Eines meiner Hobbys ist Bergsteigen, und daher weiss ich, dass man bei jedem Aufstieg hin und wieder ein Loch haben kann», sagt Manuel Gutierrez und reicht gleich sein Rezept nach, wie er solche Situationen meistert: «Dann muss man tief durchatmen, vielleicht noch einen Schokoladenriegel essen, und dann kommt die Energie wieder.»

Am Berg ist Manuel Gutierrez freilich nicht immer der erste am Seil. «Meine Partnerin und ich wechseln uns ab, sie macht das schon länger als ich und sie ist charakterlich gar nicht eine Frau, die einfach hinter einem herläuft». Und wenn die Felswand überhängend wird? «Dann gehe schon lieber ich voraus».

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Der höchste Berg Manuel Gutierrez bestieg im vergangenen Jahr den Kilimandscharo war aber nicht der schwierigste. «Am schwierigsten erwies sich eine dreitägige Tour zum Piz Morteratsch. Da war ich mental nicht bereit, ich nicht und meine Partnerin auch nicht.» Sie war in einem einfachen Abschnitt, in dem sie nicht angeseilt war, abgerutscht, dasselbe passierte auch Manuel Gutierrez. «Bis dahin hatte ich immer gedacht, das ziehen wir durch, und dann musste ich umdenken, dann sagte ich mir, jetzt geht es nur noch darum, dass wir uns ganz auf den Abstieg konzentrieren und schauen, dass nicht noch etwas Schlimmes passiert.»

Reserven für Krisen

Nimmt man aus solchen Situationen etwas mit? «Ich habe gelernt, dass es immer Wellenbewegungen gibt, Hochs und Tiefs, wo man einfach nicht mehr weiter kann und es mental sehr schwierig wird, sowohl beruflich und geschäftlich als auch privat beim Sport.»

Ist also das Bergsteigen oder der Triathlon das ideale Lernfeld für allgemeingültige Lebenserfahrungen? «Ja, das habe ich dort gelernt, obwohl es im Geschäft ganz anders an die Konstitution geht als beim Sport.» Beruflich als Vorgesetzter muss Manuel Gutierrez viel mehr auf die eigenen Ressourcen achten. «Denn wenn es am Nachmittag knallt und ich bereits am Limit bin, kann ich nicht mehr reagieren, wenn man mich braucht, ich muss immer auch noch Reserven für Krisenfälle haben.»

Und die Distanz zum Alltag? «Ich habe eine besondere Affinität zu den Musikfestwochen in Luzern, Musik ist meine heimliche Leidenschaft.» Zudem hat Manuel Gutierrez mit Golfspielen angefangen. «Ich mache das zum Vergnügen, ich persönlich glaube nicht daran, dass Geschäfte auf dem Golfplatz gemacht werden, ich glaube aber, dass persönliche Beziehungen Türen öffnen können und helfen, eine Vertrauensbasis herzustellen.»

Das macht den Einstieg für Manuel Gutierrez einfacher, «aber nachher muss man liefern, dann muss die Leistung stimmen». So einfach abschalten, wenn er nach Hause fährt und in die Tiefgarage einbiegt, kann Manuel Gutierrez nicht. «Beruf und Freizeit gehen bei mir ineinander über, aber an den Wochenenden bin ich für meine Partnerin da.»

Das Handy bleibt dann abgestellt. Es gibt aber Situationen, wo dennoch am Wochenende etwas fertig gemacht werden muss. «Ich arbeite einfach gerne, das ist das innere Feuer», sagt Manuel Gutierrez, «deshalb habe ich nicht so eine strikte Trennung; wenn die kommt, ist es vielleicht Zeit, eine neue Stelle zu suchen.» Distanz zum Alltag gewinnt Gutierrez aber nicht nur auf dem Golfplatz. «Die gewinne ich auch in einer einfachen SAC-Hütte, da kommt man wieder auf die Grundelemente des Lebens zurück.»

Zu den Grundelementen seiner jetzigen beruflichen Herausforderung Manuel Gutierrez leitet seit Anfang Mai das Geschäft des Daten-Speicherherstellers StorageTek in der Schweiz kam er während der Weihnachtsmesse nach seiner Lehre als Elektroniker. Während dieser Messe wurde jede Hand im Verkauf gebraucht und Manuel Gutierrez half deshalb aus.

Vorher hatte er die üblichen Berufswünsche eines Jungen gehabt: «Pilot wollte ich natürlich werden.» Dann interessierte er sich für Physik. «So bin ich in die Elektronik gerutscht und habe eine Lehre als Elektroniker gemacht.» Was faszinierte ihn besonders daran? «Ich hatte damals viel gebastelt, später kamen die ersten PCs und damit die Mailboxen, das war unheimlich spannend.»

Mailboxen waren vor dem Internetzeitalter das, was heute Webseiten und Portale sind. Man musste sie aber individuell über bestimmte Telefonnummern einzeln anwählen. «Ich habe mich dann in Richtung Elektrotechnik weitergebildet und dann ging ich zu einer Firma, die sich mit der Entwicklung von Applikationen auf Mikroprozessoren beschäftigte. Nach sechs Monaten sah ich, dass es zwar interessant war, zu programmieren, aber dass ich nicht mein Leben damit verbringen wollte.» So wechselte Manuel Gutierrez in den Verkauf und kam über die Firmen Alcatel und Avaya zu StorageTek.

Gebranntes Kind

Wie speichert denn eigentlich ein Chef einer Speicherfirma-Vertretung die eigenen Daten? «Ich mache regelmässig Kopien der Daten», sagt Manuel Gutierrez lachend, «mir ist einmal eine Festplatte abgestürzt, da habe ich das gelernt.» Ist so etwas nur durch eigene Erfahrung zu lernen? «Ja, ich glaube schon, jeder der so etwas erlebt hat, geht ganz anders damit um.»

Seine Kunden können sich solche Erfahrungen aus erster Hand gar nicht leisten, denn wenn ein Server ausfällt das sind Computer für Netzwerke , kann man einen Ersatz installieren und nach einem kurzen Unterbruch weiterarbeiten. Wenn aber Datenberge, die jährlich mit Raten zwischen 50 und 100% weiterwachsen, verloren gehen, steht rasch einmal die Existenz eines Unternehmens auf dem Spiel.

Daten werden heute in Firmen üblicherweise auf Systemen mit Festplatten oder mit Datenspeicher-Bandkassetten gespeichert. StorageTek gilt laut den Industrieanalysten von Gartner als führend bei diesen Bandspeichern. Diese Technologie ist durch die Plattenspeicher in den vergangenen Jahren etwas in den Hintergrund gedrängt worden, sie spielt aber aufgrund der um Faktoren tieferen Kosten für die Datenträger immer noch eine bedeutende Rolle in Rechenzentren.

StorageTek bietet nicht nur die Hardware an, sondern auch komplette Lösungen, bestehend aus Platten-, Bandspeichersystemen und der dazugehörenden Software. Die Preise zerfallen in diesem Markt trotz hohem Volumenwachstum zwischen 50 und 100% mit Jahresraten zwischen 20 bis 40%.

Wie kann man sich hier gegen die grossen Konzerne wie IBM und HP behaupten? «Wir sind die Speicherexperten, wir machen nichts, was darüber hinausgeht», steckt Manuel Gutierrez den Aktionsradius seines Unternehmens ab. «Und das kann man nur mit den richtigen Leuten machen, die fokussiert an die Aufgaben heran gehen.»

Grosskunden betrachten Speichersysteme immer noch als isolierte separate Einheiten, mittelgrosse Kunden tendieren hingegen eher zu Gesamtlösungen. «Da müssen wir mit Partnern zusammenarbeiten, wenn wir einzelne Teile nicht haben», sagt Manuel Gutierrez. Partner benötigt StorageTek auch für den Zugang zu den Kunden. «Wir sagen ganz klar, mit welchen Kunden wir direkt Geschäfte abschliessen und mit welchen wir mit Partnern zusammenarbeiten, da muss man einfach fair und integer sein.»

Lässt sich das trotz des hohen Quartalsdrucks, dem amerikanische Firmen unterliegen, vor allem wenn ihre Aktien an der Börse kotiert sind, überhaupt durchhalten? «So wie ich die Firma bis jetzt kennen gelernt habe, wird das verstanden», meint Manuel Gutierrez, «aber natürlich gibt es den Druck und dann muss man einfach das Rückgrat haben. Und man muss von dem, was man macht, ganz überzeugt sein.»

Profil. Steckbrief

Name: Manuel Gutierrez

Funktion: Geschäftsführer von StorageTek in der Schweiz

Alter: 41

Wohnort: Kilchberg ZH

Familie: Ledig

Karriere

1997-99 General Management/Executive MBA, HSG

1992-93 Branch-Manager Ascom

1994-98 Direktor Alcatel Schweiz

1998-2001 Leitung Key Account Management, Alcatel Schweiz

2001-2004 Leiter der Niederlassung von Avaya Schweiz

Firma: StorageTek

Das US-Unternehmen entwickelt, baut und vertreibt Speichersysteme für Computer in Firmen-Rechenzentren. Der Schwerpunkt liegt bei Band (Tape) als Speichermedium. Neu werden selbst entwickelte Plattenspeicher angeboten. Der Umsatz weltweit liegt etwas über 2 Mrd Dollar, in den letzten drei Jahren wurden nach einer grösseren Umstrukturierung immer schwarze Zahlen geschrieben. Storagetek beschäftigt in der Schweiz 75 Personen. Zum hiesigen Geschäftsgang werden keine Zahlen veröffentlicht, das abgeschlossene 2. Quartal soll aber «gut» ausgefallen sein.