöst und sich mit Swiss Life in einen nicht enden wollen Streit um die Manor-Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse verheddert. Es sieht nicht gut aus für La Famille.
Einnahmen erodieren
Das einstige Kerngeschäft der Maus Frères befindet sich im Niedergang. Hastig werden Beteiligungen verkauft, Verkaufskanäle aufgegeben und Manager geschasst. Das Imperium mit Warenhäusern, Shoppingcentern, Baumärkten, Sporthändlern und Kleidermarken droht Identität und Perspektive zu verlieren. Ein paar Dutzend Mitglieder beider Familien leben vom Geschäft. Verbunden durch einen Vertrag, der die rund 15 Aktionäre vereint. Bangen Blickes schauen sie zu, wie die Einnahmen erodieren.
Zu den goldenen Zeiten Mitte der nuller Jahre setzte das Unternehmen bei traumhaften Margen gut sechs Milliarden Franken um. Heute sollen es noch rund fünf Milliarden sein. Das Inlandgeschäft mit Manor als Hauptpfeiler steuert noch knapp die Hälfte bei und wirft kaum mehr Rendite ab. Und auch die Baumarktkette Jumbo kommt nicht vom Fleck.
Passt The Kooples?
Die Maus Frères wollen den Rückgang in der Schweiz mit dem höhermargigen, internationalen Markengeschäft kompensieren – mit Lacoste, Gant, Aigle und neu mit The Kooples. Ende März liess Didier Maus über eine PR-Agentur verkünden, man sei in «Alleinverhandlungen» zur Übernahme der Pariser Marke gestartet und erwarte die Transaktion zum «Ende des ersten Halbjahres 2019». Skeptiker monieren, dass die Marke nicht ins Portfolio der Genfer passt, da sie von der Positionierung her etwas weit von Lacoste und Gant entfernt ist.
Freuen über den Zuwachs dürfte sich intern vor allem die nächste Generation – die Kinder von Didier Maus, seiner Schwester Marie-Laure Rondeau und Thierry Halff. Das Rennen um die Nachfolge jedenfalls ist eröffnet. Die Frage ist, wer sich dereinst in Didier Maus Chefsessel setzen darf und wer sich für die Nebenrollen qualifiziert.
Mehr über das geheimnisvollste Handelsimperium der Schweiz und seine Clan-Mitglieder lesen Sie in der neuen BILANZ.